Rezension

Sehr extrem

Vor uns die Nacht
von Bettina Belitz

Bewertet mit 2.5 Sternen

Vor uns die Nacht – Bettina Belitz

Worum geht es:

Ronia ist 21, Pfarrerstochter und Archäologiestudentin und ausgerechnet an Heiligabend hat ihr Freund mit ihr Schluss gemacht. Nun ist es nicht die erste gescheiterte Beziehung, sodass sie stark ins Grübeln kommt, warum man vor ihr Reißaus nimmt.
Noch am selben Tag begegnet sie Jan, der völlig unnahbar und verboten erscheint. Sie fühlt sich sogleich von ihm angezogen und auch die Warnungen ihres besten Freundes und WG-Partners Jonas schlägt sie in den Wind. Nach diesen Abend nimmt sich Ronia vor, dass sie, sollte ihr Jan wieder über den Weg laufen, sich nicht Hals über Kopf in ihn verliebt und die Zügel in den Händen behält. Und genau hier beginnt der lange und immer wieder schwankende Weg, den sie daraufhin einschlägt.

Cover:

Das Cover ist überwiegend dunkelblau und matt. Es ist sogar besser, als wenn es glänzend oder poliert aussähe – gute Verbindung mit dem Wortteil „Nacht“ im Titel. Die Schrift darauf ist weiß, somit hebt sie sich sehr gut ab und ist leicht zu lesen. Auch der Schrifttyp ist ansprechend bzw. meiner Ansicht nach passend in einer leicht geschwungenen Druckschrift und somit nicht so starr, wie wenn es mit kantiger Druckschrift verfasst worden wäre. Um den Titel ranken sich Blumen, "Gräser", Sträucher in abwechselnd Silber, Weiß, Türkis, helles Türkis und schwächeres Dunkelblau. Genauso verhält es sich auch mit der Rückseite. Es passt gut zueinander und erschlägt auch nicht, sondern macht neugierig. Da es relativ schlicht gehalten ist (stellt keine Tiere oder Personen dar) kann man nichts vom Inhalt erahnen.
Ich finde es sehr stimmig.

 

Einschätzung:

Noch vor Ende der ersten Hälfe des Buches war ich der festen Überzeugung, dass dieses Buch das Thema Drogen und erste richtige Liebe behandelt. Weit gefehlt. Je mehr ich gelesen habe, desto verschiedenere Möglichkeiten bauten sich vor mir auf. Dies sorgte dafür, dass ich des Öfteren verwirrt aufhörte und erstmal überlegen musste, was jetzt plötzlich zu diesem Wandel geführt hat.
Der Schreibstil hat es mir leicht gemacht in die Geschichte reinzufinden, denn Frau Belitz sorgt für ausreichend genaue Bilder und Eindrücke, um sich das Geschehen gut vorstellen zu können.
Eine gefühlsmäßige Tiefe hat sie dann leider nur während der Zweisamkeit von Ronia und Jan geschafft, sodass mich das Buch nicht wirklich berührt hat, obwohl es potenzielle Stellen besessen hat.
Die Figuren (vor allem Ronia) hingegen hatten die gegenteilige Wirkung. Ronia hat einen dermaßen unreifen und extrem wandelbaren Charakter, dass es schier unmöglich war irgendeine Sympathie für sie zu entwickeln. Sie wollte selber bestimmen, wie weit es mit Jan geht, aber gewirkt hat sie auf mich wie eine Suchtkranke, die eben nicht mehr wusste, was sie teilweise gemacht hat.
Ihr Freund Jonas war zuerst immer zur Stelle, wenn etwas war und trat stark beschützend auf, aber später musste man ihn suchen.
Die beste Freundin Johanna hat für mich nur eine platzfüllende Funktion, wobei ich hier mehr erwartet hätte.
Und dann ist da natürlich noch Jan, auf der einen Seite geheimnisvoll, mit vielen Gerüchten um seine Person umgeben und andererseits irgendwie immer da, wenn Ronia ihn sucht oder braucht. Ich fand ihn eigentlich ganz gut gelungen, obwohl er zum Ende hin dann Eigenschaften aufzeigte, die ich eher unpassend fand.

Fazit:

Mich konnte das Buch leider nicht mitreißen. Cover, Klappentext und Schreibstil sind ausschlaggebend dafür, dass ich es lesen wollte und auch zu Ende gebracht habe. Es ist nicht schlecht, hinterlässt aber auch keinen bleibenden Eindruck. Vielleicht nicht jedermanns Geschmack, aber durch die Art und Weise, wie es geschrieben wurde, ist es ein nettes Buch, wenn man mal etwas für zwischendurch haben möchte.