Rezension

Sehr tiefgehend

Speechless (Sprachlos) - Hannah Harrington

Speechless (Sprachlos)
von Hannah Harrington

Bewertet mit 4 Sternen

Ich bin wirklich extrem angetan von diesem Buch. Ich habe eigentlich nur mal reinschnuppern wollen und konnte es nicht mehr aus der Hand legen.

Mich hat Chelsea und ihr Umgang mit dem was passiert ist unheimlich berührt. Sie ist eine typische Tratschtante, dabei wirkt sie zunächst ein bisschen oberflächlich. Sie hängt mit den beliebten Leuten ihrer Schule ab, nur um auch im Mittelpunkt zu stehen. Dann passiert das schreckliche Ereignis und Chelsea ist die Einzige, die mutig genug ist, den Schritt zu gehen, die Täter zu verraten. Damit fängt der Albtraum für sie an. Sie wird in der Schule gemobbt. Außer ihr reflektiert niemand der anderen die Tat. Chelsea beschließt zu schweigen. Ich muss gestehen, dass ich Hochachtung davor hatte. Ich könnte das nicht. Wer mich kennt weiß, dass ich gerne rede, viel rede, oft rede. Ich würde das nicht durchhalten. Klar hat sie die Möglichkeit schriftlich mit den anderen zu kommunizieren, aber dies ist anstrengend und schwierig.

Ich fand es sehr gelungen, dass Chelsea natürlich immer mal wieder verzweifelt, weil sie gemobbt wird, aber die Einsicht, dass sie mit der Nennung der Täter das Richtige getan hat dadurch nicht ins wanken gerät. Sie reflektiert ihre Mitschuld an dem Vorfall.

Wirklich eindrucksvoll fand ich ihr erstes “Gespräch” mit Andy. Andy hat mir als Charakter wahnsinnig gut gefallen. Auch er macht sich Vorwürfe für das, was mit Noah passiert ist, obwohl er der Letzte ist, der das tun müsste. Dennoch sieht man hier sehr gut, dass diejenigen, die wirklich die Schuld haben, nicht einmal im Ansatz dafür die Verantwortung übernehmen. Zwei Menschen, die keine (Andy) oder nur eine Mitschuld (Chelsea) haben, sich aber die bittersten Vorwürfe machen.

Extrem stark wird in diesem Buch das Thema Mobbing thematisiert. Die Autorin zeigt auf, dass niemand davor sicher ist, selbst das Opfer zu werden. Chelsea hat selbst als Mitglied der Clique andere Schüler gemobbt und nun steht sie plötzlich im Schussfeld. Ein einziger Abend kann das ganze Leben verändern. Beeindruckt hat mich dann wieder, wie sie sich für den jüngeren Schüler einsetzt. Sie zeigt hier ganz klar, dass es wichtig ist, sich gegen Mobbing zu wehren. Sich nicht zum willigen Opfer zu machen und alles hin zu nehmen. Sie öffnet aber auch die Augen dafür, das eigene Verhalten zu überdenken. Wie schnell werten wir manchmal jemanden ab, nur weil er nicht so ist, wie wir ihn gerne hätten?

Noah fand ich auch sehr stark dargestellt. Seine Rede im Krankenhaus hat mich stark beeindruckt. Die Quintessenz aus seinen Worten: hassen ist einfach.Vergeben und lieben ist schwer hat mir eine Gänsehaut verursacht.

Sam und Asha sind wahre Freunde. Unglaublich, dass Sam Chelsea eine Chance gibt. Ich hätte das an seiner Stelle nicht gekonnt. Ein starker junger Mann. Asha verleiht dem Buch die nötige Würze. Sie ist einfach ein wunderbarer Mensch.

Die Liebesgeschichte bleibt dezent im Hintergrund, was mir außerordentlich gut gefallen hat. Sie war und ist nicht das dominante Thema dieses Buches.

Ich kann dieses Buch auf jeden Fall empfehlen und vergebe gute 4 Sterne.