Rezension

Sehr schöne etwas andere Zirkusgeschichte

Der Zirkus der Stille - Peter Goldammer

Der Zirkus der Stille
von Peter Goldammer

Thais wächst bei ihrer Großmutter Victoria auf. Man kennt sie in Zirkuskreisen als „Die unvergleichliche Victoria“. Ihr ganzes Leben ist ein einziger Zirkus. Thais mag dieses Leben dagegen nicht und entscheidet sich mit 18 für ein unabhängiges Leben in Paris: Normaler Job, normaler Freund, normales Leben. Doch als Victoria stirbt und ihrer Enkelin ein seltsames Testament hinterlässt, bricht sie ihre Zelte in Paris ab und widmet sich ihrem Schicksal. Sie macht sich auf die Suche nach dem Cirque Perdue, der das Zuhause ihrer Großmutter war. Was steckt hinter dem Zirkus, indem sie ihre ersten Jahre verbrachte? Was hält der Zirkus heute für sie bereit? Und was hat der Affe Kismet damit zu tun?

Meine Meinung

Das Cover fiel mir als allererstes auf, als ich das Buch bei einer Leserunde auf Lovelybooks sah. Ich habe bisher keinerlei Bücher über Zirkusse gelesen und aufgrund einer Freundin, die begeistert von Zirkusbüchern ist, habe ich mich sofort für die Leserunde beworben. Das Cover versetzte mich schon sofort in Zirkusstimmung. Rot und weiß sind für mich typische Zirkusfarben und der Zirkusfarben sowie das angedeutete Zelt versprechen viel. Man stellt sich das riesige Zelt vor, die Artisten, die Tiere, die spannenden Shows. Und all das, was ich mir vorstellte, bekam ich nicht. Nicht mal ein Zirkuszelt, dafür aber einen seltsamen Zirkus. Und mehr. Viel mehr.

Der Untertitel hat mich auch etwas nachdenklich gemacht: „Wenn sich der Vorhang zum Leben öffnet“. Man lebt doch schon. Lebt man falsch? Gibt es ein richtig? Und was verbirgt sich hinter dem Vorhang? Das muss jeder für sich herausfinden.

Auch wenn Thais und Victoria kein gutes Verhältnis hatten, so war Victoria trotzdem ein wichtiger Teil in Thais Leben und sie trauert nach dem Tod der Großmutter. Dieses Buch zeigt, wie man mit Trauer und Verlust umgehen kann, wie man zu sich selbst findet und das Staunen lernt.

Dieses Buch hat mich aufgrund meiner Erwartungen völlig überrascht und fasziniert. Thais ist eine starke Persönlichkeit, die noch nicht zu sich selbst gefunden hat. Vielleicht auch, weil es offene Fragen in ihrem Leben gibt (zum Beispiel wer ihr Vater war).

Es war alles sehr stimmig und flüssig geschrieben, allerdings habe ich mir hier und da gewünscht, dass man noch mehr über die einzelnen Personen, insbesondere vom Cirque Perdue, erfährt. Es sind einfach interessante Figuren, die man noch weiter hätte gestalten können. Außerdem tut mir im Nachhinein Bajou (ein Artist des Cirque Perdue) etwas leid, aber ich verrate nicht, warum.

Ich fand es sehr schade wie das Buch geendet hat. Es ist abgeschlossen, aber ich hätte die Figuren in diesem Buch gerne noch weiter begleitet. Sie wollten mich noch nicht so ganz loslassen. Wenn man sich auf dieses Buch voll und ganz einlässt, dann beginnt man über sich selbst nachzudenken.

Der Autor

Peter Goldammer wurde 1957 in Hamburg geboren, zog 1978 in die Schweiz und kam in den Achtzigern nach Deutschland zurück, um in Hamburg eine der größten deutschen Werbeagenturen aufzubauen. Seit 2009 arbeitet er als freier Autor. „Der Zirkus der Stille“ ist sein Debütroman und erschien am 16. April 2016.

Es ist kaum zu glauben, dass dieses Buch der Debütroman dieses Autors ist. Peter Goldammer schreibt mit soviel Herzblut und die Ideen in diesem Buch sind so gut, dass schon einige Leser aus der Leserunde (unter anderem ich) gesagt haben, dass sie die Ideen in ihr Leben übernehmen werden. Man erfährt wie man mit Verlust und Trauer fertig wird und kann hier Techniken lernen, die meines Erachtens wirklich hilfreich sein können.

Mein Fazit

Absolut empfehlenswertes, lesenswertes Buch, dass den Leser fasziniert, zum Nachdenken bringt und auch Spaß haben lässt. Ich vergebe hierfür 4 von 5 Sternen. Einen Punkt Abzug gibt es von mir, weil man die Figuren noch ausführlicher hätte darstellen können und das Buch dadurch recht kurzlebig war.