Rezension

sehr speziell

Dancing Jax - Auftakt - Robin Jarvis

Dancing Jax - Auftakt
von Robin Jarvis

INHALT

Nie hätte Mathematiklehrer Martin Baxter geahnt, dass ein Buch so etwas anrichten könnte. Wer glaubt schon einem Kind, das behauptet ein Buch sein böse? Wer glaubt schon an den Teufel und am Geschichte, die lebendig werden? Martin jedenfalls nicht. Zumindest nicht, bis es lange zu spät ist.

Dancing Jax, ein Buch, das fast ein Jahrhundert lang verschollen war, verborgen bis die Welt bereit war für die Ankunft des neuen Ismus. Als Shiela und ihre Truppe die Kisten aus dem Haus des Autors stehlen, wissen sie noch nicht, was sie damit in Gang setzen. Der Ismus erhebt sich und ene Katastrophe führt zur nächsten. Menschen werden sterben. Und sie müssen erkennen, dass es nur ein wirkliches Leben gibt: das auf Mooncastle, im Reich der Dancing Jacks. Und jeder von ihnen spielt eine wichtige Rolle an Hof - ob sie wollen oder nicht...

MEINE MEINUNG

Spontan fallen mir drei Worte ein, um Dancing Jax zu beschreiben: abgedreht, grausam, wirr. Ich weiß nicht, was ich erwartet habe, als ich den Klappentext gelesen habe, aber das war es nicht. Schlecht kann ich es nicht nennen. Ich bin mir aber auch noch nicht sicher, ob es mir gefallen hat. Das mag aber auch an dem holprigen Schreibstil liegen, der vor Füllwörtern überquillt und den endlosen Passagen aus dem bösen Buch selbst, die ich, ehrlich gesagt, einfach nur wirr und langweilig finde.

Die Idee, dass Buch und Realität verschmelzen und immer mehr Figuren und Teile der Welt in die Wirklichkeit fließen, ist spannend, gruselig und aufregend. Aber an der Umsetzung hapert es an einige Stellen. Gerade Geschichten, die so viele Figuren haben, dass man leicht den Überblick verliert, brauchen a) ein Personenregister, das hier fehlt, und b) zumindest eine Figur, mit der man die Geschichte erlebt. Da es sich hier aber um einen auktorialen Erzähler handelt, der scheinbar wahllos in die Köpfe der Menschen spingt und immer dann zu einem anderen wechselt, wenn es gerade anfing, spannend zu werden. Tatsächlich gibt es eine Figur, die bis zum Ende erhalten bleibt und die Schrecken beschreibt. Wer das ist, kristallisiert sich aber erst nach 300 Seiten oder mehr heraus, was mir zu lange dauert. Mit fehlen Figuren, mit denen ich sympathisieren kann. Was mich auch gestört hat, waren die Dialoge. Es gibt keinen Unterschied zwischen den Erwachsenen und den Kindern. Bei den Diskussionen lassen sich ausnahmslos alle Lehrer, sogar der Direktor, auf das Sprachniveau der Schüler herab, fluchen, schimpfen, drohen, werfen mit Kraftausdrücken um sich und beleidigen die Kinder in einer Tour. Sagen ihnen aber gleichzeitig, sie sollen sich ihre Ghetto-Sprache abgewöhnen. Solche Lehrer würde ich auch nicht ernst nehmen.

Die Welt der Dancing Jacks wirkt gut ausgearbeitet, man fühlt sich man Lesen aber oft erschlagen vor lauter Information. Die Passagen aus dem Buch selbst waren mir zu lang, die Buben und Damen hätten auch kürzer eingeführt werden können. Was mich auch gestört hat, war, dass überhaupt so viel aus dem Buch zitiert wurde. Die Stellen waren nämlich weder spannend geschrieben noch besonders grausam oder gruselig. Mir haben sie die Spannung und das Mysterium um das Buch genommen. Vielleicht wäre es besser gewesen, den Leser auf dem gleichen Informationslevel zu lassen, wie einen Abtrünnigen, zumindest im ersten Band.

Die Figuren sind fast alle zu eintönig. Emma ist die grausame Mobbern ohne Mitgefühl, Paul ist der arme Junge dem nie jemand zuhört, Martin ist der typische freakige Lehrer, Conor ist der dumme Sportler. Und genauso sind auch die Damen und Buben: einseitig. Vielleicht war das aber auch Ansicht, weil man den abgedrehten und vollkommen wirren Plot sonst noch weniger verstehen würde. Man weiß zwar in etwa worum es geht und was die beiden Seiten erreichen wollen, aber zwischendurch habe ich den roten Faden aus den Augen verloren. Das lieht vielleicht auch daran, dass es zu lang war. Die fast 550 Seiten hätte man auch locker auf 400 kürzen können. Dann wäre es vielleicht auch spannend geworden.

Dancing Jax hat mich immerhin neugierig gemacht, wie es weitergehen wird: obwohl ich mehr als einmal überlegt jane, abzubrechen. Aber manchmal wiegt eine abgedrehte Idee eben doch mehr als das reine Talent, flüssig schreiben zu können. Die letzten zehn Seiten waren auch recht spannend und ende, wie kann es anders sein, in einem fiesen Cliffhanger.

Fazit: ein sehr spezielles Buch, für das man Nerven haben muss. Man darf sich nicht an Kraftausdrücken und Grausamkeiten stören und muss sich auf diese verrückte Welt einlassen können. Ich würde es kein Kind unter 16 Jahren lesen lassen.

3,5 von 5 Punkten

Cover 1 Punkt, Idee 1 Punkt, Plot 1/2 Punkt, Figuren 1/2 Punkt, Sprache 1/2 Punkt

~*~ Script5 ~*~ 542 Seiten ~*~ ISBN: 978-3-8390-0134-9 ~*~ Broschiert ~*~ 14,95 ~*~ 2012 ~*~