Rezension

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Sehr bewegend und berrührend

Mit zwanzig hat man kein Kleid für eine Beerdigung - Valentina D'Urbano

Mit zwanzig hat man kein Kleid für eine Beerdigung
von Valentina D'Urbano

Geschildert wird die bisherige Lebensgeschichte der 20-jährigen Beatrice, die mit ihren noch jungen Eltern und dem jüngeren Bruder in einem Armenviertel lebt. Die Gegend dort ist allgemein heruntergekommen, die Bewohner der Häuser haben diese besetzt und nur selten verirrt sich die Polizei in diese Gegend, die man auch die "Festung" nennt. Beatrices Eltern haben keine Ausbildung und wurden schon früh Eltern, aber sie sind anständige Leute und versuchen aus ihrem Leben das Beste zu machen und sich immer irgendeine Arbeit zu suchen, um das Überleben der Familie zu sichern. Doch eine halbwegs gut bezahlte Arbeit zu finden ist für die Bewohner dieses Viertels sehr schwierig, denn sobald potentielle Arbeitgeber erfahren, woher der Arbeitssuchende kommt, wimmeln sie diese schon ab. Dies wird Beatrice später auch erfahren müssen, als sie die Schule beendet.

Das Buch beginnt mit der Beerdingung des 19-jährigen Alfredo, an der Beatrice relativ beäubt teilnimmt und beschließt die "Festung" endgültig zu verlassen.Dann wechselt die Handlung in Beatrices Kindertage. Über ihnen ist ein verwitweter Vater mit seinen drei Söhnen eingezogen. Diese Familie kommt aus noch einer viel ärmeren Unterkunft. Ständig gibt es dort Lärm und Krach. Der Vater wird nicht mit dem Tod seiner Frau und seinem Leben fertig und die Söhne müssen es büßen. Oft müssen die Nachbarn erleben, wie er seine Kinder fast tot schlägt. Besonders Alfredo, den mittleren seiner Söhne, der im gleichen Alter wie Beatrice ist, erwischt es meistens und so kümmern sich Beatrices Eltern sehr häufig um Alfredo und seine Brüder. Alfredo findet hier eine Zuflucht, um dem tobenden, betrunkenen Vater zu entfliehen und er freundet sich mit Beatrice und ihrem jüngeren Bruder an. Da Beatrice und Alfredo unzertrennlich im Viertel erscheinen, nennt man sie bald die Zwillinge. Oft ist Alfredo Beatrice lästig und sie ist eifersüchtig auf ihn, da sie glaubt, er würde ihr einen Teil der Liebe ihrer Mutter wegnehmen und sie merkt erst in ihrer Jugend, wiewiel ihr Alfredo wirkich bedeutet und daß er ein wichtiger Teil ihres Lebens ist. Ihre manchmal kaltherzige Art machte es Alfredo nicht leicht, ihr seine Liebe zu gestehen und zwischen gewalttätigen Eifersuchsdramen der beiden, hofft man endlich, daß sie zusammenfinden. Doch die Zeichen stehen leider nicht gut für eine gemeinsame Zukunft. Alfredo rutscht immer tiefer in einen Sumpf ab, aus dem Beatrice ihn zwar mit allen Mitteln zu befreien versucht, aber dennoch scheitert.

Der Schreibstil ist einfach gehalten und manchmal auch derb, symbolisiert aber so die Umgebung und das alltägliche Leben von Beatrice. Man kann sich sehr gut in sie hineinfühlen und leidet mit Beatrice, Alfredo und ihrer Familie. Während des Lesens hofft man immer noch, daß es zu einem guten Ende für Alfreod kommt, gerade da dieser junge Mensch einen so schrecklichen Start ins Leben hatte und sich keine Perspektive für ihn auftut. Dennoch ist das Buch auch hoffnungsvoll und zeigt, daß sich Beatrices Stärke auszeichnet und sie einen Ausweg aus der scheibaren Ausweglosigkeit ihres Lebens gefunden hat. Es ist ein sehr lesenswertes, unheimlich berührendes Buch, bei dem mir zum Schluß die Tränen kamen. Der jungen Autorin ist ein herausragendes Erstlingswerk gelungen und ich bin gespannt auf mehr von ihr.