Rezension

Selbstlosigkeit, Loyalität und eine Stärke die genau aus diesen Eigenschaften hervorgeht

Die Greifen-Saga (Band 1) - C. M. Spoerri

Die Greifen-Saga (Band 1)
von C. M. Spoerri

Bewertet mit 5 Sternen

Cover:

Ein wundervolles Cover, das viel über den Inhalt der Geschichte verrät. Die wichtigsten Handlungsorte finden sich hier wieder und mittendrin eine junge Frau, die dem Leser freundlich entgegenblickt. Hier lässt sich noch nicht erahnen, wie dramatisch und ereignisreich der Weg von Mica wird. Ein gelungener Umschlag für eine ebenso eindrucksvolle Geschichte.

 

Meinung:

Mica und Faím zeigen, was Geschwisterliebe wirklich bedeutet und das auf eine Art, bei der man sich für sie wünscht, dass sie ihre Liebe zueinander nicht aufgrund dieser Umstände zeigen müssten. Nachdem den beiden die Eltern genommen wurden, sind sie auf sich alleine gestellt und mit ihren 16 Jahren beweist Mica eine Reife, die über ihr Alter bei Weitem hinausgeht. Auch in schweren Situationen bewahrt sie für Faím einen kühlen Kopf, immer mit dem Ziel, ihm ein halbwegs annehmbares Leben zu ermöglichen. 

Die Geschwister sind mittellos, Leben im Untergrund Chakas, man könnte meinen sie haben nichts mehr zu verlieren. Doch trotz all ihrer Armut, besitzen sie noch das allerwichtigste was ein Mensch haben kann, und zwar ein Stück Familie die aufrichtig liebt. Genau das ist auch der Grund, warum sich Mica notgedrungen einer Diebesbande anschließt und einen Auftrag annimmt der uneinschätzbare Gefahren mit sich bringt. 

Cassiel lächelte. >>Ja, aber das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Du verwechselst Dankbarkeit mit Zuneigung.<<

Die Wege von Mica Cassiel kreuzen sich, als Mica sich das magische Artefakt angeeignet hat. Cassiel erkennt gleich, die schlummernden Fähigkeiten in Mica, die nach und nach in ihr erwachen. Er ist für mich oftmals ein schwer einzuschätzender Charakter gewesen, auch aufgrund seines Stimmungsumschwungs. Dennoch habe ich ihn gleich lieb gewonnen, als er sich bereit erklärt hat, Mica mit ihrem Bruder zu unterstützen. Dass sich jedoch zu diesem Zeitpunkt eine rasante Wendung ihres Lebens ereignet, hätte sie nicht gedacht. Entzweit von ihrem Bruder erhält sie die Möglichkeit ein Mitglied der Diebesgilde zu werden, während Faím seine Zeit als Schiffsjunge fristet. Die Trennung auf ungewisse Zeit zu beobachten hat mich sehr berührt, da ich mir die Geschwister gar nicht ohne einander vorstellen kann. Sie haben so viel zusammen erlebt und durchgemacht, dass ich sie im Doppelpack als vollständig erachtet habe. Egal wie schlimm etwas auch zu sein scheint, solange man einander hat, kann man an Hoffnung festhalten, doch hier hat sich mir die Frage gestellt, ob sie sich wohl jemals wiedersehen werden? Hat Faím, plötzlich auf sich alleine gestellt, eine Chance? 

>>Du bist meiner Tochter ähnlicher als jeder anderer Mensch, dem ich bisher begegnet bin.<< Aren sah sie bedeutungsvoll an. >>Sie war ebenso klug und mutig wie du - und sie scherte sich ebenso wenig um Gepflogenheiten. Außerdem war sie fast genauso dickköpfig.<<

Faím schien mir am Anfang sehr auf Mica angewiesen zu sein. Doch als er gezwungen war, ohne seine Schwester zu Recht zu kommen, hat er gezeigt, was alles in ihm steckt. Manchmal bedarf es Situationen vor denen wir uns am meisten fürchten, damit wir selber sehen, wozu wir eigentlich fähig sind. Die Entzweiung hätte ich keinem der beiden gewünscht, dennoch glaube ich, dass dies auch ein wichtiger Schritt für den Jungen war. So wie für seine Schwester beginnt für ihn ein neuer Weg, bei dem er sich beweisen muss um sein Überleben zu sichern. Dabei spielt eine Meerjungfrau keine unwesentliche Rolle. 

Nathan ist der Magier mit der geheimnisvollen Aura. Ihn kann ich noch gar nicht richtig einstufen, obwohl wir schon einen kleinen Einblick vergangener Geschehnisse erhalten, die ihn beeinflusst haben. Ich bin gespannt, was wir im zweiten Band über ihn erfahren werden und wie weitreichend dieser neue Charakter ist. 

Immer wieder hat mich Mica beeindruckt. Äußerlich ist sie stark und lässt niemals das Bild aufkommen, sie sei dem nicht gewachsen, was sich ihr in den Weg stellt. Dennoch wird im Laufe der Geschichte ersichtlich, dass sie sich nach einer Welt sehnt, indem sie Vertrauen fassen kann und eine Familie an ihrer Seite hat. Züge die ihr eine außerordentliche Tiefe verliehen haben.

 

Charaktere:

Mica ist ein 16-jähriger Teenager der viel zu schnell erwachsen werden musst um nicht nur die Verantwortung für ihren Bruder zu übernehmen, sondern auch um ihrer beider Überleben zu sichern. Nur aus Liebe zu ihrem Bruder hat sie einen waghalsigen Auftrag angenommen, der sie sogleich entzweit. Gemeinsam mit Cassiel begibt sie sich auf die Suche nach Faím - der Start einer abenteuerlichen Reise, bei der sie beginnt, sich selbst zu finden.

 

Schreibstil:

C.M. Spoerri überrascht mit beeindruckenden Charakteren, die man glaubt einschätzen zu können und doch noch eine andere Seite von sich zeigen, oftmals sogar eine, die man gar nicht bei ihnen vermutet hätte. Gerade mit Faím hat die Autorin gezeigt, dass seine Entwicklung noch längst nicht abgeschlossen ist und mit Nathan zum Ende des Bandes einen Charakter eingebracht, der noch sehr viel Spannung verspricht.

Die Geschichte beinhaltet zahlreiche mystische Wesen, bei denen verschiedene Welten aufeinander treffen und letztendlich auch wegen der Trennung der Geschwister, schöpft die Autorin die Möglichkeit aus verschiedenen Sichtweisen zu berichten, gekonnt aus. Die Spannung bleibt durchweg erhalten und erhöht sich für den Leser zu einem rasanten Nervenkitzel. 

Mit Mica hat die Autorin gezeigt, dass man trotz Armut und Mittellosigkeit das wertvollste besitzen kann was es gibt und mit keinem Geld der Welt zu bezahlen ist - Liebe die einen jede Hürde meistern lässt, Selbstlosigkeit, Loyalität und eine Stärke die genau aus diesen Eigenschaften hervorgeht.

Danke für diese tolle und eindrucksvolle Reise <3