Rezension

Solange es Hoffnung gibt...

Wir waren hier - Nana Rademacher

Wir waren hier
von Nana Rademacher

Bewertet mit 5 Sternen

Zum Inhalt:

 

Berlin im Jahre 2039. Es hat eine atomare und eine chemische Katastrophe stattgefunden. Die Stadt ist zerstört, der Erdboden verseucht. Der Kampf gegen Hunger und Kälte bestimmt den Tagesablauf. Das öffentliche Leben existiert nicht mehr. Nur gelegentlich funktioniert der Strom. Und die Militärdiktatur herrscht mit harter Hand.

 

In dieser feindseligen Welt lebt die 15-jährige Anna mit ihren Eltern in einer noch halbwegs bewohnbaren Wohnung. Ihr Geheimnis: sie besitzt noch ein Board und schafft es ab und zu, sich in ein Netz einzuloggen und ihren Blog weiterzuschreiben. Dabei bekommt sie Kontakt mit Ben, der angeblich aus Hamburg stammt. Sie „chatten“ miteinander, freunden sich an und Ben besucht sie in Berlin. Sie verlieben sich und Ben vertraut ihr an, dass er sich im Widerstand befindet. Doch es gibt etwas, das er ihr verschweigt. Haben die beiden trotzdem eine gemeinsame Zukunft in dieser Welt?

 

Meine Meinung:

 

Ich muss gestehen, dass ich mich anfangs doch etwas schwer getan habe mit diesem Buch. Das begann schon mit der Schriftart. Die Buchstaben sind recht klein und ziemlich fein, so dass ich meine Augen beim Lesen schon ziemlich anstrengen musste. Dazu dieser etwas abgehackte Schreibstil mit überwiegend sehr kurzen Sätzen. Das wirkte teilweise schon ziemlich nüchtern. Da habe ich wirklich schon mit dem Gedanken gespielt, das Buch abzubrechen. Doch gut, dass ich es nicht getan habe. Ich habe nämlich festgestellt, dass der 1. Teil des Buches komplett aus Annas Blog besteht. Da ist dieser Schreibstil durchaus passend. Je weiter das Buch voranschritt, desto besser habe ich mich darauf einstellen können. Und spätestens im 2. Teil entwickelt es dann seinen Sog, dem man sich nicht entziehen kann. Die Geschichte entwickelt sich sehr ansprechend, und es kommt auch richtige Spannung auf.

 

Hat der Leser anfangs doch eine gewisse Distanz zur Protagonistin Anna, legt sich diese immer mehr. Sie wächst einem ans Herz durch ihren Mut und ihre Tapferkeit. Und sie verliert nie die Hoffnung auf ein besseres Leben. Sie hat den festen Glauben, dass auch sie irgendwann glücklich werden kann mit ihrem geliebten Ben.

 

Was mir nicht ganz so gut gefallen hat, war das Ende. Das kam zum einen ziemlich abrupt und kurz daher. Da hätte ich mir doch noch ein paar Seiten mehr gewünscht. Zum anderen war es für mich einfach ein bisschen zu viel „Zuckerguss“.

 

Sehr erschreckend finde ich die Beschreibung, wie es überhaupt zu diesem Endzeit-Szenario in Deutschland kommen konnte. Es begann mit der Europakrise, dann kam Russland dazu und schließlich die Atomkatastrophe. Das erinnert doch sehr an die Welt, in der wir zur Zeit leben. Auch heute steckt Europa durch die Flüchtlingskrise in einer tiefen Krise; die EU steht auf der Kippe. Und Russland ist wieder zu einem Land geworden, das eine stete Bedrohung für seine Nachbarn darstellt. Dazu marode Atomkraftwerke wie beispielsweise in Belgien; also in unmittelbarer Nähe Deutschlands.

 

Das sind Dinge, die doch schon Angst auslösen können. Und ich hoffe sehr, dass es nicht wirklich eines Tages so weit kommen wird. Vielleicht kann ja auch dieses Buch ein wenig dazu beitragen, dass die Politiker sich wieder darauf besinnen, dass es nicht vorrangig um Profite und ewiges Wirtschaftswachstum geht, sondern um ein selbstbestimmtes Leben in Frieden und Freiheit.

 

Auch wenn die Zielgruppe für dieses Buch wohl eher Teenager sind, finde ich dieses Buch doch auch für Erwachsene sehr geeignet. Denn die Botschaft richtet sich an alle Menschen, egal welchen Alters: solange es Menschen gibt wie Anna und Ben, die sich auflehnen und für die Liebe und ein besseres Leben kämpfen, gibt es auch Hoffnung für die Welt.

 

Fazit: trotz ein paar kleinen Schwächen absolut lesenswert!