Rezension

Sehr empfehlenswert!

Wir waren doch so jung - Jennifer Riemek, Michael Kuhn

Wir waren doch so jung
von Jennifer Riemek Michael Kuhn

Bewertet mit 5 Sternen

Dieses Buch erzählt den Lebensweg von Jakob Bergmann und Annie Vries und deren Familien zur Zeit des Nationalsozialismus. Beide jüdischen Familien waren in Aachen ansässig und das Buch schildert einfühlsam die Repressalien, denen jüdische Menschen nach der Machtergreifung der Nazis in Deutschland ausgesetzt waren, bis hin zu den Ereignissen in den Konzentrationslagern.

Jennifer Riemek hat aus einer bereits 1995 von ihrem Vater Michael Kuhn erstellten Sammlung von historischen Dokumenten und belegten Zeugenaussagen, die unter dem Titel „Und wir waren noch so jung“ veröffentlicht wurden, die fiktive Geschichte von Jakob und Annie entwickelt.
Im Anhang sind dann die Zeugenaussagen mit ergänzenden Fotos und einer Zeittafel beigefügt.

Aus meiner Sicht ist dieses Buch ein unglaublich gut gelungener Erstling der Autorin. Sie erzählt sehr sachlich und verhalten, was aber dazu führt, dass die Ereignisse umso stärker wirken. Sie hat eine stimmige und nachvollziehbare Geschichte konstruiert, die auf den tatsächlichen Zeugenaussagen von Menschen beruht, die zur Zeit des Nationalsozialismus in und um Aachen gelebt haben.

Der Leser wird sofort in die Geschichte hineingezogen und leidet mit den beiden sehr sympathischen Hauptprotagonisten Jakob und Annie mit. Man kann fast fühlen, wie sich das Klima in Deutschland nach der Machtergreifung der Nazis verändert haben muss und wie sich das auf die betroffenen Menschen ausgewirkt haben muss. Über Flucht, Vertreibung Ghettoaufenthalt und schließlich auch Deportationen erfährt der Leser vom unvorstellbaren Leid in dieser Zeit, aber auch von Hilfsbereitschaft und Unterstützung.

Das Buch ist in Jahre aufgeteilt, was eine gute Übersicht beim Lesen zur Folge hat. Ich habe z. B. erst die tatsächlichen Ereignisse im hinteren Teil des Buches gelesen, weil mich immer sehr stark interessiert was nun Wahrheit ist und was Fiktion. Danach habe ich dann das entsprechende Jahr aus der konstruierten Geschichte gelesen.

Leider enthielt die Ausgabe, die ich zur Verfügung gestellt bekommen habe, sehr viele Rechtschreibfehler, was wohl üblicherweise zu einem Punkteabzug führen soll. Ich habe mich aber dagegen entschieden, weil mir dieses Buch in seiner Gesamtheit so unglaublich gut gefallen hat und ich finde, dass dieses schwere Thema und dunkle Kapitel der deutschen Geschichte sehr gut vermittelt wird und bewerte es deshalb mit 5 Punkten/Sternen.