Rezension

Showdown nicht ganz überzeugend

Good as Gone - Amy Gentry

Good as Gone
von Amy Gentry

Bewertet mit 3.5 Sternen

Kurzmeinung:

  • Genre: Drama; Thriller
  • Handlung: Eine Geschichte über eine Familie, in der nichts ist wie es scheint und nichts ist wie es sein sollte. Eine Geschichte, in der eine Familie versucht ein traumatisches Erlebnis zu verarbeiten: den Verlust ihrer älteren Tochter Julie. Nach jahrelanger, vergeblichen Suche, unter immenser Einbeziehung der Öffentlichkeit, steht nach acht Jahren eines Tages plötzlich die verloren geglaubte Tochter vor der Tür. Doch ist sie es wirklich? Was war passiert?
  • Protagonisten: Da wären die Eltern Anna und Tom, die jüngere Schwester Jane, die die Entführung aus einem Versteck mit angeschaut hat und natürlich Julie selbst. Ungewöhnlich ist, dass es in diesem Roman noch sehr viele weitere Personen gibt, die im Rahmen einer Nebenrolle wichtig sind. Das führt zur gewünschten Verwirrung des Lesers / Hörers. Der Großteil wird aus Annas Sicht erzählt, deshalb ist sie diejenige, die am tiefsten portraitiert wird. Sie ist zwar gut ausgearbeitet, doch kann ich ihre Handlungen und Beweggründe, auch in dem Versuch mich in ihre Situation hineinzufühlen, nicht immer nachvollziehen. Bsp.: Warum würde eine Mutter, die an der Identität der Person zweifelt, die sich als ihre Tochter ausgibt, diesen Zweifel vor ihrem Mann und ihrer anderen Tochter verheimlichen? Warum macht sie sich selbst auf den Weg um herauszufinden, was wahr ist und was nicht? Tom ist die Figur, die ich rundum als echt bzw. realitätsnah empfand. Er ist als Buchcharakter sehr menschlich gelungen. Auch Janes Handeln ist absolut nachvollziehbar und ich hätte mir gewünscht, einen Handlungsstrang durch ihre Augen zu erhalten. Das hätte der Geschichte evtl. mehr Spannung geben können. Juli oder ist es vielleicht Julies Double, war mir am wenigsten sympathisch. Ihre Beweggründe konnte ich am Ende nicht nachvollziehen. Mein Versuch, alles durch ihre Augen zu betrachten, scheiterte an den ganz wichtigen Stellen. Im Showdown gab es keine ausreichend glaubwürdigen Erklärungen, warum diese Figur so gehandelt hatte, wie sie es tat.
  • Spannung: Ja, das Buch ist durchaus spannend! Es wird versucht, den Leser / Hörer durch verschiedene Erzählebenen und -stränge in die Irre zu leiten. Viele, viele Namen fallen, Rückblicke werden vorgeholt. Gemeiniskrämereien von Julie gegenüber ihrer Familie sind an der Tagesordnung und lassen keine echte Liebe und Freude für ihre Familie erkennen. Der Leser / Hörer ist verunsichert, was er denn nun glauben soll.
  • Stichworte: Entführung, Verlust, Traumabewältigung, Gewalt, Selbstwertgefühl, Gott
  • Ende: Leider hat sich mein anfänglicher Verdacht bestätigt, was meine Freude am Buch etwas trübte. Die Geschichte konnte mich dennoch zwei Mal überraschen und wurde dadurch ziemlich aufgewertet. Das Ende und die Herleitung dessen fand ich aber zu überspitzt und übertrieben. Die Verbindung von Opfer und Täter würde ich jetzt für mein Empfinden als "Too much" bezeichnen. Kann mir aber nach längerer Überlegung gut vorstellen, dass das vielleicht ein "Amerikanisches Ding" ist und in den USA tatsächlich auch so vorkommen könnte.

 

  • Hörbuch: Auch wenn die Geschichte teilweise sehr kompliziert konstruiert ist, hatte ich beim Hören kein Problem damit. Jedoch musste ich mich lange an die beiden Sprecherinnen gewöhnen. Insbesondere die Art und Weise wie Anna Thalbach das Buch eingelesen hat, machte mir lange zu schaffen. Kann aber gut sein, dass ich mit männlichen Erzählstimmen besser zurechtkomme als mit weiblichen.

 

  • Fazit: Eine gute und etwas andere Entführungsgeschichte, die sich nach und nach ausbreitet und überraschen kann. Leider wirkte die Auflösung auf mich aber etwas zu fanatisch und zu konstruiert.