Rezension

Sehr schwache erste, starke zweite Hälfte

Zersplittert - Teri Terry

Zersplittert
von Teri Terry

Klappentext:
Kylas Gedächtnis wurde gelöscht, ihre Persönlichkeit ausradiert, ihre Erinnerungen sind für immer verloren. Denkt sie. Doch als Kyla im Wald von dem aufdringlichen Wayne Best angegriffen wird, setzt schlagartig ihr Erinnerungsvermögen wieder ein. Trotzdem stellen sich der 16-Jährigen weiterhin jede Menge rätselhafter Fragen: Wer ist das Mädchen, das in ihren Albträumen auftaucht? Und welche Rolle hat sie bei Free UK gespielt?
Als ein mysteriöser Mann namens Hatten in Kylas Leben tritt, besteht für sie endlich die Möglichkeit, mehr über ihre Vergangenheit und das System der Lorder herauszufinden. Doch Hatten verfolgt als Anführer von Free UK seine eigenen Ziele und Kyla wird immer mehr zum Spielball zwischen Lordern und Terroristen ...

Einordnung:
- Gelöscht (Teil 1)
- Zersplittert (Teil 2)
- Bezwungen (ehem. Vernichtet) (Teil 3)

Rezension:
Kann Spoiler bezüglich des ersten Teils enthalten!

Am Ende des ersten Buches haben sich durch den Angriff von Wayne Best einige Dinge drastisch geändert. Obwohl das unmöglich sein sollte, kann sich Kyla wieder an ihr früheres Leben als Rain erinnern – zumindest teilweise. Die logische Erklärung dafür, die mir im ersten Buch noch so gut gefallen hat, wird dann hier jedoch gleich wieder über den Haufen geworfen. Denn obwohl sich Kyla an ihre Zeit als Rain erinnern kann, hat sie immer wieder Träume oder Albträume, in denen sie keine von beiden ist. Da dafür noch jede logische Begründung fehlt, fand ich das ein wenig schade, ursprünglich ist die Idee wirklich gut konzipiert gewesen.
Nichtsdestotrotz ist es spannend mit anzusehen, wie Rains Persönlichkeit immer deutlicher zu Tage tritt und mit Kyla um die Oberhand kämpft. Allerdings gibt es dabei genauso viel Spannung wie Verwirrung. Manchmal ist die Protagonistin gleichzeitig Kyla und Rain, manchmal ist sie bewusst Rain, manchmal absichtlich Kyla. Wann immer das der Fall ist, wird das auch kurz erwähnt, denn es ist Rains Überlebensstrategie, sich beispielsweise in den Gruppensitzungen hinter Kyla zu verstecken. Doch es gibt auch immer wieder Passagen, in denen nicht so richtig deutlich ist, welche Persönlichkeit nun gerade die Oberhand hat. Da werden Gedanken verwirrend, Handlungen nicht nachvollziehbar und Reaktionen erscheinen völlig aus dem Zusammenhang gerissen.

Ein weiterer Punkt, den ich nicht nachvollziehen kann, ist Nicos Aura. Alle Mädchen himmeln ihn an und alle Jungen wollen so sein wie er. Alle tun, was immer er will, nur um ihm zu gefallen. Gleichzeitig löst er jedoch mit seiner strengen Linie auch Angst aus. Innerhalb der Geschichte muss er eine unglaubliche Ausstrahlung haben, um bereits in seinem jungen Alter alle in seinem Umkreis in seinen Bann zu bringen, sodass sie ihn gleichzeitig vergöttern und fürchten. Aber diese Aura verlässt das Buch leider nicht und hat mich überhaupt nicht erreicht, sodass ich die Handlungen der Charaktere nur selten nachvollziehen konnte. Nico scheint als charismatische, starke Figur angelegt zu sein, aber die Autorin hat es nicht geschafft, das über die Seiten hinaus zum Leser zu transportieren. Dadurch geht in der ersten Hälfte das Buches eine Menge Spannung für mich verloren, weil ich einfach überhaupt nicht nachvollziehen konnte, warum alle, inklusive Kyla, auf die – gelinde gesagt – idiotischen Anweisungen von Nico hören.

Das ändert sich jedoch in der zweiten Hälfte des Buches. Nicht mehr alle hören blindlings auf Nico, sodass ich mit ihren Gedanken und Entscheidungen wieder etwas anfangen konnte. Die Handlung gewinnt deutlich an Fahrt, als sich die Pläne der Terroristen immer mehr konkretisieren. Außerdem werden die Szenen immer dramatischer, als vermehrt Charaktere gleichzeitig auf der Bildfläche erscheinen, die alle glauben, Kyla für ihre Sache eingespannt zu haben, und sich daher besser niemals treffen sollten. Nach anfänglichen Verwirrungen wird das Buch damit zu einem dynamischen, spannenden Finale gebracht.

Fazit:
Das Buch lässt mich zwiegespalten zurück. In der ersten Hälfte wird die Logik des vorhergehenden Teils teilweise zerstört, häufig verwirrt es, dass unklar ist, welche Persönlichkeit in der Protagonistin gerade die Oberhand hat, und ich kann die allgemeine Faszination für Nico nicht nachvollziehen, da seine Ausstrahlung mich als Leserin nicht erreicht hat. Dafür ist die Geschichte in der zweiten Hälfte umso spannender, die Handlung gewinnt an Fahrt und die Spannung nimmt zu. Auch wenn das teilweise für die wenig gelungene erste Hälfte entschädigt, bekommt „Zersplittert“ insgesamt nur drei Schreibfedern von mir.