Rezension

Sehr philosophisch!

Vision - Das Zeichen der Liebenden - Ana Alonso, Javier Pelegrin

Vision - Das Zeichen der Liebenden
von Ana Alonso Javier Pelegrin

Bewertet mit 4 Sternen

Was hat mir an dem Buch gefallen?

Zunächst einmal stand ich der Idee, eine komplette Geschichte über die Bedeutung eines Tattoos zu schreiben, etwas skeptisch gegenüber. Mehr gibt der Klappentext ja nicht Preis. Er bezieht sich aber hauptsächlich auf die ersten hundert Seiten und verrät nicht viel von dem, was eigentlich dahinter Steckt. 
Eine kurze Zusammenfassung, um nicht zu viel zu verraten.

Es gibt die sogenannten Medu-Klane, deren Mitglieder, die nicht oder nur teilweise menschlich sind, jeweils über verschiedene magische Fähigkeiten verfügen. Sie alle haben eines gemeinsam: Sie beeinflussen das Leben der Menschen und… sie wollen die Macht über die jeweils andern Klane.
Die Medu-Klane haben einen gemeinsamen Feind: Die Wächter, die den Einfluss der Medu auf die Menschen beenden wollen.

Alex Rolle in diesem Machtgefüge bleibt lange ein Rätsel. Es gibt Hypothesen die aufgestellt, verworfen und wieder aufgenommen werden. Ist Alex ein Mitglied der Medu-Klane, oder ein Nachkomme der Wächter, oder vielleicht sogar beides?

Die Entwicklungen und Wendungen sind spannend zu verfolgen. Man muss sich allerdings auf die eine oder andere „Geschichtsstunde“ gefasst machen. Zunächst wird der Hintergrund aus der Sicht der Medu-Klane erzählt, dann, nach einer entscheidenden Wendung, aus der Sicht der Wächter. Diese Beleuchtung von 2 Seiten fand ich persönlich sehr gut, auch wenn die vielen Personen und Geschehnisse manchmal etwas viel waren. Zum Glück gibt es ganz hinten im Buch eine Auflistung der wichtigsten Personen. So behält man zwischendrin den Überblick.

Als dann erklärt wird, was es mit den beiden verfeindeten Seiten auf sich hat, wird es sehr philosophisch. Es geht um Fremdbestimmung, Leben und Schicksal. Es kam teilweise einer Denksportaufgabe gleich, die Bedeutungen und Ursachen der Machenschaften der Klane und der Wächter zu verstehen. Hat man es dann (größtenteils) verstanden, regen die verschiedenen Themen zum Nachdenken an.

Beispiele kann ich hier leider nicht geben, das würde zu viel verraten. Wahrscheinlich machen die Sätze, wenn man sie aus dem Zusammenhang reißt, auch gar keinen Sinn. Man muss es sich Schritt für Schritt erarbeiten.

Sehr gut finde ich auch, dass der letzte Teil aus Janas Sicht geschrieben ist. Jana ist ein sehr geheimnisvoller Mensch und ich war mir anfangs nicht ganz sicher, was ich von ihr halten sollte. Ihr Motive und Gedanken bleiben lange Zeit ein Rätsel und bieten viel Platz für die verschiedensten Vermutungen. Durch den letzten Teil wird man dann (endlich) in ihre Gedanken und Gefühle eingeweiht und bekommt noch einmal eine ganz andere Sicht auf die Dinge und vor allem auf Alex‘ Veränderung.

Ganz wichtig zu erwähnen wäre da noch Erik, Alex‘ bester Freund. Er hat sich im Laufe des Buches von einem eher unwichtigen Nebendarsteller, zu meinem persönlichen Lieblingscharakter entwickelt. Er spielt eine überaus wichtige Rolle… Vielleicht sollte man eher sagen; ihm ist eine Rolle vorherbestimmt, die er nicht gänzlich übernimmt. Durch seine Loyalität und Freundschaft gegenüber Alex treibt es ihn nämlich in eine etwas andere Richtung, die ihn so überaus sympathisch und einzigartig macht. Er hat der ganzen Geschichte eine sehr emotionale Seite gegeben.

Was hat mir an dem Buch nicht so gut gefallen?

Ich muss zugeben, ich hatte ein kleines Problem mit Alex.  Er war anfangs  so beeinflussbar, dass man meinen könnte, er hätte keine eigenen Ansichten. Für fast alles, was er von anderen erzählt bekommen hat, sei es von David, Mitgliedern der Klane oder den Wächtern, hatte er Verständnis und hat es aufgenommen, als sei es seine eigene Meinung. Und das, obwohl es meistens vollkommen gegensätzliche Ansichten waren. 

Man kann das natürlich verstehen, wenn man bedenkt, dass er auf der Suche nach seinem Platz in der ganzen Geschichte ist und er in gewisser Weise auf andere angewiesen ist. Dennoch fand ich es komisch, dass er sich sehr oft einfach mit Dingen abgefunden hat, ohne sie zu hinterfragen. Wenn er einmal „Widerstand“ geleistet hat, dann war dieser nicht von langer Dauer und bezog sich auch meistens nur auf die Themen, die etwas mit Jana zu tun hatten.
Zum Ende hin verändert er sich dann. Er lässt sich nicht mehr beeinflussen und trifft seine eigenen Entscheidungen. Die anfängliche „Beeinflussbarkeit“ trägt  also Letztenendes nur dazu bei, Alex‘ Entwicklung nachvollziehbar zu machen und ihre Bedeutung zu betonen. Aus diesem Grund wirkt sich dieser Punkt nicht allzu negativ aus.

Fazit
Vision biete eine spannende und philosophische Geschichte, für die man allerdings etwas Ausdauer braucht. Die Idee ist neu, gut ausgearbeitet und interessant.