Rezension

Sehr nüchtern & ausschweifend! - 2,5 Sterne

Wir beide, vielleicht - Donovan Kemper

Wir beide, vielleicht
von Donovan Kemper

Bewertet mit 2.5 Sternen

In „Wir beide vielleicht“ von Kemper Donovan geht es um Elisabeth & Richard, die ein moralisches Angebot bekommen. Die beiden Wildfremden müssen jede Woche mindestens 2 Stunden miteinander verbringen & sich unterhalten. Wenn sie dies ein Jahr lang durchziehen, dann bekommt jeder jeweils eine halbe Million Dollar. Doch können sie das wirklich schaffen? Und wer steckt dahinter?

 

 

Der Schreibstil ist zu ausschweifend für meinen Geschmack. Man erfährt alle Hintergrundinformationen zu jedem Nebencharakter & zu allen Stadtteilen von Los Angeles. Das war mir zu viel an Informationen. Vor allem wenn man bedenkt, dass der Großteil davon für die eigentliche Geschichte keine Rolle spielt. In Bezug dazu war mir der Stil auch etwas zu trocken & nüchtern. Oft hat es mich eher an ein Sachbuch, als an einen Roman erinnert. Manchmal hat es sich einfach wie ein Bericht von Ereignissen bzw ein Zeitungsartikel gelesen.

Die Geschichte wird von einem auktorialen Erzähler geschildert, der oft & viel zwischen den Gedanken der Charaktere hin & her springt, was zu Verwirrungen führen kann.

 

Die Charaktere waren wirklich sehr gut charakterisiert, da man einfach sehr viel von ihrem Leben erfährt. Das gilt auch für jeden Nebencharakter. Dies war mir allerdings etwas zu viel. Die langen Beschreibungen bzw Hintergrundgeschichten haben mich irgendwann gelangweilt. Vieles davon war auch einfach nicht relevant für die eigentliche Geschichte.

Durch den Schreibstil & die vielen unnötigen Details kam bei mir eine Distanz zu den Charakteren auf. Ich fand sie schon interessant, konnte mich aber nicht in sie hinein versetzen.

 

Die Handlung war mir zu wenig vorhanden. In den vielen Beschreibungen geht der Plot einfach unter. Es wird viel ausgelassen & übersprungen. Dementsprechend scheint alles sehr schnell zu gehen. Ich konnte der Entwicklung schlecht folgen, da sie kaum auszumachen war. Es gab für meinen Geschmack zu wenige Szenen in denen die Annäherung oder das Kennenlernen gezeigt wurden. Oft wurde in Halbsätzen erwähnt, dass die Treffen nun schon 3 Monate lang stattfinden & sie sich so kennen gelernt haben. Sehen tut man davon aber wenig.

Ich glaube hier ist die Erwartungshaltung wichtig. Ich habe eine Liebesgeschichte mit ChickLit-Elementen erwartet. Dies ist aber mehr eine ernsthafte, fast schon dramatische Schicksalsgeschichte, wenn auch nicht ganz so tragisch wie diese normalerweise sind.

Die Auflösung beruhte für mich zu stark auf Zufällen. Das alles zufällig so gekommen ist wie es gekommen ist, kann ich ja noch akzeptieren. Aber die Art wie die Protagonisten dies herausgefunden haben, erscheint mir zu unrealistisch & unglaubwürdig. Der Schluss der dort gezogen wurde, beruht einfach auf zu wenigen Informationen. Das habe ich der Geschichte nicht abgekauft. Die Szene war definitiv die schwächste von allen.

Das Ende war mir etwas zu filmisch gestaltet & passte damit nicht so recht zum Rest der Geschichte. Mir hat es nicht so recht gefallen, da ich es etwas seltsam fand. Ich kann mir aber vorstellen, dass andere davon begeistert sein könnten. Es kommt auf die eignen Vorlieben & Erwartungen an.

Positiv & interessant fand ich, dass Richard & Elisabeth sich viel über Filme & Bücher unterhalten haben. Dies sind auch meine Interessensgebiete. Deswegen habe ich diese Parts gern gelesen. Mit den Büchern konnte ich zwar nichts anfangen, da es nur um Klassiker ging, die ich nie gelesen habe. Die Filme kannte ich dafür allerdings fast alle & fand es interessant, wie die verschiedenen Meinungen zustande kamen.

 

 

Fazit: Objektiv gesehen ist das kein schlechtes Buch. Es hat interessante Ansätze & gut ausgearbeitete Charaktere sowie auch ein detailliertes Setting. Allerdings war es einfach etwas komplett anderes als ich erwartet habe. Die Faktenflut wurde mir zu viel & die Handlung ging mir zu sehr unter. Auch der Schreibstil war mir etwas zu nüchtern. Deshalb 2,5 Sterne.