Rezension

Sensus Corvi

Chosen 01: Die Bestimmte - Rena Fischer

Chosen 01: Die Bestimmte
von Rena Fischer

Bewertet mit 4.5 Sternen

Emmas Leben liegt in Stücken. Ihre Mutter ist Tod und plötzlich steht ihr Vater auf der Matte. Gesehen hat sie ihn noch nie und um ehrlich zu sein legt sie auch nicht viel Wert auf ein Kennenlernen. Doch er reißt sie aus ihrem Vertrauen Umfeld und nimmt sie mit nach Irland. Dort wird sie in einen Strudel aus Liebe, Hass, Verrat und Intrigen gezogen. Sie soll auf ein dubioses Internat voller übernatürlich Begabter gehen und steht zwischen den Stühlen - nicht nur zwischen Falken und Raben sondern auch zwischen zwei Männern..

Ich glaube ich habe selten ein Buch gelesen, dass sich so rasant gesteigert hat wie Chosen. Am Anfang hab ich beim Lesen geflucht wie ein Rohrspatz (am Ende auch. Das allerdings aus ganz anderen Gründen) weil die Geschichte so dermaßen wirr war dass ich nicht mehr wusste wo vorne und hinten ist. Die Kapitel waren zu kurz, man bekam Informationen mit denen man so gar nichts anfangen konnte und niemand macht sich die Mühe dem Leser zumindest mal anzudeuten, was hier eigentlich gespielt wird. Ja, Emma ging es sicher ähnlich, man konnte also wenn man wollte ganz gut nachfühlen wie es ihr ergangen ist, für mich war es aber trotzdem nur anstrengend und frustrierend. Wenn ich das Buch nicht in einer Leserunde gelesen hätte hätte ich hier wohl abgebrochen - und mir dafür mental in den Hintern beißen müssen.

Denn wenn man durch das erste Viertel Irrungen und Wirrungen erstmal durch ist dann wird's großartig. Ich mag Jugendbücher - und das obwohl sie ganz offensichtliche Schwächen haben. Sie sind nämlich meistens ein bisschen kitschig und überzeichnet und vor allen Dingen schrecklich durchschaubar. Chosen bricht mit dieser Tradition - Komplett. Ich bin durch das Buch gehetzt, hab versucht mir meine eigenen Eindrücke von den Personen zu machen und die Dinge zu ordnen. Nur um zwei Seiten später wieder was ganz anderes zu denken. Fischer schafft es großartig, den Leser im Dunkeln tappen zu lassen. Und zwar nicht nur bei solchen "Kleinigkeiten" wie den endgültigen Ausgang der Handlung, nein, das geht schon bei Elementaren Dingen los wie "Wer sind denn jetzt eigentlich die Bösen?" - ich verspreche euch, auch ihr werdet eure Meinung im Laufe des Buches mindestens ein Dutzend mal ändern.

Nachdem Chosen also seine eigenen kleinen Startschwierigkeiten überwunden hat mausert es sich zu einem kleinen Meisterwerk des Genres. Es bietet Spannung, Liebe, Moral und ein innovatives Konzept. 
Am Ende hat mich das Buch ein bisschen atemlos zurück gelassen. Zehn Minuten später ging das Fluchen wieder los. Und im Gegensatz zum Anfang war das dieses mal ein gutes Fluchen. Ich wollte nicht dass es vorbei ist, will wissen wie es weiter geht, kann nicht wirklich einordnen, was passieren wird und trauere und sorge mich um liebgewonnene Personen. Besser kann man es als Autorin eigentlich fast nicht machen.

Ich kreuze auf einem kleinen Kalender also wohl mal die Tage bis zum Erscheinungstermin von Teil 2 ab - und ich kann es kaum erwarten!