Rezension

Skuriller Mix aus Realität und Märchen

Anton hat kein Glück - Lars Vasa Johansson

Anton hat kein Glück
von Lars Vasa Johansson

Ein ganz normaler Sommer in Schweden: Anton schlägt sich mehr schlecht als recht als Berufszauberer durchs Leben und tingelt von Stadt zu Stadt. Seine Tricks sind gut, aber durch seine miesepetrige Ausstrahlung verdirbt er sich viele Auftritte und kommt beim Publikum nicht gut an. Ganz anders sein früherer Freund Sebastian, der mit seiner Frau (und Antons Exfreundin) Charlotta ganz oben auf der Erfolgswelle als Zauberer schwimmt - sehr zum Verdruss von Anton, der auch endlich mal Erfolg haben will. 

Eine schicksalhafte Entwicklung führt Anton in den naturgeschützten Wald von Tiveden, wo er unfreiwillig mit echter Magie in Berührung kommt. Aber auch hier sorgt er mit seinem Verhalten dafür, dass er sehr bald von einer Waldfee mit einem Todesfluch belegt wird und fortan von einem Missgeschick ins nächste tappt. Wird er aus dieser Nummer jemals wieder heraus kommen? Und wird er sein destruktives Leben ändern? 

Wir begleiten Anton als Ich-Erzähler auf seiner magisch-skurillen Reise; lernen ihn zunächst als Nörgler und Grantler kennen und treten mit ihm in die magische Welt der nordischen Mythen ein. Gleichzeitig wird in Rückblenden erzählt, wie Antons Jugend verlief, wie er seinen Freund Sebastian kennen lernte und mit der quirligen Charlotta zusammen kam. Die gemeinsame Entwicklung der beiden Freunde als Berufszauberer wird ebenso beleuchtet wie das spätere Auseinanderdriften aufgrund unüberbrückbarer Differenzen.

Ich konnte mich nur schwer entscheiden, ob ich Anton verabscheuen oder mit ihm Mitleid haben soll. Er ist ein unbequemer Protagonist, nicht dafür geschaffen, die Sympathien des Publikums zu gewinnen. Dennoch, seine Erlebnisse zu verfolgen und dabei sein Innenleben kennen zu lernen, ist eine spannende und berührende Angelegenheit. Er wird im Laufe der Handlung mit allem möglichen und unmöglichen konfrontiert, und langsam, aber wirklich sehr langsam, findet eine Entwicklung statt. 

Dabei schafft der Autor mittels seiner Zauberwelt in Tiveden eine zweite Erzählebene, auf der ich viele Elemente als Metapher empfand. Keinesfalls handelt es sich daher um eine Fantasy-Erzählung, auch wenn es sich streckenweise so anfühlt; immerhin haben wir mit Urwesen, Waldfeen, Nachtklopfern und ähnlichen mythischen Gestalten zu tun. Aber dennoch dient diese Kulisse rein dazu, Anton zu seinen inneren Wurzeln zu führen, seine Handlungen zu überdenken und sich auf sein Gegenüber einzulassen. Dabei geht es nicht immer nett zu; er muss ganz schön einstecken und sich aus seiner Komfortzone heraus bewegen, teilweise auch haarsträubende Abenteuer erleben. Heraus kommt ein Anton, der auf eine schräge Art und Weise geläutert ist und dessen Leben fortan einen neuen Verlauf nimmt.

Mir hat diese Erzählweise mit ihrer psychologisch angelegten Grundidee sehr gut gefallen, auch wenn mir manche Strecken etwas harmlos und einfach gestrickt vorkamen. Einen kleinen Kontrast bietet hier die magische Welt, in der nicht alle Wesen lieb und brav sind. Aber ich vermute, es lag durchaus in der Absicht des Autors, eine letztendlich warmherzige Geschichte der leisen Töne zu erzählen. Dazu passt auch der Schluß, der sehr harmonisch und fast schon weichgespült verläuft. 

Sprachlich konnte ich mich mit dem einfachen und schnörkellosen Schreibstil sehr schnell anfreunden. Gerne empfehle ich das Buch weiter an LeserInnen mit Spaß am Skurillen, die einem einen Mix aus Realität und Märchen nicht abgeneigt sind und sich auf das innere Erleben einer Figur gerne einlassen wollen.