Rezension

Sehr spannender Krimi vor dem Hintergrund des norwegischen Widerstands im Zweiten Weltkrieg

Der letzte Pilger
von Gard Sveen

Bewertet mit 4.5 Sternen

Für mich ein guter, sehr spannender Krimi. Eine Besonderheit an ihm ist seine etwas ausgefallene Konstruktion: Er bezieht seine Spannung interessanterweise weniger aus dem Ablauf der Ermittlungen, sondern stärker aus der Geschichte, die den aufzuklärenden Fällen zugrunde liegt und die parallel zu den Ermittlungen erzählt wird.

Der Krimi hat zwei Erzählebenen: Die erste Ebene spielt in den 1940er Jahren zur Zeit der deutschen Besatzung Norwegens bzw. kurz danach. Der Leser begleitet Agnes, eine Agentin des norwegischen Widerstands. In der zweiten Erzählebene, die 2003 spielt, werden in der Nordmarka drei Skelette gefunden. kurz danach wird der hochgeachtete Held des norwegischen Widerstands, Carl Oscar Krogh, mittlerweile ein alter Mann, brutal ermordet. Tommy Bergmann ermittelt in beiden Fällen und vermutet einen Zusammenhang.

Ich finde, dass beide Handlungsstränge in diesem Krimi unglaublich gut miteinander verflochten werden und so der Handlung dadurch einiges an Spannung und Fahrt geben. Beide Handlungsstränge beziehen sich im Laufe des Buches immer unmittelbarer aufeinander bis sie dann am Ende des Buches zu einem "Finale" zusammenkommen.

Die Protagonisten der Erzählebene um den norwegischen Widerstand (vor allem Agnes Gerner) sind sehr gut herausgearbeitet, die Personen kommen einem sehr nahe. In diesem Handlungsstrang wird auch eine unglaubliche Spannung aufgebaut, die einen total mitreißt. Der Protagonist der Erzählebene um 2003, Ermittler Tommy Bergmann, ist dagegen (typisch skandinavischer Krimi?) ein schwieriger, sogar unsympathischer Zeitgenosse. Es fiel mir schwer ein Gefühl für ihn zu bekommen. Letztlich wird das Buch stärker durch die Personen des norwegischen Widerstands getragen, hier fühlt und leidet man unmittelbar mit. Tommy Bergmann dagegen löst keine große Empathie bei mir aus. Der Ermittler und seine Vergangenheit wird uns durch biografische Hinweise näher gebracht, aber das geschieht angenehm unaufdringlich und legt einen Grundstein für die Weiterentwicklung in den nächsten Büchern.

Für mich ein guter, sehr spannender Krimi. Eine Besonderheit an ihm ist seine etwas ausgefallene Konstruktion: Er bezieht seine Spannung interessanterweise weniger aus dem Ablauf der Ermittlungen, sondern stärker aus der Geschichte, die den aufzuklärenden Fällen zugrunde liegt und die parallel zu den Ermittlungen erzählt wird. Beide Handlungsstränge sorgen immer wieder für interessante Wendungen. Außerdem wird hier ein ganz interessantes Kapitel der norwegischen Geschichte beleuchtet. Einziges Manko für mich an diesem Krimi ist, dass ich die Motivation einiger Personen zum Ende hin nicht vollständig nachvollziehen konnte. Hier blieben ein paar Sachen für mich unlogisch, was aber dem Lesevergnügen keinen großen Abbruch getan hat. Deswegen gibt es von mir ein bisschen Punktabzug und nur 4,5 Punkte.