Rezension

Sehr stark und fesselnd

Das Geheimnis des Schneemädchens - Marc Levy

Das Geheimnis des Schneemädchens
von Marc Levy

Inhalt

Durch Hochverrat gesellschaftlich stigmatisiert wächst Suzie Backer unter falschem Namen und zurückgezogen auf. Nach all den Jahren der Schmach will sie den Namen ihrer Familie wieder rein waschen und begibt sich dabei auf die Suche nach Beweisen. Ihr Weg führt sie von einem Flugzeugwrack, tief im Mont-Blanc verschollen, zu Andrew Stilman und seinen journalistischen Fähigkeiten. Er soll ihr helfen das Rätsel, um bisher gesammelte Hinweise, zu lösen. Die Arbeit daran weckt schlafende Hunde, die unter keinen Umständen wollen, dass die Geschichte aufgewärmt, noch veröffentlicht wird. Doch Suzie und Andrew schrecken nicht zurück und das bringt sie in größte Gefahr.
 

Meinung

Mit einem besonders spannenden Anfang in „Das Geheimnis des Schneemädchens“ hat Marc Levy mich sofort abgeholt. Die ersten Szenen mit Suzie Backer im Eis vom Mont-Blanc und der da stattfindenden Dramatik ist herausragend inszeniert. Das findet auch nicht punktuell statt, sondern zieht sich komplett durchs ganze Buch. Mit seinem detailgetreuen und prägnanten Schreibstil setzt er Fakten und Fiktion zusammen und weiß ebenso gut aufzuklären, wie zu verwirren.

Denn zugegeben, Levy hat mich oft kalt erwischt. Falsche Fährten und den Leser in die Irre führen oder unvorhersehbare Elemente einbauen, das kann er. Zum einen hat er mir einen kleinen Aha-Effekt beschert, indem er Andrew Stilman, Hauptfigur aus „Mit jedem neuen Tag“, mit in diese Geschichte wirft. Denn man kann diese Geschichte schon als eine Art Fortsetzung sehen. Zum anderen liest sich die Geschichte komplett unabhängig und steht für sich allein. Empfehlenswert sind Hintergrundinfos immer, aber hier werden die nötigsten Infos an den richtigen Stellen gesät, damit der Leser nicht mit einem dicken Fragezeichen da steht. Andere Stellen im Buch waren mir hingegen manchmal etwas zu sprunghaft und wirr, vielleicht einfach zu undurchsichtig von Levy formuliert, als dass ich damit rundherum zufrieden bin. Das hat mich allerdings auch motiviert weiterzulesen, um diese Verwirrung aufzulösen. Und das hat sich gelohnt.

Was sich innerhalb des Buches an Handlungen und Verwirrungen entwickelt, die sich am Ende bündeln und mich als Leser vor einem riesigen Skandal und einer noch größeren Verschwörung stellen, ist von Marc Levy eine großartige Arbeit. Zum größten Teil legt der Autor ein ordentliches Tempo für die Geschichte vor. Es gibt kaum Punkte, wo ein wirklicher Leerlauf in der Geschichte stattfindet. Wenn die wenigen auftauchen, bemerkt man sie, findet sie auch etwas zäh, verschmerzt sie aber genauso schnell. Im Gesamtbild ist „Das Geheimnis des Schneemädchens“ ein sehr intelligent geschriebener Roman, der schlüssig und in seiner Logik stimmig ist.

Als Leser verfolgt man in verschiedenen Perspektivwechsel die Ereignisse. Aber nicht nur aus der Sicht von Suzie und Andrew, sondern die Nebencharaktere finden hier ebenfalls Raum. Das gibt der Geschichte eine Tiefe und vervielfältigt die Handlungsstränge und Ereignisse.

Ich muss gestehen, dass ich sehr lange eine gewisse Distanz zu allen Charakteren im Buch hatte. Das liegt aber daran, dass sich die Persönlichkeiten sehr langsam darlegen und nicht wie ein offenes Buch für den Leser bereit stehen. Vielmehr arbeitet man sich bis zum Schluss zu dem Kern der Personen vor. Die wie gewohnt sehr markant und eigen, in ihren Stärken und Schwächen, sind. Suzie ist sehr lange sehr verschlossen, dabei aber unglaublich stark und direkt. Andrew hingegen ist wesentlich zugänglicher, dafür hängen ihm Alkoholprobleme und alte Konflikte an. Das Zusammenspiel der beiden ist dann umso spannender. Beide lassen sich nicht vom jeweils anderen in die Karten sehen und doch herrscht eine gewisse Faszination und Spannung zwischen ihnen. Doch legt Levy hier keinen Wert auf Kitsch oder Liebeleien. Find ich gut.
 
Fazit

„Das Geheimnis des Schneemädchens“ ist ein sehr spannender und fesselnder Roman mit einem kriminalistischen Touch. Marc Levy und das Buch schaffen es mit kaum durchschaubaren Charakteren, gesellschaftskritischen Tönen und einem aktuellen weltpolitischen Thema den Leser und mich persönlich zu begeistern.