Rezension

Sehr ergreifend…

Wir Kinder vom Bahnhof Zoo - Christiane F., Kai Hermann, Horst Rieck

Wir Kinder vom Bahnhof Zoo
von Christiane F. Kai Hermann Horst Rieck

Bewertet mit 5 Sternen

Inhalt: 
Christiane F., oder aber Christiane Vera Felscherinow, wie sie eigentlich heißt zieht mir ihren Eltern und ihrer kleinen Schwester als junges Mädchen nach Berlin Neukölln, wo eigentlich alles noch besser werden sollte. Ihr Vater hatte die Idee gemeinsam mit ihrer Mutter eine Ehevermittlung aufzumachen und das große Geld zu verdienen. Doch es sollte anders kommen, mit der Ehevermittlung klappte es nicht und ihr Vater begann zu trinken und die Familie zu verprügeln. Auf 2,5 Zimmern lebte die Familie nun in der Gropiussiedlung, in der alles Begann. Christiane lernte Leute kennen, die Haschisch rauchten und machte zum ersten mal mit, später nahm sie Valium, LSD, schmiss Trips und schließlich auch Heroin. Um ihre Sucht, die lange unentdeckt blieb zu verheimlichen, ging sie anschaffen, am Bahnhof Zoo. 

Meine Meinung:
Natürlich kannte ich die Eckdaten von Christiane F., als ich mir das Buch kaufte, d.h. schlechte Kindheit, Drogen, Prostituion, doch mit diesem Ausmaß ihrer Geschichte, bzw ihrem Verlauf des Lebens hätte ich nicht im geringsten gerechnet. Das Buch beginnt mit einer Anklageschrift über Prostitution und Drogenbesitz, der wirklich sehr erschreckend ist, wenn man das Alter von Christiane bedenkt. Mit gerade mal 14 hat sie viele schlechte Erfahrungen gemacht, deren Ursachen vermutlich in ihrer Familie begraben liegen. 
Der Leser lernt ihren aufbrausenden Vater kennen, der ihre Mutter, ihre Schwester und auch sie selbst schlägt und verprügelt, dennoch ist er trotz allem ein "starker Mann" für Christiane, welchen sie sich als Vorbild nimmt. Später hat sie erstmal keinen Kontakt mehr zu ihm, dafür aber zu Haschisch und verschiedenen anderen Drogen, die ihr auch irgendwann nicht mehr genug sind. Ihre Mutter ist blind was die Probleme ihrer Tochter angeht und glaubt ihrem neuen Freund nicht, als dieser sagt dass ihre Tochter Drogenprobleme hat. Erst als diese Christiane selbst im Bad beim Heroin spritzen erwischt wird es ihr klar und sie macht sich starke Vorwürfe.

Ich finde es nicht richtig Christianes Geschichte mit Sternen oder irgendwelchen Punkten zu bewerten, denn schließlich ist es einfach ihr Leben gewesen, was aufgeschrieben wurde, um anderen ein hoffentlich abschreckendes Beispiel zu sein. Dennoch vergebe ich hier die höchste Wertung, da mich ihre persönliche Geschichte und auch ihr Mut diese zu veröffentlichen sehr beeindruckt hat. Ihre ehrliche Art die meist unglücklichen Wendungen, ihre Gedanken und auch ihre Probleme, sowie familiären Sorgen taten mir persönlich beim Lesen einfach sehr Leid. Ich finde es sehr erschütternd, dass gar nicht so ein geringer Teil von Jugendlichen und Menschen in diesem Sumpf aus Drogen und Prostituion gefangen sind. Erschreckend waren auch ihre "Freunde", sie nach und nach starben oder mit der Polizei zu tun hatten. 

Der Schreibstil des Buches verleitet den Leser außerdem alles in einem Rutsch zu lesen, genauso wie die Neugierde die einfach da ist. Ich wollte unbedingt wissen wie es weitergeht mit Christianes Leben und ob sie ihren Entzug nun geschafft hat oder nicht. 

Fazit:
Eine Lebensgeschichte dir es wert ist gelesen zu werden und auch sehr zum nachdenken anregt. Außerdem bin ich neugierig auf "Mein zweites Leben", das ist ihr Folgeband der vor kurzem erschienen ist und eine Autobiografie von ihr selbst.