Rezension

So Zwiegespalten war ich noch nie

Große Liebe - Navid Kermani

Große Liebe
von Navid Kermani

Bewertet mit 2.5 Sternen

Meine Meinung: 1983 in einer westdeutschen Kleinstadt - ein 15 Jähriger verliebt sich in das "schönste Mädchen auf dem Schulhof". Sie, 4 Jahre älter, Abiturientin, wirkt nicht allzu interessiert. Er schleicht ihn die - für ihn verbotene - Rauchereck, um bei ihr zu sein und natürlich auch um sie zu beobachten. Ein solches Szenario haben wir doch alle schon erlebt, oder?
Genau das ist es, worauf Kermani zurückschaut und was mich an diesem Buch so fasziniert hat. Die ganze Geschichte ist um Grunde so banal und doch schaffst es Navid Kermani diese faszinierend zu erzählen. Ich hab mich direkt einige Jahre jünger gefühlt, obwohl ich auch nicht gerade zum alten Eisen gehöre.
Das ganze ist gespickt mit Erzählungen aus der arabisch-persischen Liebesmystik, mit welcher ich persönlich zwar nicht viel anfangen kann, aber dennoch weiß ich die Idee zu schätzen und die gewählten Abschnitte fügen sich recht gut in die Story ein. 
Die Personen waren irgendwie fade, ich habe einfach überhaupt nicht mitgefühlt und gerade über Jutta, die schönste, erfährt man recht wenig und sie war mir einfach suspekt.
Das Buch ist aussergewöhnlich aufgebaut, denn anstatt den sonst üblichen Seitenzahlen ist es in rund 100 Kapiteln aufgebaut, welche gleichzeitig als Seitenzahlen fungieren und vom Autor auch als Seiten bezeichnet werden. Diese Kapitel sind aber immer recht kurz, 3 Seiten waren schon ein kleines Highlight. 
Kermani schreibt in langen, teil sehr poetischen Sätzen. Vor allem weil ich in letzter Zeit nur Jugendromane gelesen hatte, hatte ich da echt meine Probleme mit. Wenn ich auch nur wenige Sekunden mit den Gedanken woanders war, konnte ich direkt das komplette Kapitel wiederholen. Insgesamt bin ich sehr zwiegespalten was den Schreibstil betrifft - auf der einen Seiten wirkte sie sehr gehoben, poetisch, erinnerte mich irgendwie an meinen früheren Philosophie-Unterricht. Auf der anderen Seite ist das einfach garnichts für mich, mir fällt kein Buch ein was für mich ähnlich anstrengend zu lesen war und welches ich so oft wieder weggelegt und angefangen habe, immer und immer wieder. Ich habe echte Problem damit, euch zu beschreiben wie ich das meine. Ich fand das Buch nicht schlecht - und trotzdem hätte ich am liebsten abgebrochen. 
Fazit: Es war einfach nicht mein Stil, wobei ich denke, dass es sehr vielen Gefallen könnte, gerade denjenigen die auf poetische Geschichten stehen und auch gerne mal darüber nachdenken, was hinter diesem oder jenem Kapitel mehr stecken könnte. Mir fällt die Bewertung echt schwer, man sollte es einfach mal damit versuchen, denn jeder Geschmack ist anders.