Rezension

Sehr gut

Notizen einer Verlorenen - Heike Vullriede

Notizen einer Verlorenen
von Heike Vullriede

Bewertet mit 4.5 Sternen

Die „Notizen einer Verlorenen“ sind Ende 2013 im Luzifer Verlag erschienen. Dafür, dass es sich um einen Psychothriller handelt, zeigt der Verlag ganz neue Wege im Sinne des Horrors auf.

Dies gelingt.

Die Brücke zwischen einer subtilen, monotonen Abhandlung über das Thema Suizid oder die aktive Sterbehilfe wird hingezogen zum Horror, im engeren Sinne sind damit Thematiken gemeint die Fragen aufwerfen wie: Inwieweit und wodurch ist ein Mensch manipulierbar? Wann fängt aktive Sterbehilfe an, wo sind die Grenzen und ab wann geht man einen Schritt zu weit?

Der Schreibstil ist sehr eindringlich, klar und wenig durch Schachtelsätze gekennzeichnet. Fernab dessen muss man auch sagen, dass die Geschichte an sich permanent in Bewegung ist. Es gibt keinerlei Pufferzonen für den Leser, was erstaunlicherweise aber kein Nachteil ist, sondern lediglich die eigene Aktivität als Leser so steigert, dass man am besten sofort bis zum Schluss lesen muss.

Ein Sog aus Gedanken und Beschreibungen aus der Sicht von Sarah, der Protagonistin, Erzählerin und der für mich als Schlüsselfigur gezeichneten Frau, entsteht und wirkt wie ein Kokon. Die Sicht wird klarer auf das Ende hin, je mehr Zeit vergeht und je mehr man liest. Sobald es aber "Plopp" macht, die Hülle gen Ende fast geplatzt ist, kommt er, der Überraschungseffekt und das Ende bekommt einen merkwürdigen Touch.

Doch der Kreis der Erzählung schließt sich.

Anfangs werden Sarahs Notizen, in Form eines Tagebuchs, neben einer Maschine, die ihr das Leben kostete, gefunden. In diesem Tagebuch gibt Sarah ihre letzten Wochen wieder. Das überraschende Ende bildet mit dem Anfang nahezu einen Rahmen vollkommener Stabilität. Schon nach den ersten Seiten ist klar, dass Sarah keine Wahl hatte. Die einen nennen es Schicksal, die anderen würden es eher in die Richtung der gewollten Manipulation einordnen. Denn ein Jeder ist selbst dafür verantwortlich, inwiefern er sich (zu stark) manipulieren lässt oder nicht.

Für mich ist es eine Mischung aus beidem.

 

Die „Notizen einer Verlorenen“ lassen sich inhaltlich kaum wiedergeben, ohne dem Thriller zu viel vorweg zu nehmen. Es ist ein sehr komplexes Werk auf wenigen Seiten, eindringlich, charmant. Es regt sehr zum Nachdenken und Überdenken manch eigener Handlungen an.

Fazit? Empfehlenswert.