Rezension

Solange die Hoffnung uns gehört - berührt - macht betroffen

Solange die Hoffnung uns gehört - Linda Winterberg

Solange die Hoffnung uns gehört
von Linda Winterberg

Bewertet mit 4.5 Sternen

Nazi-Deutschland - Juden - Mischehen - Verfolgung - Kindertransporte - Deportationen - 2. Weltkrieg sind alles Schlagworte, die sofort betroffen machen.

Aus diesen Worten hat die Autorin Linda Winterberg (Pseudonym) den Roman Solange die Hoffnung uns gehört entstehen lassen, der die Herzen der LeserInnen zutiefst berührt.

Es ist die Geschichte der Jüdin Anni Kluger. - Ihr Mann Johann ist 1933 bereits verstorben und sie, eine gefeierte Opernsängerin an der Frankfurter Oper, lebt mit ihrer kleinen Tochter allein. Von Tag zu Tag wird es jedoch für die beiden schwerer, genau wie für alle Juden im Nazideutschland, den Alltag zu bewältigen. Aber es gibt trotzdem auch dann noch Menschen, die keine Angst haben, den Juden zu helfen.

Sie verliert ihr Engagement und als 1938 die Lage für Juden immer gefährlicher und unberechenbarer wird, entschließt sie sich, Ruth mit einem Kindertransport nach England zu schicken, damit sie aus der Gefahrenzone heraus kommt. Sobald wie möglich will sie ihr folgen.

Doch dann bricht der zweite Weltkrieg aus, und sie kann Deutschland nicht mehr verlassen.

Linda Winterberg erzählt uns die aufwühlende Geschichte von Anni und Ruth in zwei Erzählsträngen, zum einen aus der Sicht von Anni, wie sie in Frankfurt den Krieg erlebt und zum anderen von Ruth, die in England in einer Internatschule, die von einer Deutschen geleitet wird, jahrelang lebt. Einfühlsam, tief bewegend erlebt der Leser die schwere Zeit der beiden.

Manchmal war es für mich fast unerträglich, das Schicksal der Menschen in dieser Zeit zu verfolgen. Egal wie oft man etwas über die unglaublich grausame Zeit der Nazis in Deutschland liest oder hört, ist es doch immer wieder für mich tief erschütternd.

Linda Winterberg hat in dem Roman Solange die Hoffnung uns gehört die Schicksale von Personen, die es wirklich gegeben hat, in ihren Romanfiguren lebendig werden lassen.

Sie schont ihre Leserschaft nicht, genau wie uns die Wahrheit über die deutsche Geschichte nicht verschont. Wer sich für dieses Thema, die Zeit und ihre Menschen interessiert, muss den Roman von Linda Winterberg einfach lesen.

Und noch etwas hat mich beim Lesen des Romans tief berührt. Ein einfaches jüdisches Schlaflied, das über Jahre hinweg zwischen Mutter und Tochter ein Band der inneren Verbindung ist. Es heißt: Shlof zhe mir shoyn Yankele. Da ich das Lied nicht kannte, aber neugierig war, habe ich es mir im Internet angehört. Und ja, da sind auch bei mir die Tränen gelaufen.

Danke, Linda Winterberg/Nicole Steyer, für dieses ganz besondere Leseerlebnis. Es gehört für mich ab jetzt zu den unvergesslichen Romanen.

Mein Fazit: Unbedingt lesenswert!!!