Rezension

"Selection" von Kiera Cass

Selection 01 - Kiera Cass

Selection 01
von Kiera Cass

Bewertet mit 5 Sternen

Der Klappentext
35 perfekte Mädchen – und eine von ihnen wird erwählt. Sie wird Prinz Maxon, den Thronfolger des Staates Illeá, heiraten. Für die hübsche America Singer ist das die Chance, aus einer niedrigen Kaste in die oberste Schicht der Gesellschaft aufzusteigen und damit ihre Familie aus der Armut zu befreien. Doch zu welchem Preis? Will sie vor den Augen des ganzen Landes mit den anderen Mädchen um die Gunst eines Prinzen konkurrieren, den sie gar nicht begehrt? Und will sie auf Aspen verzichten, ihre heimliche große Liebe?
[ Quelle: Sauerländer ]

Meine Meinung
Diese Rezension lässt sich wohl kaum schreiben, ohne dass ich einen kleinen Seelen-Striptease vor euch abziehe. Auch wenn ich mich in Jeans, Pulli und ungeschminkt am wohlsten fühle, so haben doch die meisten Mädchen irgendwann mal davon geträumt, Prinzessin zu sein. Und da darf ich mich leider nicht ausnehmen. Seit Kindestagen an habe ich mir immer eine große Hochzeit gewünscht, um einmal im Leben ein "Sissi-Kleid" tragen zu dürfen. Und noch ein Geständnis: ich schaue für mein Leben gerne "Trash-TV" und daher ist für mich auch der Bachelor Pflicht. Irgendwie war dann klar, dass ich über kurz oder lang nicht um die Selection-Reihe herum komme (auch wenn ich vielleicht auch nicht mehr zur Zielgruppe gehöre).

Kiera Cass erzählt die Geschichte von America, die mit ihrer Familie im neuen Staat Illea lebt, der nach dem vierten Weltkrieg entstand. Alle Menschen sind in Kasten eingeteilt. Je höher die Zahl der Kaste, desto niedriger der Rang des Menschen. America und ihre Familie gehören der fünften Kaste an - sie müssen zwar schwer arbeiten und ihr Geld gut zusammenhalten, doch die meiste Zeit müssen sie wenigstens keinen Hunger leiden. Anders geht es da schon Aspen, Americas heimlicher Liebe, der der sechsten Kaste angehört und damit mit dauerndem Hunger leben muss. Eigentlich hoffte America darauf, von Aspen demnächst einen Antrag zu bekommen, als ein Brief aus dem Königspalast eintrifft. Alle Mädchen zwischen 16 und 20 Jahren können danach an einem Casting teilnehmen. Die Gewinnerin wird die Frau von Prinz Maxon und damit auch Prinzessin von Illea.

Ja, diese Geschichte klingt kitschig und irgendwie ist sie das auch. Sie ist auch voller Klischees, aber ehrlich gesagt: mich hat es nicht gestört. Manchmal muss man über Klischees einfach hinwegsehen oder, wie in diesem Fall, akzeptieren, dass sie einfach dazu gehören. America gelangt unter die ersten 35 Mädchen und zieht im Palast ein. Dort beginnt für sie ein komplett neues Leben. Königliche Bälle, ausgezeichnetes Essen, wunderschöne Kleider.... Ein Traum für die Teilnehmerinnen - nun ja, zumindest für 34 von ihnen. Denn America möchte eigentlich weder das Casting gewinnen noch den Prinzen heiraten.

Obwohl Selection dystopische Elemente aufweist, kommen diese doch sehr kurz. Zwar spielt immer mal wieder der Konflikt mit den Rebellen in die Geschichte rein, doch das passiert eher im Hintergrund. Das Hauptaugenmerk liegt auf dem Casting, den erwählten Mädchen und der Dreiecks-Liebesgeschichte. Auch bei der Lovestory schlägt der Klischeehammer ganz kräftig zu, aber die ganze Sache ist einfach so zuckersüß.

America als Protagonistin habe ich mir genauso vorgestellt. Sie ist die starke Kämpferin, wie man sie von der einen oder anderen Dystopie her schon kennt. Und natürlich wird sie von zwei Männern umkämpft, die beide etwas für sich haben. Aspen, der Underdog, hat America gedrängt, am Casting teilzunehmen, um sich nicht später vorwerfen zu müssen, er wäre ihrem Glück im Weg gestanden. Und Maxon... naja, hach er ist eben ein Prinz (ich bin definitiv "Team Maxon").

Kiera Cass Schreibstil ist einfach gehalten, an manchen Stellen empfand ich ihn sogar als etwas plump. Ob sich die eigentliche Zielgruppe daran stört, weiß ich nicht, mich persönlich hat es ab und an doch mal zum Kopfschütteln veranlasst. Auch dass sie die anderen Teilnehmerinnen so arg nach "Gut" und "Böse" eingeteilt hat, war immer wieder deutlich zu spüren.

Mein Fazit
Selection hat seine Schwächen - es werden einfach sämtliche Klischees bedient, der Schreibstil ist an manchen Stellen wirklich plump, die Geschichte war etwas vorhersehbar, aber trotzdem bekommt das Buch von mir volle Punktzahl. Das kann ich dadurch verantworten, dass ich mir irgendwann einfach nicht mehr gedacht hab, dass es sich um eine Dystopie handelt, sondern um ein Märchen. Ein Märchen, in dem alle Wünsche "von kleinen Prinzessinnen" (wie mir) erfüllt werden können und in dem man noch hofft, dass der Prinz genauso ritterlich bleibt, wie er nach Band 1 noch ist. Manchmal muss ein Buch nicht unbedingt ein literarisches Meisterwerk sein, um einen zu verzaubern. Mich konnte das Buch komplett gefangen nehmen, ich konnte nicht genug bekommen von America und Maxon, vom Palastleben, von den traumhaften Kleidern. Daher war ich wirklich traurig, als die letzte Seite gekommen war. Gott sei Dank gibt es Band 2 ja schon, daher wird der hoffentlich bald bei mir einziehen.