Rezension

so weit die Flügel tragen....

Metamorphose am Rande des Himmels - Mathias Malzieu

Metamorphose am Rande des Himmels
von Mathias Malzieu

Bewertet mit 5 Sternen

“Ich heiße Tom “Häma-Tom” Cloudman. Man sagt, ich sei der schlechteste Stuntman aller Zeiten. Ganz falsch ist das nicht. Ich bin außergewöhnlich ungeschickt und laufe ständig überall gegen. Ich beneide die Vögel um ihre Freiheit, vielleicht schaue ich zu oft zu ihnen hoch. Schon damals auf dem Schulhof zog ich Rollschuhe an, um fliegen zu üben und den unerreichbaren Miniaturfrauen einen Kuss zu entlocken. Aber ich flog nicht hoch, sondern immer nur auf die Nase.” (Quelle: M. Malzieu: Metamorphose am Rande des Himmels)

Mit diesen Worten wird uns der Protagonist des knapp 140 Seiten starken Romans des Franzosen Mathias Malzieu vorgestellt. Trotz der vielen Unfälle und Missgeschicke, kann Tom jedoch nicht aufhören, immer weiter, immer höher, immer verrückter zu versuchen von der Erde abzuheben, was jedoch nie zu Erfolg führt – sieht man von den schlimmen Verletzungen ab, die er jedesmal wieder davonträgt. Aufgeben – dieses Wort gab es für Tom jedoch zu keiner Zeit und so ging er auf Reisen um dort seinem ungewöhnlichen Hobby nachzugehen. Während seine Reise, die er in einem arg außergewöhnlichen Gefährt antrat, entdeckte er auch seine Liebe zu Büchern. Da er jedoch kaum Platz für diese hatte, entwickelte er eine geschickte Technik um auch andere Menschen an seinem Glück teilhaben lassen zu können.

“Wenn Sie dieses Buch finden, nehmen Sie es mit und lesen Sie es. Am Schluss schreiben Sie Ihre Gedanken dazu auf. Notieren Sie auch das Datum und den Fundort. Legen Sie es anschließend wieder irgendwo ab, wo jemand anderes es finden kann.”

Diese Idee berührte mich auf besondere Weise, da sie mich an die vielen Bücherkisten erinnert, die in Dresden an den Straßenrändern der Neustadt stehen und dazu auffordern, in die Welt der Bücher zu verschwinden, die jemanden anderen vorher verzaubert haben.

Doch nun nochmals zurück zu Tom. Seine Reise nahm durch einen schweren Unfall ein jähes Ende. Tom landete im Krankenhaus, wo ihn eine viel schlimmere Diagnose erwartete, als eine komplizierte Fraktur: ein Tumor am Rücken – von ihm als Rote Beete bezeichnet. Tom gibt seinen Traum vom Fliegen jedoch niemals auf, auch dann nicht, als die Rote Beete ihn zu verschlingen droht. Zu diesem Zeitpunkt begegnet er der Vogelfrau Endorphina, die seinem Leben eine entscheidende Wendung geben wird…

Mehr soll zum Inhalt nicht verraten werden, denn man muss die Geschichte einfach gelesen haben, um ihre Tragweite zu verstehen. Jedes Wort würde den Gehalt schmälern, da man nur schwerlich in der Lage ist, den wundervollen Schreibstil des Autors in Worte zu fassen.

 Ich bin ganz unvorbereitet auf den Roman “zugestürmt”, ohne vorher Inhaltsangaben, Klappentext etc. gelesen zu haben. Die Erinnerung an “Die Mechanik des Herzens” hatte mir genug Euphorie verliehen. Doch dann, nach dem Unfall, kam die Krebsdiagnose des Protagonisten wie ein Hammer. Für mich ein “nicht-schon-wieder-Moment”, ohne das abwertend zu meinen. Grund dafür ist die schwere Krebserkrankung meines Vaters. Es werden bald drei Jahre Kampf gegen diese Krankheit. Große Hoffnungen, die innerhalb von Minuten zerstört werden können, wie bei uns vor 3 Wochen, als die “Rote Beete” auf einmal nach hoffnungsvollen Momenten mit vollster Aggressivität wieder da war. Begriffe, wie “letzte Chance”, “sieht nicht gut aus”, “entweder… oder”, dominieren das Leben mit einer brutalen Gewalt. Und dieses wird im Roman auf eine märchenhaft, verschleierte Weise deutlich. Der von Euch erwähnte fehlende Hoffnungsgedanke trifft zu, wobei er andererseits die klare Realität wiederspiegelt. Man bekommt diese Diagnosen und die Folgen leider nicht sonderlich sensibel vermittelt, sondern nüchtern und sachlich serviert. Da kommt für mich die Figur der Endorphina ins Spiel – einerseits die “Flucht” des Patienten vor dem Schmerz, dem Leid… und andererseits als Mittel der Verdrängung und des Wegschiebens. Aber Liebe ist kein Pakt, Liebe muss wirklich aus dem Innersten des Menschen kommen, denn in einer solchen Situation zueinanderzuhalten und das gemeinsam durchzustehen erfordert mehr als nur menschliche Kraft – das kann nicht auf Basis einer Vereinbarung passieren…

