Rezension

Sehr zart und leise - wundervoller Umgang mit Sprache

Ein Mädchen, das Beerdigungen sammelt und ein Mann, der niemals schläft - Annika Fechner

Ein Mädchen, das Beerdigungen sammelt und ein Mann, der niemals schläft
von Annika Fechner

Bewertet mit 5 Sternen

Der Titel hat mich von Anfang an in den Bann gezogen und ich erwartete ein Buch, abseits der Normalität - ein Buch voller Magie und Zartheit und ich bin nicht enttäuscht worden.

Annika Fechner gelingt es mühelos mit Sprache umzugehen. Sie lässt Bilder vor dem inneren Auge entstehen, die aussagekräftig und lebensfroh sind. Ihre Art, mit Worten zu spielen, hat mich sehr beeindruckt.

Auch die Geschichte an sich: zwei Menschen, die so gar nichts miteinander zu tun haben, treffen aufeinander. So als hätten sich sich unbewusst gesucht und dann auch gefunden. Es ist so viel Wertschätzung in den Beschreibungen, so wirklichkeitsnah erzählt.
Ferdinand schläft nie und begibt sich auf Zugreisen, bei denen er allerhand Menschen trifft. Sie sind so beschrieben, als würde man sie selbst treffen... und dann eines Tages, trifft er auf Melissa. Die Begegnung sollte so sein und findet ihren Fortgang auf unbeschreiblich leise und behutsame Art.

Mich hat dieses Buch sehr gefesselt, nicht etwa, weil es spannend wäre, nein, vielmehr ist es das, was zwischen den Menschen entsteht, von denen geschrieben ist - es geht nicht darum, wer etwas vom Anderen profitieren kann, worum es heute ja leider immer öfter geht. Es geht um Andersartigkeit - um Akzeptanz des Lebens - um zarte Begegnungen, voller Tiefe und Ehrlichkeit. Vielleicht ist es etwas, wie eine Ode an das Leben? Mir hat es unglaublich gut gefallen.