Rezension

Sinnenfreuden

Chateau Mort - Alexander Oetker

Chateau Mort
von Alexander Oetker

Bewertet mit 5 Sternen

Heiß ist es in der Aquitaine. Und der berühmte jährliche Marathonlauf, bei dem sich die Läufer in fantasievolle Kostüme werfen, findet trotz der Hitze statt. Kommissar Luc Verlaine begleitet die Läufer auf dem Motorrad, um auf die Sicherheit der Teilnehmer und der Zuschauer zu achten. Da brechen mehrere Läufer während des Laufs zeitgleich zusammen und einer von ihnen stirbt auf völlig unerklärliche Weise. Bald rückt Richard, ein alter Freund von Luc Verlaine und Winzer mit erheblichen Geldproblemen, in den Focus der Ermittler. Doch Luc Verlaine glaubt nicht an dessen Schuld und macht sich eigenständig auf Mördersuche.

 

Der Plot ist raffiniert gestrickt und schickt den Leser immer wieder in die Irre, ins Ungewisse. Die Geschichte bleibt bis zum Schluss, bis zur endgültigen Aufklärung immer spannend, immer fesselnd. Es gibt keine Längen, keine hölzernen Konstruktionen, keine Unglaubwürdigkeiten. Die handelnden Personen sind sehr lebendig und lebensnah geschildert, wie überhaupt der gesamte Erzählstil lebendig und lebensnah ist. Dass viel Hintergrundwissen und Recherche-Arbeit im Text steckt, merkt man nur ganz indirekt, weil man nach Lektüre des Buches zum Beispiel mit einem völlig veränderten Bewusstsein eine Flasche französischen Rotwein in die Hand nimmt.

Was das Buch für mich jedoch zu einer Besonderheit in der riesigen Krimi-Landschaft macht: Es ist mit allen Sinnen geschrieben. Der Leser sieht, schmeckt, riecht und fühlt. Da wird nicht nur erzählt. Da wird geschwelgt, in der Schönheit der Landschaft zum Beispiel. Da gibt es zahllose Genussvarianten, ob beim Essen, ob beim Trinken. Der Leser wird, ob er will oder nicht, in die atmosphärisch dicht beschriebenen Freuden des Genießens hineingezogen. Man sitzt mitten unter den sich unterhaltenden Personen auf Sonnenterrassen, genießt exzellente Fischgerichte und leichten, kühlen Weißwein dazu oder man wandert durch die Weinberge und spürt den Geschmackseplosionen von prall reifen Trauben nach. Und so geht es in diesem großartig geschriebenen Krimi um Geld, um Suche nach Anerkennung, aber auch um die Kunst des Genießens. Darauf ein Glas „Chateau La Tour de By 2011“!

 

Kommentare

Brocéliande kommentierte am 22. Februar 2018 um 18:41

Eine klasse Rezension - chapeau! Für mich auch ein "5-Sterner" oder Grand Cru ;)

A la votre!!!

heinoko kommentierte am 23. Februar 2018 um 06:35

Ganz lieben Dank für deine Nachricht. Tut gut....