Rezension

Sei du selbst ... für Kids nicht immer leicht

Almost famous - Silke Schellhammer

Almost famous
von Silke Schellhammer

Bewertet mit 3.5 Sternen

Eigentlich eine schöne Geschichte, die sich locker und unterhaltsam mit Themen wie Rollen/Identitäten und den Mechanismen von sozialen Gemeinschaften befasst. Insbesondere das Ende nimmt junge Leser sehr positiv und ohne erhobenen Zeigefinger an die Hand und führt anschaulich vor, wie leicht Ausgrenzung geschieht und wie leicht man sie (theoretisch) überwinden kann, wenn alle ein wenig bewusster miteinander umgehen. Mein Sohn ist 12 Jahre alt und beschäftigt sich mit diesen Themen in der Schule. Die Problematik trifft bei der Altersklasse ins Schwarze.

Eingebettet sind die Themen in eine turbulente Lügengeschichte: Die 12jährige Zoe ist neu an der Schule und fühlt jeden Tag, dass sie nicht dazu gehört. Abseits der Gruppen, die sich gebildet haben, fühlt sie sich unwohl, hat aber keine Lösung parat, wie sie ihren Platz finden soll. Als sie nach einer Schulstunde plötzlich mit einigen Mädchen der Klasse ins Gespräch kommt, gehen die Pferde mit ihr durch – um sich interessant zu machen, erfindet sie einen weltberühmten Schauspielervater und hat bald alle Hände voll damit zu tun, dieses Lügenkonstrukt aufrecht zu erhalten.

Die Autorin bereichert ihr Buch durch ein buntes - und mit Zoes Oma - , teilweise herrlich schräges Figurenensemble. Die Frage, wie Zoe aus ihrer Geschichte wieder herauskommen kann, treibt neugierig durch die Handlung, ebenso die Frage, welches Geheimnis Mitschülerin Wilhemina zu verbergen hat. Mich persönlich störte leider der manchmal sehr bewertende, abschätzige Ton des Hauptcharakters und einige Längen im Mittelteil, in dem sich Zoe ausgiebig einigen Tagträumen hingibt, während auf der realen Handlungsebene zu wenig Dynamik herrschte.

Wie sich Zoe dann aus ihrer Situation herausmanövriert, verdient allerdings großen Respekt. Das Ende lässt junge Leser das Buch mit einem guten Gefühl und der Erkenntnis zuklappen, dass Ehrlichkeit am längsten währt und die eigene Identität mehr ist als Schein und Image. Mit der sachten Unterstützung durch die Erwachsenen (Lehrerin und Oma), gelingt der Abschied aus der Geschichte weder auf zu aufdringlich-schulmeisterliche, noch zu unglaubwürdige Weise. Gute 3 Sterne!