Rezension

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Selection - Der Erwählte // Kiera Cass

Selection - Der Erwählte
von Kiera Cass

Bewertet mit 3 Sternen

Bei manchen Büchern habe ich das Gefühl, dass ich eigentlich zu alt dafür sein müsste. Schon vom Äußeren her müssten diese Bücher eigentlich eher junge Mädchen ansprechen und nicht eine 28-Jährige, die aus dem Alter raus sein müsste. Die Selection-Bücher gehören eindeutig in diese Kategorie. Doch ich kann nichts dagegen tun… Diese Reihe hat einfach diesen Zauber, den man wahrscheinlich in jedem Alter noch erliegt.

Auch dieses Mal lässt sich die Geschichte wieder mit dem Schlagwort „The Bachelor meets Sissi“ wunderbar beschreiben. Und genau diese Mischung macht auch irgendwie den Charme der Bücher aus. Noch 4 Mädchen buhlen um die Gunst von Prinz Maxon. Es wird solangsam eng für America, die sich in der Zwischenzeit sicher ist, dass Maxon der richtige Mann für sie ist. Die Frage ist nun nur noch, ob Maxon ebenso für America fühlt. Denn nur dann wird er sie auch zu seiner Frau und damit zu seiner Prinzessin erwählen.

Dieses Mal tritt auch die angespannte politische Situation innerhalb des Landes viel mehr zu Tage. Die Anschläge auf den Palast häufen sich und die Unruhen in der Bevölkerung brodeln immer höher. Sowohl die Nord- als auch die Südrebellen beschäftigen das Königspaar, die Elite und den Prinzen. Doch gerade vom Norden her sind einige Überraschungen zu erwarten.

Wer Teil 1 und 2 bereits gelesen hat, der wird die bereits lieb gewonnenen Charaktere auch in Selection – Der Erwählte wieder finden. In der Besetzung gibt es da keine großen Überraschungen. Allerdings macht der eine oder andere bekannte Charakter eine nicht geahnte Wendung durch. Zum einen war ich von America und Maxon etwas überrascht, denn deren Rollen vertauschen sich. Im letzten Teil war eher Maxon derjenige, der sich seiner Liebe sicher war, während America noch immer zwischen ihm und Aspen wählen musste. Das dreht sich nun in Selection – Der Erwählte, denn plötzlich ist sich America ihrer Gefühle sicher, während Maxon zu zögern scheint.

Wirklich überrascht hat mich allerdings, was Kiera Cass mit Celeste getan hat. Ihr erinnert euch? Das High Heels tragende, hinterlistige, über Leichen gehende Monster? Die Teilnehmerin, die anderen Mädchen die Kleider ruiniert hat, wenn sie es nicht haben konnte?? Ja, also die ist jetzt zahm wie ein Kätzchen. Von jetzt auf gleich kehrt sie ihre liebevolle Seite nach außen, wirft mit Entschuldigungen nur so um sich und will auch den Prinzen nicht mehr so recht haben. Ehrlich gesagt, hab ich keine Ahnung, warum Cass ihr Vorzeigebiest plötzlich um 180 Grad drehen musste. Sie gab der Geschichte eine gewisse Würze und einen richtigen Mehrwert konnte ich durch die Veränderung auch nicht ausmachen.

Kiera Cass ist ernster geworden im Vergleich zu den beiden Vorgängern. Die ganze Geschichte ist nicht mehr nur glamourös und glitzert, sondern der Konflikt mit den Rebellen überschattet das Palastleben zunehmend. Mir hat dieser Umschwung wirklich gut gefallen. Gerade in den ersten beiden Büchern wurde ja immer wieder bemängelt, dass die dystopischen Elemente doch stark im Hintergrund stehen. Das hat sich nun also geändert, was der ganze Storyline wirklich gut getan hat.

Ansonsten greift auch hier wieder das Phänomen, das mich bereits in den ersten beiden Teilen mitgerissen hat. Das Buch rast nur so an einem vorbei. Plötzlich ist man beim letzten Kapitel angelangt und fragt sich tatsächlich, wo die Zeit hin ist, die man gebraucht hat, um das Buch an nur einem Tag zu verschlingen. Wenn man wieder über die etwas platte Geschichte und die nicht ganz so tiefgründigen Charaktere hinweg sieht, kann man mit der Selection-Reihe wirklich viel Spaß haben.

VORSICHT: kann Spoiler enthalten!!

Ich habe jetzt des Öfteren von Lesern dieser Reihe gehört, dass für sie nach Selection – Der Erwählte die Reihe eigentlich beendet ist. Nachdem ich es jetzt gelesen habe, kann ich verstehen, wo das herkommt. Denn das Casting, um das es drei Bände lang ging, findet nun sein Ende. Das wusste ich vorher schon und irgendwie war mir auch klar, welches Paar da nachher vor dem Altar steht. Aber der Weg dahin war nicht ganz meins.

Zum einen ging es so hoppla hopp. Es war, als wäre Kiera Cass aufgefallen, dass sie nur noch 10 Seiten zum Schreiben übrig gehabt hätte und da jetzt den Rest der Geschichte unterbringen müsste. Das fand ich etwas enttäuschend, wenn ich bedenke, dass man drei Bücher lang auf diesen Moment hingearbeitet hatte. Und Personen, mit denen noch Konfliktpotenzial vorhanden war… ja, die wurden kurzerhand aus dem Weg geräumt. Da hat man es sich schon sehr leicht gemacht.

Obwohl die Reihe weitergeht, findet das Casting nun in Selection – Der Erwählte sein Ende. Und obwohl mich auch dieses mal diese schwer erklärbare Magie wieder gefangen genommen hat, wird es mir doch als schwächster Teil der Trilogie in Erinnerung bleiben. Und dabei kam der Bürgeraufstand und der politische Hintergrund dieses Mal endlich mehr zum Tragen. Das hat mir dabei wirklich gut gefallen. Vom Ende war ich allerdings etwas enttäuscht. Das war dieser Reihe einfach nicht würdig. Eindeutig der bisher schwächste Teil der Reihe…

 

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