Rezension

Sieben Heere

Sieben Heere - Tobias O. Meißner

Sieben Heere
von Tobias O. Meißner

Bewertet mit 3.5 Sternen

Das neue Werk aus der Feder von Tobias O. Meißner „Sieben Heere“ ist der Auftakt zu einer fantastischen Reihe über die Bewohner des Dorfes Hagetmau.

 

Inhaltsangabe (Quelle: Klappentext):

Der letzte aller Kriege hat begonnen…

Es ist die dunkelste Stunde des Reiches Akitanien. Sieben Heere, gebildet aus den skrupellosesten Kriegern, halten Einzug ins Land undbesetzen Städte und Dörfer. Den Bewohnern bleibt nur eine Wahl zwischen bedingungsloser Unterwerfung oder qualvollem Tod. Doch aus Verzweiflung können ungeahnte Kräfte entstehen. Eine einzelne vom Feind besetzte Siedlung erwacht aus seiner Ohnmacht und entwirft einen Plan, der das Kräfteverhältnis in diesem Krieg für immer verändern könnte.

 

Der Schreibstil von Tobias O. Meißner ist recht angenehm und klar formuliert. Das Buch hat sich flüssig lesen lassen und auch die kurzen Kapitel, welche oftmals einen Perspektivewechsel mit sich führten, haben zur zusätzlichen Spannung verholfen. Zu Beginn des Buches musste ich mich erst mal an die Wortneuschöpfungen des Autors gewöhnen – wie z.B. Soldaren anstatt Soldaten – dies ging aber relativ schnell und haben dann auch nicht mehr zum Abbruch des Leseflusses geführt.

In „Sieben Heere“ wird die feindliche, aber friedliche Übernahme des Dorfes Hagetmau durch Soldaren des Landes Nafarroa beschrieben. Man erhält hierbei einen sehr gut beschriebenen Einblick in die einzelnen Vorgänge – was die Dorfbewohner denken, welche Sorgen sie haben, aber auch die Soldaren werden beleuchtet. Es entsteht ein Konflikt – wie wird das Dorf mit der Belagerung umgehen? Wie reagieren sie auf die feindlichen Soldaren, die ihnen bisher keine Gewalt oder ähnliches angedroht haben. Durch den recht vielseitigen Wechsel der Perspektiven erhält man in beide Parteien einen Einblick, kann dessen Denkweise besser nachvollziehen und erhält Informationen über ihr Handeln. Dies hat zur Folge, dass man mit beiden gegnerischen Parteien bangt, sich um sie fürchtet und man als Leser nicht weiß, auf welcher Seite man eigentlich steht. Das hat mir so ausgezeichnet an diesem Werk gefallen, dass keine typische Schwarz-Weiß- Malerei betrieben wird. Man fühlt mit beiden Seiten mit. Sowohl die Dorfbewohner als auch die Soldaren erhalten ein Gesicht oder eine Vergangenheit. Sie sind keine graue Masse, man leidet mit ihnen und ist gespannt, wie es ihnen auf den nächsten Seiten ergehen wird. Dies hat für mich aber auch zur Folge gehabt, dass ich mich keiner Seite geschweige denn einem einzelnen Charakter richtig zugehörig fühlte. Meine Sympathien waren verstreut, haben sich teilweise auch verschoben – einen richtigen Lieblingscharakter, mit dem ich ganz fest mit gefiebert hatte, hatte ich leider nicht. Ich wusste als Leser nicht, welchen Ausgang ich mir eigentlich für den Ausgang des Buches wünsche, wem ich eher einen Erfolg gegönnt habe. Somit konnte ich keine direkte Beziehung zu den Charakteren aufbauen und das fand ich etwas schade, denn irgendwie hat mir das gefehlt. Die handelnden Personen allgemein sind recht vielseitig und vielschichtig aufgebaut. Besonders hat mir die Entwicklung einiger Charaktere im Verlauf der Belagerung gefallen. So hat sich der ein oder andere Dorfbewohner im Verlauf der Geschichte ganz schön gewandelt. Ist z.B. vom stotternden und scheuen Jungen zu einem selbstsicheren und kühlen Kopf geworden, welcher die Dorfbewohner mit seinen strategischen Überlegungen lenkt.

Interessant fand ich auch die ausgeführten Diskussionen unter den Dorfbewohnern, wenn beredet werden musste, wie man sich nun zu verhalten hat – wenn schwerwiegende Entscheidungen getroffen werden mussten. Das Für und Wider wurde abgewogen und auf beiden Seiten wurden Ideen und Überlegungen angebracht. Somit erhält man als Leser einen Einblick, warum die Dorfbewohner so gehandelt haben und nicht anders.

Schließlich kommt es zu kriegerischen Auseinandersetzungen und im späteren Verlauf des Buches wird dieses immer blutiger und brutaler. Diese Szenen werden recht detailliert erzählt, es ist also nicht unbedingt etwas für schwache Nerven. Aber andererseits finde ich es gut, dass der Krieg nun mal auch so brutal und blutig dargestellt wird, wie er nun mal ist, dass beschrieben wird, wie die Halswirbel brechen und dass man damit ein Menschenleben auslöscht und somit auch, welche Konsequenzen das mit sich bringt. Die Gewaltszenen werden nicht verharmlost.

Oftmals hatte ich bei diesem Werk das Gefühl, dass es stark sozialkritische Tendenzen hat. Oftmals schwingt ein Unterton mit, welcher Gesellschaftskritik ausübt. Und damit hatte ich persönlich so ein bisschen meine Probleme. Das liegt aber daran, dass ich anhand des Klappentextes einfach ein vollkommen anderes Werk erwartet habe. Ich hatte mir ein fantastisches Epos mit Schlachten erhofft. Stattdessen habe ich ein sozialkritisches Werk erhalten, welches eher in einer fantastisch angehauchten Welt spielt. Der Klappentext setzt falsche Hoffnungen in das Werk und hat mir persönlich etwas den Lesespaß genommen. Dieses Buch ist wirklich nicht schlecht, das steht für mich außer Frage – bloß habe ich einen Fantasy- Roman erwartet, welchen ich leider nicht wirklich erhalten habe.

 

Mit „Sieben Heere“ hat Tobias O. Meißner ein sozialkritisches Werk in einer fantastisch angehauchten Welt erschaffen, welches seinen Schwerpunkt auf die charakterliche Entwicklung legt. Aber auch, was passieren könnte, wenn ein Dorf einer feindlichen Belagerung durch Soldaren des Nachbarlandes ausgesetzt wird. Eine recht interessante Fallstudie, doch aufgrund der falschen Erwartungen an das Buch kann ich leider nur 3,5 Sterne vergeben.