Rezension

Sie will doch nur geliebt werden

Die Punkte nach dem Schlussstrich - Laura Lackmann

Die Punkte nach dem Schlussstrich
von Laura Lackmann

Bewertet mit 4 Sternen

Meine Meinung: 

Gestörtes Elternhaus, gestörte Freundschaft mit der "besten Freundin", gestörte Beziehungen, gestörte Luzy?

Als Luzy ihrem Freund Jonas "aus Versehen" den Arm bricht wegen eines Strauss Blumen, ist sie mit der sofortigen Trennung seinerseits ein wenig überrumpelt. Nach der Verhaftung und dem Bescheid sich bis auf 200 Meter nicht mehr nähern zu dürfen ist Luzy zum ersten Mal in 15 Jahren Single, und Lebensunfähig. Als Berufsfreundin war sie bisher noch nie in der Situation sich um sich selbst zu kümmern. Mit dem Gedanken, dass Jonas sie ja sicherlich demnächst zurückholen wird, beginnt sich Luzy auf eine Reise in die Vergangenheit und reflektiert ihre Handlungen. Eine Frau die ihre ganze Energie darauf fokussiert hat geliebt zu werden, auf dem Weg sich selbst zu finden.

"Liebst du mich jetzt?", fragt eich so nebenbei wie möglich, um den Stand der Dinge herauszufinden. 

"Das kann ich nicht sagen." 
"Aber du kennst mich doch jetzt."
"Ich kenn mich ja selbst nicht."

Sätze, die einen wie Schläge auf die Nieren einfach ausschalten."

In Rückblenden durchwandert der Leser die Beziehungen Luzy's, und beide müssen leiden. Der ruppige, offenen Ton weiß stellenweise zu irritieren. Soll ich jetzt lachen oder weinen? In Luzys Gedanken fühlt man sich nicht wohl und doch ist es heimisch, hab ich mich persönlich in vielem wiedererkannt. Sie ist Schauspielerin, nur da um ihren Männern zu gefallen, sich anzupassen. Niemals lässt sie jemanden ihr wahres Ich sehen, sie will ja schließlich geliebt werden. Dass sie nicht weiß wer sie eigentlich ist und was sie eigentlich mag, stellt ein weiteres Problem dar. Ihr Reichtum hilft ihr sich komplett auf ihren Partner einzustellen. Als Sie ihren Vater fragte was sie mit ihrem Leben machen solle, jetzt nach dem Abitur, "Der Mensch brauch doch eine Aufgabe", meinte der nur zu ihr, es mache alles sowieso keinen Unterschied, da könne sie sich doch auch einfach entspannen.

Die Hilflosigkeit treibt sie von einem Verderbnis ins andere. Sie handelt nach dem einzigen Prinzip das sie kennt; es anderen Recht machen. So findet sie sich in Abstrusen, ungesunden Situationen wieder, die den Leser zwar fesseln, aber auch Abschrecken. Der Grad zwischen Mitleid und Frust ist beim Lesen sehr schmal.

Ungesundes Verhalten, nicht aufgearbeitete emotionale Probleme, Abhängigkeit und die konstante Suche nach Liebe haben dieses Buch zum meinem bisherigen Highlight 2016 gemacht.