Rezension

Sehr, sehr guter Thriller

Eene Meene (rot) - Matthew J. Arlidge

Eene Meene (rot)
von Matthew J. Arlidge

Bewertet mit 5 Sternen

Der erste Satz
Sam schläft.
 
Meine Meinung
Inhalt
Zwei Menschen, die sich in irgendeiner Art und Weise kennen, oder sogar nahe stehen, werden entführt. Der Killer gibt ihnen eine Waffe mit in ihr Gefängnis und stellt sie vor die Wahl: Entweder beide sterben den Hungertod, oder einer erschießt den anderen, damit zumindest einer überleben kann. Die Entführten sitzen ihre Stunden in Gefangenschaft aus, ohne Nahrung zu bekommen und denken mehr als einmal drüber nach, ob es nicht vielleicht doch die bessere Lösung wäre den anderen einfach zu erschießen...
Detective Inspector Helen Grace versucht den Täter zu fassen, tappt jedoch im Dunkeln. Ihr gesamtes Team nimmt die Ermittlungen auf, und doch stehen sie vor einem großem Rätsel. Wer spielt nur ein so böses Spiel mit den Opfern? Und warum werden ausgerechnet die ausgewählt, die es letztendlich trifft?

Warum beging (...) diese Taten? (...) zwang die Opfer zu einem teuflischen Eene-meene-muh-Spiel in dem Wissen, dass derjenige, der zur Waffe griff, letzten Endes mehr leiden würde als der Erschossene.
Zitat aus "Eene Meene"

Charaktere
Helen musste in jungen Jahren durch die Hölle gehen. Da sie diese Zeit verständlicher Weise sehr mitgenommen hat, entschied sie sich zur Polizei gehen. Dort ist sie eine geschätze Vorgesetzte und wird von allen gemocht. Ja, sogar bewundert. Tief in ihrem Inneren hat sie nicht verdaut, was ihr alles zugestoßen ist und mit welcher Last sie sich Tag für Tag plagen muss. Doch diese Gefühle behält sie für sich. Niemandem hat sie jemals erzählt, was sich abgespielt hat. Um mit ihren Emotionen klar zu kommen, hat sie sich eine andere Möglichkeit gesucht.
Mark ist ein weiterer Ermittler in Helens Team. Seine Beziehung ging vor kurzem in die Brüche, worunter er natürlich sehr leidet. Er trinkt gerne mal einen über den Durst und vermisst seine Ex, wie auch die gemeine Tochter sehr. Helen unterstützt ihn, wo sie nur kann, nur reicht das aus?
Charlie rundet das Trio ab. Sie ist eine verlässliche Kollegin der Beiden und hat es, auf Deutsch gesagt, einfach drauf. Sie lebt zusammen mit ihrem Freund und wünscht sich nichts sehnlicher, als endlich ihr ersten absolutes Wunschkind zu bekommen. Zwar macht sie ihren Job gerne, jedoch hat sie auch absolut nichts gegen eine eigene Familie einzuwenden.

Sie war nur theoretisch noch am Leben - ihr Leben gehörte ihr nicht mehr. Ein unendliches Grauen hielt sie gefangen, ihr Sieg über (...) war bedeutungslos.
Zitat aus "Eene Meene"

