Rezension

Sehr unterhaltsam, Hintergründe nicht ganz ausgereift

Everflame 01 - Feuerprobe
von Josephine Angelini

Bewertet mit 4 Sternen

"Sie hatten nie herausgefunden, was mit ihr los war, denn was mit ihr nicht stimmte, war so unglaublich, dass kein normaler Mensch jemals auf die Idee gekommen wäre." S. 142

Klappentext

Feuerrote Locken, unglücklich verliebt und so ziemlich gegen alles allergisch, was es gibt: Lily Proctor ist 17 und die Außenseiterin an der Highschool von Salem. Lily wünscht sich nichts mehr, als von hier zu verschwinden - und findet sich in einem furchterregenden anderen Salem wieder, in dem mächtige Frauen herrschen. Die stärkste und grausamste dieser "Crucible" ist Lillian - und Lily wie aus dem Gesicht geschnitten. Sind Lilys Allergien und Fieberschübe tatsächlich magische Kräfte und ist sie selbst eine Hexe? In einem Strudel aus gefährlichen Machtkämpfen und innerer Zerrissenheit, begegnet Lily sich selbst - und einer unerwarteten Liebe. Ein mitreißender Pageturner mit starken Gefühlen: schicksalhafte Entscheidungen, Magie, Spannung und Liebe mit einer Heldin zwischen zwei Männern, zwei Welten und zwei Identitäten.

Meine Meinung

Ich war sehr gespannt auf das Buch und die Umsetzung mit dem Thema Hexen, weil ich bisher darüber noch nichts gelesen hatte. Das deutsche Cover hat mich ja schon magisch angezogen - ich mag das gerne, wenn nur wenige Farben verwendet werden und das Spiel mit den Blumen und Flammen sieht toll aus!
Der Schreibstil war recht einfach gehalten, konnte mich aber durchaus fesseln und ich bin regelrecht durch die Seiten geflogen.

Am Anfang lernt man gleich Lily kennen. Sie ist 17 und wird an der Schule von vielen gemieden. Sie ist geschwächt durch ihre Allergien, die Missbilligung der anderen und die Gerüchte über ihre psychisch kranke Mutter. Nur Tristan, ihr Freund aus Kindertagen, hält ungebrochen zu ihr. Als sie sich dann aber durch ein emotionales Ereignis in einer Parallelwelt wiederfindet, hilft es ihr, dass sie oft auf sich allein gestellt war und trotzdem ihren Willen durchsetzen musste. Sie hat sich über all die Jahre einen Panzer aufgebaut, eine Stärke und Durchsetzungskraft, die über das normale Maß hinausgeht. Wahrscheinlich akzeptiert sie darum so schnell, was mit ihr passiert, denn dass sie eine Hexe ist, rückt auf einmal alles ins richtige Licht.
Lily macht eine große Entwicklung durch und mir hat nicht alles davon gefallen, einiges ging auch einfach zu schnell. Manchmal wirkten ihre Reaktionen übertrieben, fast kindlich trotzig, was eigentlich nicht zu ihrer Art passt.
Aber auch einige Praktiken und Verhaltensweisen in der allgemeinen Handlung kamen nicht so glaubwürdig rüber, vielleicht fehlte es aber auch einfach an einer tiefergehenden Erklärung, denn bei der Logik blieb für mich alles zu sehr an der Oberfläche.

Diese andere Welt ist unserer sehr ähnlich, hat sich aber anders entwickelt. Hier regieren die Hexen, denn sie haben die Macht, ihre Energien einzusetzen. Was bei uns Elektrizität und Strom ist, wird dort mit der Kraft weniger auserwählter Hexen erschaffen, die dadurch hohe Macht erlangen.
Die dreizehn befestigten Städte werden von Stadträten regiert, doch die oberste Gewalt hat die Hexe, was in Salem Lillian ist. Sie war es, die Lily hierher geholt hat, denn die beiden sind die gleiche Person, das Pendant der anderen Welt. Doch Lillians Beweggründe bleiben im Dunkeln. Sie ist geradezu besessen, jede Art von Wissenschaft auszumerzen und wird dadurch grausam und unberechenbar. Jeder glaubt, dass sie jede Art von wissenschaftlichem Fortschritt untergräbt, um ihre Macht zu behalten - doch ist es wirklich so einfach?

Die Außenländer jedenfalls, die nicht innerhalb der schützenden Mauern ihr Leben in den Wäldern fristen müssen, können das nicht mehr hinnehmen. Sie sind zu arm, um sich die Dienste und die Magie einer Hexe leisten zu können und müssen ihre Forschungen im Geheimen betreiben - immer mit der Angst, entdeckt und hingerichtet zu werden. Doch auch sie benötigen den Grundstein einer "zivilen" Gesellschaft, den ihnen die Hexen verwehren.
Aber sie haben noch eine ganz andere Bedrohung zu meistern: Die Wirker. Sie entspringen einem jahrhundertealten, misslungenem Experiment der Hexen; eine Genmanipulation, die Mutanten (Tiere - keine Zombies ;) ) erschaffen hat und über die keine Kontrolle mehr möglich ist.
Unter den Außenländern befinden sich auch Rowan und Tristan, der Tristan aus Lilys Welt und doch wieder nicht. Lily fällt es nicht leicht, die beiden Persönlichkeiten zu trennen und in ihm jemand völlig anderen zu sehen.
Alle in dieser Welt sind ihr gegenüber misstrauisch, denn jeder sieht in ihr das Ebenbild der herzlosen Hexe Lillian. Vor allem Rowan, dessen Beziehung zu Lillian seine Vergangenheit geprägt hat, ist von Lilys Durchtriebenheit überzeugt. Ihn mochte ich am liebsten, ein typischer Kerl mit rauer Schale und weichem Kern, trotz seiner groben Art der perfekte Beschützer - und natürlich ein wahrer (Über)Lebenskünstler ^^

Die verschiedenen Perspektiven haben einen guten Überblick gegeben und man konnte sich sehr gut in dieser Parallelwelt zurechtfinden. Die Theorie, dass es unzählige andere Welten gibt, die aus den Entscheidungen jedes Einzelnen entstehen, fand ich schon immer faszinierend ;) Eine schöne Idee fand ich vor allem auch die Energie der Hexen, die mittels einem Wunschstein gesammelt und freigegeben werden kann. So richtig ernst nehmen konnte ich die Hintergründe nicht, manches hat für mich einfach nicht 100%ig zusammengepasst - als fehlte etwas oder wäre nicht bis zu Ende gedacht. Aber es war okay, weil es mich super unterhalten und einfach mitgerissen hat :)

Fazit

Packender Auftakt in einer ungewöhnlichen Parallelwelt, in der die Hexen mithilfe ihrer Energie regieren. Typische Charaktere, die aber durchaus ihren Reiz haben und eine fesselnde Handlung, die über kleine Ungereimtheiten gut hinwegtrösten kann.

© Aleshanee
Weltenwanderer

Everflame Trilogie

1 ~ Feuerprobe
2 ~ Tränenpfad (Herbst 2015)
3 ~ Verräterliebe (Herbst 2016)