Rezension

Senioren-WG

Und dann kam Paulette - Barbara Constantine

Und dann kam Paulette
von Barbara Constantine

Bewertet mit 4.5 Sternen

Wer sich jemals mit alternativen Lebensformen im Alter – statt alleine wohnen im häuslichen Bereich oder Altersheim – befasst hat, für den stellt dieser Roman einen wunderbaren Leitfaden zur Verwirklichung eines solchen Vorhabens dar.

Ein bunt gemischter Haufen von Personen im Alter von 20 bis 95 Jahren bildet eine Mehrgenerationenwohngemeinschaft. Jeder von ihnen hat sein individuelles, manchmal tief berührendes Schicksal, was den Leser jeden einzelnen in sein Herz schließen lässt. Der Initiator Ferdinand leidet nach dem Auszug seines Sohnes mit Familie unter Vereinsamung. Seine verarmte Nachbarin Marceline trägt schwer an dem Unfalltod ihrer erwachsenen Töchter. Ferdinands Freund Guy verliert nach dem Tod seiner geliebten Ehefrau den Lebensmut. Die  alten Damen Simone und Hortense sehen sich den Animositäten ihres Erbneffen ausgesetzt. Die Lernkrankenschwester Muriel wird zur Pflege der an Alzheimer leidenden Hortense engagiert und der alternative Student Kim als Gartenhelfer. Ja, und die buchtitelgebende Paulette? Wer ist sie? Nur so viel sei verraten, Paulette erweist sich als weiterer Jungbrunnen in der WG, als neue Herausforderung für die Alten.

Es ist eine wirkliche Freude, das Buch zu lesen. Es besticht durch kurze Kapitel, abwechselnd aus der Perspektive der verschiedenen WG-Bewohner geschildert. Lesenswert ist das Buch keineswegs nur für ältere Herrschaften. Junge Leser werden an das auch sie irgendwann einmal betreffende Thema des Älterwerdens herangeführt, das notwendig mit Altersgebrechen und Tod verbunden ist, wie sie auch im Buch eine Rolle spielen . Und über die Eigenarten der Alten kann sich ein jeder Leser gleich welchen Alters amüsieren, etwa über die beim Kartenspielen schummelnde 95jährige Hortense, die ein „Fäßbuck-Profil anlegen“ will (S.260), den akribisch Listen („Altenplan“, „Zusammen alt werden“) fertigenden Guy oder den jedes Gatterschloss knackenden störrischen Esel von Marceline.

Abschließend sei darauf hingewiesen, dass die Romanfiguren selbst eine Internetseite www.zusammen-alt-werden.de  erarbeiten, die wirklich existiert und viele Informationen darüber enthält, wie man das Älterwerden zusammen meistert, damit das Experiment des Zusammenlebens im Alter wie im Falle der Romanfiguren glückt.