Gesamt
"Eene Meene" handelt von Entscheidungen. "Eene Meene", entweder du stirbst, wir beide, oder ich. Dieses Konzept wurde schon mit der Vermarktung dieses Buches sehr gut umgesetzt. Diesen Thriller gibt es nämlich in zwei Ausführungen zu kaufen. Einmal ist das Cover grün und einmal rot. Man hat sich also vorher schon mit dem Inhalt auseinander gesetzt, bevor man überhaupt weiß, was genau da wohl auf einen zukommen wird. Ich finde es eine großartige Idee, dem Leser den Inhalt so nahe legen zu können. (Und dies auch noch unbewusst)
Aber nun möchte ich auch auf die Geschichte kommen, wenngleich ich noch gar nicht richtig weiß, wie ich diesem herausragend gute Buch überhaupt gerecht werden soll.
Gleich die ersten Sätze führen dazu, dass man nicht anders kann, als immer weiter zu lesen. M.J. Arlidge hält sich nicht lange mit einer Einführung auf, sondern schmeißt uns direkt in die Geschichte, wo wir Zeuge der ersten Entführten werden. Ich weiß nicht, wie der Autor es geschafft hat, aber ich habe schon gleich zu Beginn eine solch enorme Spannung bei mir bemerkt, dass es schon fast beängstigend war. Am Ende des ersten Kapitels weiß was schon in Etwa was auf einen zukommt und ist sehr neugierig darauf, wie sich der Verlauf des Buches noch entwickeln wird.
Der Autor hat kurze, knackige Kapitel gewählt, die ständig aus einer anderen Sicht geschildert werden. Bis auf eine kleine Ausnahme wird aus der dritten Person erzählt. In der ersten Person und damit in der Ich-Form werden immer mal wieder kleinere Passagen in den Raum geworfen, die von einer bestimmten Person über die Vergangenheit erzählt wird. Wer das ist, möchte und kann ich wegen Spoiler nicht sagen.
Man sollte vielleicht meinen, dass diese ständigen Perspektivenwechsel und auch die kurzen Kapitel den Roman abgehackt erscheinen lassen könnten, aber das kann ich voll und ganz widerlegen. Gerade die Kürze der Kapitel macht meiner Meinung die unterträgliche Spannung aus, die sich wirklich von vorne bis ganz zum Ende des Thrillers hinziehen. Gerade am Schluss eines Kapitels setzt der Autor noch einmal einen drauf und man ist so neugierig und in einem solchen Wahn unbedingt wissen zu wollen, was denn noch passiert, dass man einfach immer weiter liest und weiter und weiter. Die Wechsel fand ich gemein, aber total gut gewählt. So erfährt man von Kapitel zu Kapitel stückchenweise immer mehr von den einzelnen Personen und setzt sich im Kopf schon selbst ein Puzzle zusammen - um am Ende zu erfahren, dass man die falschen Teile wohl mit Gewalt einander gesetzt hat.
Die vielen Wendungen waren für mich atemberaubend. Ich habe Luft schnappend auf dem Sofa gesessen und konnte es einfach nicht glauben. Nichts an diesem Roman war für mich vorhersehbar, eher alles total undurchsichtig. Da ich schon viele Thriller gelesen habe dachte ich, jetzt die meisten Dinge zu kennen und vieles schon im Vorfeld herauszubekommen. M.J. Arlidge hat ganze Arbeit geleistet, denn ich tappte bei seinem Werk stets in völliger Dunkelheit.
Wie ihr seht bin ich vollen Lobes, was sich jetzt auch noch weiter fortführen wird: Alle Charaktere haben das gewisse Etwas und sind vom Autor weder zu blass beschrieben, noch überzeichnet worden. Selbst die Nebencharaktere haben mich völlig überzeugt. Die Handlungen der Entführten kann man sich so vielleicht nur schwer vorstellen, weil man sich (zum Glück) selbst noch nie in einer solchen Situation befand, die Beschreibung allerdings führt dazu, dass man die Bilder vor Augen hat. Bei manchen Szenen, die wirklich haarklein beschrieben wurden, hatte ich ein paar "Ekelschauer".
Das Tempo der Geschichte ist ebenfalls hervorzuheben, denn es gleicht einem ICE der gerade Höchstgeschwindigkeit fährt.
Mit dem kurzen, knackigen Ende bleibt der Autor seiner Linie treu.
"Eene Meene" ist für mich von vorne bis hinten einfach nur gelungen.

Fazit
Dieser Thriller hat mich absolut überzeugt. Ein toller Plot, der super umgesetzt ist und einem Gänsehaut bereitet. Man kaut sich vor Spannung an den Fingernägeln und möchte am liebsten jeden erwürgen der es wagt, einem beim Lesen dieses Buches zu stören. Toll charakterisierte Protagonisten machen das Buch lebendig und die düstere und beklemmende Stimmung die sich beim Schmökern einstellt, lässt einen erst wieder los, wenn man es beendet hat. 
Der Autor hat mit seinem Werk alles komplett richtig gemacht und auch, wenn ich eine Sache ein bisschen überflüssig fand (Da sie mich aber nicht gestört hat gibt es keinen Abzug), kann und will ich nicht weniger als sechs Blümchen vergeben und "Eene Meene" die Pageturner Krone verleihen. An alle Thriller-Fans: Dieses Buch ist ein Muss!

© www.mybooksparadise.de
 

Kommentare

LaCremer1 kommentierte am 23. September 2014 um 20:40

Da stimme ich zu...in einem Rutsch unter der Decke durchgelesen....Must read....