Rezension

Sigurðardóttir, Yrsa - Seelen im Eis

Seelen im Eis - Yrsa Sigurdardóttir

Seelen im Eis
von Yrsa Sigurdardottir

Bewertet mit 4 Sternen

Wenn man bei diesem Roman von der Werbetrommel: "Nichts für schwache Nerven" absieht und nicht mit dieser Erwartung an den Thriller ran geht, wird man mit einem durchaus unterhaltsamen und gut geschriebenen Roman belohnt. Die Geschichte ist gut ausgedacht, hat viele überraschende Wendungen, lässt eine Menge Fragen während des Lesens offen, was natürlich den Leser dazu drängt, die Antworten zu erfahren. Nach meinem Geschmack hat sich dieser Zustand des Nichtwissens und offenen Fragen ein wenig zu lange hingezogen. Die Handlung hätte sich nach meinem Gefühl, etwas eher anfangen rascher zu entwickeln. Der Autorin ist es meiner Meinung der Aufbau des Spannungsbogen nicht sehr gut gelungen. Allerdings im letzten Teil des Romans, wo sich endlich alles zusammen fügte, hat die Geschichte so richtig Fahrt genommen und wurde deutlich spannender.

Was ich sehr gut fand, war die finstere, zum Teil mysteriöse Atmosphäre des Romans. Die subtile Eindeutung des Grusel: Stimmen in der Nacht, Flüstern, offene Fenster, Bewegungen, Schatten... lauter Andeutungen, die leichte Gänsehaut hier und da bescherten. Ich muss allerdings dazu sagen, dass es nicht wirklich was Greifbares in dem Roman gab, wovon man sich fürchten konnte, aber abends wollte ich das Buch dann doch nicht lesen ;-)
Die Gesamtstimmung war irgendwie düster.

Mir hat es durchaus Spaß gemacht "Seelen im Eis" zu lesen, doch aufbauschen auf "ein Thriller, der nichts für schwache Nerven ist" - würde ich das Buch nicht. Damit haben die Werbetrommel diesem guten Buch keinen Gefallen getan.
Fazit: wenn man von den hohen Erwartungen Abstand nimmt und das Buch ganz unbefangen liest, hat man einen wirklich guten Roman in der Hand.