Sehr schöne Idee gut umgesetzt
Alleine die Idee, aus der Sicht des Personals zu berichten, hat mich das Buch an 3 Abenden durchlesen lassen. "Stolz und Vorurteil" gab dafür die Grundidee, nur muss man Jane Austens Buch nicht unbedingt kennen, denn "Im Haus Longbourn" ist seine eigene Geschichte und es bedarf keines Hindergrundwissens.
Das Cover: ich liebe die Kleider zu der Zeit, nicht zu pompös, einfach schön. Die schön gekleidete Frau dreht uns den Rücken zu und eine andere Frau ist im Dunkel der Ecke zu sehen. Für mich war das Mädchen in der Ecke Sarah, die alles mitbekommt und sich heimlich auch in der Rolle der Schönen sieht. Die Schöne nimmt sie wahr, schenkt ihr auch Aufmerksamkeit, was im Buch auch immer mal passiert.
Schreibstil: Taucht ein in das England des 19. Jahrhunderts. Alleine das Locken machen war für Sarah eine Tortur, das frühe Aufstehen und die harte Arbeit - und dann eben die Grenzen zwischen Arm und Reich. Der Schreibstil ist fesselnd, aber nicht von Spannung geprägt, eher schön, ohne schnulzig zu werden. Aber auch sehr ausdauernd, wenn es um Beschreibungen der täglichen Arbeit geht, die oft und wiederholend beschrieben werden, oder James Zeit als Soldat. Es wird nicht nur Sarahs Geschichte erzählt, sondern Mrs Hill und James kommen auch zu Wort und zum Schluss fügen sich die drei Geschichten zusammen.
Mein Fazit: Ich mochte Sarah zu Anfang der Geschichte nicht wirklich, sie war mir zu aufmüpfig, zu sehr davon überzeugt, etwas besseres zu sein. Meine Meinung änderte ich dann zwar, aber auch ziemlich spät. Die Familie Bennet hat nochmal eine andere Seite gezeigt und ich konnte die Begegnungen mit Jane und Elizabeth und Mr Bingley und Mr Darcy nochmal durchleben - auch der abgewiesene Antrag von Mr. Collins hat im Hintergrund, beim Personal Reaktionen verursacht. Jo Baker hat die Bennets gut eingebaut und mehr über Mr. und Mrs. Hill dazuerzählt, ohne die Vorlage von Jane Austen zunichte zu schreiben.
Der Epilog war mir zu schnell abgehandelt, darüber hätte ich gerne noch mehr gelesen ... zumal ich doch noch einige Fragen hätte ;-)
Eine schöne Geschichte mit gut recherchierter Vorlage, eigenen Ideen, die manchmal zu ausführlich beschreibt, aber genau richtig ist an dunklen, kalten Tagen, um das Herz aufblühen zu lassen und an Zeiten zu denken, wo alles viel schwerer und mühseliger war.