Seltsam
Bewertet mit 1.5 Sternen
Es klingt so romantisch, wenn man sich nur den Inhalt durchliest. Und selbst die Leseprobe, welche mich ganz verrückt nach dem Buch gemacht hatte, klang magisch. Ganz abgesehen vom Buchtrailer. Wie ein Buch über die Liebe zu Büchern und tatsächlich über zwei einsame Menschen, die zusammenfinden.
So war es aber leider nur im Grunde. Die Idee des Vorlesens im Zug wurde zwar beibehalten, wurde aber nach Finden des USB-Sticks etwas abgedroschener, weil Guylain einfach die Tagebucheinträge einer wildfremden Frau anderen vorliest. Ganz abgesehen davon, dass es in den Einträgen hauptsächlich umToiletten ging, was ich ja eine zeitlang witzig fand, nach einer Weile aber eher unangenehm. Genau wie die Beschreibungen der Tätigkeit Guylains in der Fabrik: Erst tut er einem Leid. Er liebt Bücher, und sein Job ist es, Bücher zu zerstören. Wie tragisch. Aber irgendwann hat es mir gereicht, dass er die ganze Zeit mit "Der stinkenden pupsenden Bestie" und ähnlichen Ausrücken gekommen ist. Der Autor muss eine intensive Fäkal-Affinität haben, anders kann ich es nicht sagen. Das fand ich wirklich schade. Es wirkte, als wäre das Buch nur eine dumme Parodie des eigentlichen, romantischen Buches, das es eigentlich sein sollte. Die Toiletten-Stories machen alles kaputt, weil sie zu schwerpunktmäßig gesetzt sind.
Außerdem gibt es noch ein paar Kleinigkeiten, die mich stören. Und zwar ist das ganze sehr kurz. Ich habe es an einem Abend durchgelesen. Es endet, wo eine normale Geschichte gerade anfangen würde. Die Suche nach der Frau aus dem Tagebuch war die ganze Geschichte, und wie man hätte erwarten können, findet er sie auch. Sehr voraussehbar also. Und allgemein, so eine vor sich hin plätschernde tralala-Geschichte ohne wirklichen Rahmen, die irgendwo anfängt und dann irgendwo aufhört. So halt. Wenn ich es mit etwas Schlauem vergleichen darf: Es weist alle Merkmale des Impressionismus auf. Vielleicht ist das zu französisch, um mir zu gefallen. Who knows.
Allerdings muss ich dazusagen, dass diese romantische Stimmung, bevor die Klo-Stories mir alles ruiniert haben, mir sehr gut gefallen hat. Auch das Ende ist ziemlich süß. Und vor allem gibt es in dem Buch eine Geschichte über Giuseppe, die mit bestimmt nie wieder aus dem Kopf gehen wird (wirklich sehr kreativ).
Fazit:
Alles in allem ziemlich abgedroschen. Es hat seine süß-romantischen Seiten, aber ganz generell ist es ausnahmsweise ein Buch, das ich nicht weiterempfehlen würde. Es hat mich einfach sehr enttäuscht.
http://funneswelt.blogspot.de/2015/12/rezension-jean-paul-didierlaurent-...
Kommentare
Brocéliande kommentierte am 19. Dezember 2015 um 00:52
...schade: Mir hat dieses Buch unglaublich gut gefallen! So unterschiedlich können die Geschmäcker sein....