Rezension

Sheila Levine war für mich schon lange vor der letzten Seite tot.

Sheila Levine ist tot und lebt in New York - Gail Parent

Sheila Levine ist tot und lebt in New York
von Gail Parent

Bewertet mit 1.5 Sternen

New York in den 70ern - und Sheila Levine ist mittendrin. Ein kreativer Job, eine schicke, hippe Wohnung und ein attraktiver Mann zum heiraten - so ihr Plan. Ein Job als Lehrerin, eine sichere Wohnung und ein bodenständiger, jüdischer Mann zum heiraten - so der Plan ihrer Mutter. Funktionieren will beides nicht so wirklich. So beschließt Sheila sich das Leben zu nehmen - sie plant ihren Tod und schreibt ihren Abschiedsbrief, in dem sie mit allem abrechnet.

Erwartet hatte ich so einiges - vor allen Dingen aber eine lustige Geschichte um eine emanzipierte Frau, die versucht, ihren eigenen Weg durchs Leben zu gehen. Einer Frau, die zunächst allen Hindernissen trotzt, immer wieder vor diversen Problemen steht und diese aber mit ihrer zynischen Art löst - oder zumindest übergeht. 

Bekommen habe ich eine Frau, die auch mit 30 noch nicht erwachsen ist, naiv und voller Selbstmitleid. Sheila Levine drängt sich immer wieder selbst in eine Opferrolle - und ihren Stolz hatte sie in der Mitte des Buches bereits mehrmals in die Tonne geschmissen. Auf die Idee, in sich wieder zu beschaffen, kommt sie erst gar nicht. Sicher, es ist nicht leicht, wenn von allen Ecken und Enden Druck gemacht wird und sich der passende Mann zum heiraten einfach nicht finden lässt - ein bisschen mehr Selbstständigkeit, mehr Biss, hatte ich mir aber schon erwartet.

Die überspitzten Klischees, was alles jüdische betrifft waren anfangs noch lustig, nach 30 Seiten ist da allerdings die Luft raus und man kann es einfach nicht mehr hören. Jüdische Männer hier, ein jüdisches Mädchen tut sowas nicht da.. nein, auf Dauer ist das wirklich nichts.

Die ersten Seiten des Buches sind amüsant und viel versprechend. Bald kommt der Leser allerdings an einen Punkt, an dem er Sheila Levine nur noch schütteln möchte. Man hofft, dass sie endlich aufwacht und ihr Leben in die Hand nimmt - aber man hofft vergeblich. Die Geschichte plätschert dahin, immer wieder kommen neue Dinge, die Sheila das Leben schwer machen. Und sie lernt nicht dazu. Kein bisschen. Sie kriegt einfach nichts auf die Reihe - und mit nichts meine ich nichts. 

Ich habe an diesem Buch schnell den Spaß verloren. Statt Lust gab es sehr schnell Frust - die beiden übrigen Sternchen gibt es für den gut gelungenen Start und den angenehmen Schreibstil.