Rezension

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So ohne Hoffnung und dennoch so schön

Die Geschichte der Lucy Gault - William Trevor

Die Geschichte der Lucy Gault
von William Trevor

Bewertet mit 4 Sternen

Irland in den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts. Die Familie der neunjährigen Lucy plant ihre Ausreise. Lucys Mutter ist Engländerin und die Sicherheit der Familie daher nicht mehr gewährleistet. Lucy, die ihre Heimat, das Gut Lahardane, über alles liebt, reißt aus. Nach wochenlanger Suche verlassen die Eltern Irland. Das totgeglaubte Kind bleibt verletzt im Wald zurück.

Um den Ablauf des Romans zu verstehen,muß man sich immer wieder ins Gedächtnis rufen, wie die technische Entwicklung um 1920 herum aussah. Daß es eben nicht möglich war mal eben zu mailen oder anzurufen. Daß Menschen tatsächlich unerreichbar sein konnten, wenn sie die Landesgrenze überschritten hatten.

Selten habe ich ein Buch gelesen, das so schön ist und dabei dennoch so hoffnungslos. Lucy setzt mit ihrem Ausriss die Weichen für ein weitgehend sinnloses Leben, nur dem Warten und Hoffen gewidmet. Es ist, als ob das Schicksal ihren Tod vorgesehen hätte und ihr deshalb kein wirkliches Leben mehr ermöglicht.  William Trevor hat eine wunderbar treffende und elegante Art zu schreiben, Bilder und Stimmungen zu erschaffen, eine Art, die diesen Roman in jeder Sekunde zu einem Lesevergnügen machen. Trotz der melancholischen Stimmung und der mehrheitlich traurigen Abläufe möchte man das Buch nicht aus der Hand legen. Wie wunderbar, daß solche Bücher noch geschrieben werden, daß es noch Autoren gibt, die so poetisch ein Leben erzählen können, das eben weder glücklich verläuft noch glücklich endet...

 

Kommentare

Britta Röder kommentierte am 06. August 2014 um 10:55

Ein Buch mit besonderer Sogwirkung, so wie du es beschreibst. Danke für deine Buchvorstellung!