Rezension

Seichtes Drei-Gänge-Menü

Bernsteinzauber und Liebesglück
von Lilli Wiemers

Bewertet mit 2 Sternen

1956. Die drei Frauen Christiane, Margarete und Susanne sind sich schon lange in inniger Freundschaft verbunden. Als sie gemeinsam in Rügen sind und einen Bernstein finden, lassen sie diesen kurzerhand in eine Herzform schleifen und durch drei teilen, so hat jede eine Erinnerung an ihre gemeinsame Zeit. Sie schließen aber auch einen Pakt: jede von ihnen soll diesen Anhänger nur ihrer wahren großen Liebe schenken.
Gegenwart. Susannes Enkeltochter Hanna macht sich auf den Weg nach Rügen, um dort nach der großen Liebe ihrer Großmutter zu forschen. Ebenso versucht Emily in St. Peter Ording, die Jugendliebe von Margarete zu finden, deren Gesellschafterin sie ist. Celina, Christianes Enkelin, reist nach Meißen, um den Anhänger von der falschen Person zurückzufordern und es der wirklichen und wahren Liebe zu übergeben.

Lilli Wiemers hat mit ihrem Buch „Bernsteinzauber und Liebesglück“ einen unterhaltsamen Roman vorgelegt, der eigentlich aus verschiedenen Geschichten besteht, die allerdings durch die Vergangenheit miteinander verbunden sind. Der Schreibstil ist flüssig und gut zu lesen und lässt den Leser mit einem schönen Prolog schon auf eine romantische Geschichte hoffen. Doch dann kann das Buch leider nur noch durch die wirklich gelungenen und farbenfrohen Landschaftsbeschreibungen punkten, die den Leser nach Rügen, Meißen und St. Peter Ording entführen. Die Handlung, aufgeteilt in drei Einzelgeschichten, entpuppt sich leider als Wiederholung in drei Akten. War die erste Geschichte noch recht angenehm zu lesen und mit etwas Spannung versehen, wirkt die zweite schon fast wie eine Kopie und die dritte wie ein Aufwärmen von Altbekanntem. Dadurch flacht das Interesse des Lesers bereits inmitten der zweiten Geschichte stark ab und endet dann in Enttäuschung.

Die Charaktere sind recht simpel und oberflächlich gestrickt. Hier fehlen die Ecken und Kanten, die Individualität, die sie herausstechen lassen und an die man sich gern erinnert. Sowohl Celina als auch Emily und Hanna sind zwar nette junge Frauen, aber keine von ihnen sticht heraus aus der Masse. Sie alle sind schön, jung und ohne Makel. Aber sie machen die gleichen Fehler und sind in ihren Handlungsweisen kaum zu unterscheiden. Sie wirken stereotyp und so kennt der Leser bereits die beiden anderen, während er auf die erste trifft. Ein wenig mehr Gefühl fürs Detail und menschliche Eigenheiten wären hier wünschenswert gewesen. Die drei dazu passenden männlichen Gegenstücke sind leider ebenso flach und austauschbar, weshalb das Gefühl einer ständigen Wiederholung sich beim Leser dauerhaft verfestigt.

„Bernsteinzauber und Liebesglück“ ist ein recht unspektakulärer Liebesroman, dessen Beginn viel verspricht, doch der weitere Verlauf in Enttäuschung endet. Als kurze Zwischenmahlzeit geeignet, aber leider nichts, an das sich der Leser dauerhaft erinnert.