Rezension

Sehr gefühlvoll

Marienkäfertage
von Uticha Marmon

Bewertet mit 5 Sternen

Meine Meinung:
Vorausschicken muss ich, dass ich den Klappentext vor Lesebeginn nicht kannte und vollkommen Ahnungslos an dieses Buch herangegangen bin. Eine reine Coverentscheidung also. Aber im Nachhinein habe ich festgestellt, dass der Klappentext endlich mal einer ist, der nicht spoilert und den man sich gefahrlos vor Lesebeginn anschauen kann. Eine echte Seltenheit.

Den Schreibstil von Uticha Marmon fand ich zu Beginn recht speziell und nicht ganz so einfach zu lesen (jedenfalls brauchte ich dafür Ruhe und möglichst keine Ablenkung). Ab dem Zeitpunk jedoch (so um Seite 45) an dem ich begriffen hatte, was Elin so bewegte und angetrieben hat, war der anfänglich verwirrenden Schreibstil plötzlich total passend und plausibel. Gedankenfetzen, Erinnerungen, Gefühle und inneres Chaos nehmen nun mal keine Rücksicht auf den Leser, sondern müssen raus - egal wann, wie und in welcher Reihenfolge. Das hat mir sehr imponiert.
Auch im weiteren Verlauf gibt es immer wieder Stellen, an denen Elin unverhofft aus der Gegenwart in die Vergangenheit abdriftet.

Marienkäfertage ist ein Buch, dem man wirklich seine ungeteilte Aufmerksamkeit  widmen sollte, damit sich die vielen Dinge zwischen den Zeilen entfalten können und man nichts überliest. 

Uticha Marmon beschreibt mit vielen leisen und einfühlsamen Tönen was in diesem jungen Menschen vorgeht, aber sie schreckt auch nicht davor zurück Elin teilweise laut und egoistisch wirken zu lassen, was sie kurzzeitig einige Sympathiepunkte kosten kann. Aber das Leben ist halt nicht immer nur Marienkäferrot - die schwarzen Punkte gehören unvermeidlich dazu. 

Ich konnte Elin sehr gut verstehen, ihre wirre, karussellfahrende Gefühlswelt nachvollziehen. Wie fühlt man sich, wenn von jetzt auf gleich alles anders ist?  Wenn man derartig mit Leere und Enttäuschung gefüllt ist, sodass für positive Gedanken kaum mehr Platz ist? 

Fazit:
Eine unglaublich berührende Geschichte über einen jungen Menschen, der schmerzhaft feststellen muss, dass Glück oft mehrere Gesichter hat.
Empfehlenswert nicht nur für jugendliche Leser.