Rezension

So viel mehr als eine Liebesgeschichte

Ein ganzes halbes Jahr - Jojo Moyes

Ein ganzes halbes Jahr
von Jojo Moyes

Äußeres Erscheinungsbild:
Mir gefallen sowohl das Originalcover als auch dieses hier sehr gut. Außer den Farben und das es auf dem deutschen Cover eine andere Frau zu sehen ist, wurde nichts verändert.
Auch der Titel ist wunderschön, der erst im Laufe des Buches an Bedeutung gewinnt und der eigentlich nur total traurig ist.

Eigene Meinung:
Ewig bin ich um dieses Buch rumgeschlichen. Ein unglaubliches Cover, aber der Klappentext versprach nur eine Liebesgeschichte und solche Bücher sind oftmals nichts für mich. Nun gut, es wurde so hoch gelobt, da musste es halt doch her. Mama hat es mir geschenkt (sie will es natürlich auch noch lesen).

Bei der Idee würde ich jetzt einfach mal sagen: Nicht neu! Ich hatte sofort "Ziemlich beste Freunde" im Kopf. Aber die Umsetzung ist einfach wunderschön.

Auch in der Handlung passiert nichts allzu ungewöhnliches: Eine Frau, die einem behinderten Mann zeigen will, dass das Leben lebenswert ist. Aber ich würde jetzt einfach mal behaupten, dass Handlung in diesem Buch auch eher nebensächlich ist, es geht viel mehr um Gefühle und Gedanken, um Wünsche und Hoffnungen.

Der Schreibstil ist wunderbar. Einfach, gut und vor allem schnell zu lesen. Lou ist die Haupterzählerin der Geschichte, ab und zu erzählen noch Nebencharaktere ein Kapitel.

Die beiden Hauptcharaktere Lou und Will sind einfach klasse.
Lou hat einen merkwürdigen Kleidungstil, aber sie ist lebenslustig und froh und hat eine große Klappe. Sympathie von der ersten Seite.
Und in Will habe ich mich sofort verliebt. Er ist Tetraplegiker, kann sich also ab der Brust abwärts nicht bewegen (nur einige Finger an der eingen Hand ein wenig). Er ist zynisch und sarkastisch und verbittert. Seine bitterbösen Kommentare fand ich klasse und gleichzeitig habe ich so mit ihm gelitten, denn er hat Schmerzen (körperliche und geistige). Er ist eine so gequälte Seele, die nur langsam etwas lebenslustiger wird und das war schön zu lesen.

Die Beziehung zwischen Will und Lou beginnt so langsam und so zaghaft. Zuerst müssen sie beide aufeinander zugehen und sich aufeinander einlassen, auf freundschaftliche Weise. Ihre Schlagabtäusche waren herrlich zu lesen und wie sie aufgetaut sind und offen miteinander umzugehen lernten war wunderschön zu lesen.

Das Ende war sehr traurig, doch es passte zu dem Buch.
Denn dieses Buch bietet so viel mehr als eine süße Liebe. Ich habe über Dinge nachgedacht und mich mit ihnen auseinander gesetzt, wie ich es sonst eher weniger tun würde. Es geht um Dinge wie Freitod, Sterbehilfe und vor allem um ein selbstbestimmtes Leben. Es gibt viele gegensätzliche Meinungen zu diesem Thema und auch ich habe überlegt wie ich dazu stehe.
Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass jeder das Recht auf ein selbstbestimmtes Leben hat und bin auch pro Sterbehilfe. Doch auch hier gibt es viele Grautöne, nicht nur Schwarz und Weiß. Nicht alle Fälle lassen sich über einen Kamm scheren.

Fazit:
Dieses Buch bietet mehr als eine wunderschöne Liebe und zwei starke Protagonisten. Es regt zum Nachdenken an. Es geht um ein selbstbestimmtes Leben und das Leben an sich. Es geht um den freien Willen und den Wunsch, das Leben so zu leben, wie man selbst das möchte.
Ein Buch, dass jeder gelesen haben sollte!!