“Ich heiße Tom “Häma-Tom” Cloudman. Man sagt, ich sei der schlechteste Stuntman aller Zeiten. Ganz falsch ist das nicht. Ich bin außergewöhnlich ungeschickt und laufe ständig überall gegen. Ich beneide die Vögel um ihre Freiheit, vielleicht schaue ich zu oft zu ihnen hoch. Schon damals auf dem Schulhof zog ich Rollschuhe an, um fliegen zu üben und den unerreichbaren Miniaturfrauen einen Kuss zu entlocken. Aber ich flog nicht hoch, sondern immer nur auf die Nase.” (Quelle: M. Malzieu: Metamorphose am Rande des Himmels)

Mit diesen Worten wird uns der Protagonist des knapp 140 Seiten starken Romans des Franzosen Mathias Malzieu vorgestellt. Trotz der vielen Unfälle und Missgeschicke, kann Tom jedoch nicht aufhören, immer weiter, immer höher, immer verrückter zu versuchen von der Erde abzuheben, was jedoch nie zu Erfolg führt – sieht man von den schlimmen Verletzungen ab, die er jedesmal wieder davonträgt. Aufgeben – dieses Wort gab es für Tom jedoch zu keiner Zeit und so ging er auf Reisen um dort seinem ungewöhnlichen Hobby nachzugehen. Während seine Reise, die er in einem arg außergewöhnlichen Gefährt antrat, entdeckte er auch seine Liebe zu Büchern. Da er jedoch kaum Platz für diese hatte, entwickelte er eine geschickte Technik um auch andere Menschen an seinem Glück teilhaben lassen zu können.

“Wenn Sie dieses Buch finden, nehmen Sie es mit und lesen Sie es. Am Schluss schreiben Sie Ihre Gedanken dazu auf. Notieren Sie auch das Datum und den Fundort. Legen Sie es anschließend wieder irgendwo ab, wo jemand anderes es finden kann.”

Diese Idee berührte mich auf besondere Weise, da sie mich an die vielen Bücherkisten erinnert, die in Dresden an den Straßenrändern der Neustadt stehen und dazu auffordern, in die Welt der Bücher zu verschwinden, die jemanden anderen vorher verzaubert haben.

Doch nun nochmals zurück zu Tom. Seine Reise nahm durch einen schweren Unfall ein jähes Ende. Tom landete im Krankenhaus, wo ihn eine viel schlimmere Diagnose erwartete, als eine komplizierte Fraktur: ein Tumor am Rücken – von ihm als Rote Beete bezeichnet. Tom gibt seinen Traum vom Fliegen jedoch niemals auf, auch dann nicht, als die Rote Beete ihn zu verschlingen droht. Zu diesem Zeitpunkt begegnet er der Vogelfrau Endorphina, die seinem Leben eine entscheidende Wendung geben wird…

Mehr soll zum Inhalt nicht verraten werden, denn man muss die Geschichte einfach gelesen haben, um ihre Tragweite zu verstehen. Jedes Wort würde den Gehalt schmälern, da man nur schwerlich in der Lage ist, den wundervollen Schreibstil des Autors in Worte zu fassen.

 Ich bin ganz unvorbereitet auf den Roman “zugestürmt”, ohne vorher Inhaltsangaben, Klappentext etc. gelesen zu haben. Die Erinnerung an “Die Mechanik des Herzens” hatte mir genug Euphorie verliehen. Doch dann, nach dem Unfall, kam die Krebsdiagnose des Protagonisten wie ein Hammer. Für mich ein “nicht-schon-wieder-Moment”, ohne das abwertend zu meinen. Grund dafür ist die schwere Krebserkrankung meines Vaters. Es werden bald drei Jahre Kampf gegen diese Krankheit. Große Hoffnungen, die innerhalb von Minuten zerstört werden können, wie bei uns vor einigen Wochen, als die “Rote Beete” auf einmal nach hoffnungsvollen Momenten mit vollster Aggressivität wieder da war. Begriffe, wie “letzte Chance”, “sieht nicht gut aus”, “entweder… oder”, dominieren das Leben mit einer brutalen Gewalt. Und dieses wird im Roman auf eine märchenhaft, verschleierte Weise deutlich. Der von Euch erwähnte fehlende Hoffnungsgedanke trifft zu, wobei er andererseits die klare Realität wiederspiegelt. Man bekommt diese Diagnosen und die Folgen leider nicht sonderlich sensibel vermittelt, sondern nüchtern und sachlich serviert. Da kommt für mich die Figur der Endorphina ins Spiel – einerseits die “Flucht” des Patienten vor dem Schmerz, dem Leid… und andererseits als Mittel der Verdrängung und des Wegschiebens. Aber Liebe ist kein Pakt, Liebe muss wirklich aus dem Innersten des Menschen kommen, denn in einer solchen Situation zueinanderzuhalten und das gemeinsam durchzustehen erfordert mehr als nur menschliche Kraft – das kann nicht auf Basis einer Vereinbarung passieren…