Rezension

Skurrile Detektivgeschichte mit viel Potenzial

Jackaby
von William Ritter

Bewertet mit 4.5 Sternen

Jackaby ist ein typischer Detektiv, jedenfalls soweit ich das beurteilen kann, weil ich noch nicht so viele Bücher dieses Genres gelesen habe. Mit dem Wissen immer voraus, ein Einzelgänger mit merkwürdigen Eigenarten, verschroben, intelligent. Jackaby ist höflich, hat aber ein eher geringes Ansehen, unter anderem wegen seiner Fähigkeit, übernatürliche Wesen zu sehen, denen er mit einer amüsanten Selbstverständlichkeit begegnet. Ein skurriler Charakter mit einer liebenswerten Seite und Tiefe, die noch eher angedeutet, in den Fortsetzungen aber mit Sicherheit ausgebaut wird. Noch ist er auch eher unnahbar, auch, weil er und die Protagonistin sich noch auf höflicher Distanz befinden, etwas, was vermutlich in den Folgebänden ebenfalls noch ausgearbeitet wird.

Die Handlung spielt 1892 und die Atmosphäre der Kleinstadt New Fiddleham wird gelungen eingefangen. Generell gibt es durchaus einige, manchmal fast poetisch angehauchte Beschreibungen, die mich jedoch nicht langweilten, sondern eher Bilder vor meinem inneren Auge entstehen ließen.
Abigail Rook, die Protagonistin dieses Buches, ist für ihre Zeit eine sehr selbstständige junge Frau, die ihr Studium abgebrochen hat, um Abenteuer zu erleben. Generell hat die Handlung zwischenzeitlich fast feministische Züge - etwas, was sich auf der Website des Autors wiederfindet. Nicht aufdringlich, eher erfreulich.
Abigail hat ein Faible für Detektivromane, würde gerne selbst eine Detektivin sein, und bewirbt sich somit für die Anstellung als Assistentin bei Jackaby. Dennoch bleibt sie hier eher im Hintergrund, wie eine beobachtende Erzählerin, und folgt Jackaby bei seinen Ermittlungen und Gedankengängen. Ihr Talent, Alltägliches zu sehen, spielt in meinen Augen kaum eine Rolle, aber auch hier vermute ich, dass dieses Potenzial in den Folgebänden weiter ausgebaut wird.

Eine Liebesgeschichte gibt es in dem ersten Band noch nicht direkt, ebenfalls eine angenehme Abwechslung, auch wenn ich denke, dass auch das in den Folgebänden aufgegriffen werden dürfte. Somit beschränkt sich die Handlung auf die Ermittlungen nach dem Serienkiller.
Was die übernatürlichen Wesen angeht, so handelt es sich vor allem um alte Sagengestalten in breit gefächertem Repertoire. Legenden dazu werden auf faszinierende Weise eingewoben, die Idee ist auf jeden Fall ziemlich cool.
Der Schreibstil ist fesselnd, sodass ich das Buch in einem Rutsch durchlas, die Sprache ist außerdem der Zeit angepasst, sodass ich mich in diese hineinversetzen konnte.

Was die Geschichte besonders ausmacht, ist das Skurrile. Dieses findet sich oft in den meist ironischen Dialogen wieder, die mich des Öfteren zum Kichern brachten, unter anderem, wenn Jackaby Redewendungen wörtlich und den Sinn der Worte auseinander nimmt. Aber auch sein ganzes Verhalten lässt sich als skurril beschreiben, ebenso sein Haus. Das Buch bietet somit eine gelungene Unterhaltung.

Fazit: Skurrile, fesselnde Detektivgeschichte mit übernatürlichen Wesen, die die Atmosphäre der Zeit von 1892 einfängt und viel Potenzial enthält, das in den Fortsetzungen weiter ausgebaut werden dürfte