Rezension

Sehr spannender Kriminalroman mit einer leider nicht ganz ausgegorenen Auflösung

Tiefe Wunden - Nele Neuhaus

Tiefe Wunden
von Nele Neuhaus

Bewertet mit 4 Sternen

David Joshua Goldberg wird 92jährig ermordet. Wer ermordet einen so alten Mann, der auch noch so einen beeindruckenden Lebenslauf hat: Ausschwitzüberlebender, Berater im Weißen Haus. Bei der Obduktion wird Erstaunliches festgestellt und sehr schnell steht die Frage im Raum: Wer war David Goldberg wirklich? Hat die Antwort darauf etwas mit seinem Tod zu tun?

David Goldberg bleibt nicht der einzige Tote und eine sehr bekannte Familie scheint mit den Morden in Verbindung zu stehen, die versucht, Einfluss auf die Ermittlungen zu nehmen. Gut, dass auch Oliver von Bodenstein und Pia Kirchhoff ihre Beziehungen haben …

Der dritte Band der Reihe überzeugt durch einen sehr interessanten Fall, dessen Hintergründe durchaus real sein könnten. Der Ausflug in ein dunkles Kapitel der deutschen Geschichte ist sehr spannend verpackt und lässt dem Leser viele Möglichkeiten mitzurätseln – und wer gut kombinieren kann, hat durchaus die Chance, zumindest ein paar Fragen richtig zu beantworten.

Wie von Nele Neuhaus gewohnt, gibt es viele verschiedene Erzählstränge, die zunächst scheinbar nichts miteinander zu tun haben, schließlich aber gekonnt verbunden werden, manche früher, andere später – das ergibt viele Cliffhanger und einige falsche Fährten, und einiges an Emotionen, die auch den Leser nicht unbeteiligt lassen.

Gleichzeitig erfahren wir wieder ein bisschen mehr aus den Privatleben der beiden Ermittler, Oliver von Bodenstein ist kürzlich erneut Vater geworden, die ungeplante Nachzüglerin sorgt für schlaflose Nächte. Außerdem scheint mit der neuen Chefin einiges an Ärger ins Haus zu stehen. Pia Kirchhoff ist glücklich mit ihrem Zoodirektor, muss aber feststellen, dass sie die Liebschaft ihres Exmannes nicht ganz kalt lässt. Ich finde es schön, die Ermittler auch außerhalb der Arbeit begleiten zu können.

Der Roman hat mich sehr gut unterhalten und mir viele spannende Lesestunden beschert und hätte von mir auch 5 Sterne haben können, wenn es nicht einige Logiklücken bzw. auch nach der Auflösung noch zu viele offengebliebene Fragen gegeben hätten. So hat der Roman auf der Zielgeraden doch noch einen Stern verloren. Ich fand z. B. die familiären Hintergründe eines Charakters nicht wirklich logisch dargestellt. Auch der Frage danach, ob manche Wahrheit nicht schon viel früher hätte auffallen müssen, wurde nicht ausreichend Raum geschaffen – für mich als Leser das größte Manko an dem Fall.

Trotz der nicht ganz ausgegorenen Auflösung möchte ich den Kriminalroman, sowie die ganze Reihe (mir fehlen im Moment nur noch zwei Bände aus der Mitte) empfehlen. Wer es spannend mag, gerne miträtselt und die Ermittler auch gerne mit in ihr Privatleben begleitet, sollte zugreifen.