Rezension

Solide Jugendfantasy-Kost, aber für mich persönlich wurde zu wenig geboten, um meine Begeisterung anzufachen

Shadow Dragon. Die falsche Prinzessin - Kristin Briana Otts

Shadow Dragon. Die falsche Prinzessin
von Kristin Briana Otts

Mal ehrlich, gibt es überhaupt einen einzigen Bücherwurm, der noch nicht über dieses Buch gestolpert ist? Es war ja in aller Munde, und auch das Tintenmeer war bei der Buchbotschafter-Aktion dabei. Das schürte natürlich meine Vorfreude auf „Shadow Dragon“ und nun habe ich es endlich gelesen und kann euch aus erster Hand, unbestechlich und unverfälscht aus dem Kaiserreich berichten. ;)

Erstmal die Argumente auf der Haben-Seite: Asiatisch-anmutendes Setting, eine starke Heldin und – das Beste – Drachen! Ich habe noch nicht so viele Bücher in fernöstlichem Setting und mit Drachen gelesen, aber das wollte ich schleunigst ändern und stürzte mich darum mitten hinein in das Abenteuer! Erwartet habe ich ein etwas anderes, außergewöhnliches Jugendbuch mit einer taffen Heldin (sie ist immerhin eine ausgebildete Kriegerin). Schauen wir doch mal, was ich bekommen habe …

Der Start konnte mich fesseln und begeistern. Zuerst springen wir in der Zeit zurück, erleben Kai als Kind und verfolgen ihr diszipliniertes Schwertkampftraining. Ich konnte mich gut in sie hineinversetzen und der flüssige Schreibstil tat sein Übriges, um mich durch den Anfang zu tragen. Danach ging es mit einer actionreichen, spannenden Szene weiter, die meine Erwartungen steigen ließ.

Doch ich muss sagen, ab der Operation „Prinzessin“ ging es bergab und wurde zu langatmig. Zu viel Politik und Etikette, zu viele Personen, Namen und Beziehungen, dass ich nicht ganz durchblickte und mich immer wieder fragte: „Wer war das jetzt noch gleich?“ Zudem wurden sie nicht genug beleuchtet und lebendig gemacht, dadurch blieben mir alle relativ egal. Das trifft auch auf die zwei männlichen Parts zu, die auf Kai stehen. Sie blieben blass und das Verlieben ging, wie oft in Jugendbüchern, viel zu schnell.

Und dann Kai selbst. Ich sage ja immer: Starke Frauen an die Macht! Aber sie war mir zu unsicher und mädchenhaft, wenn die Jungs mit ihr redeten. Ich hätte mir mehr kriegerische Eigenschaften gewünscht – aber Kai ist naiv, zweifelt dauernd an sich und hadert mit ihrer Mission. Damit konnte sie mich nicht auf ihre Seite holen, leider. Wo sind denn all die Badass-Heldinnen à la Kate Daniels hin? Gibt es überhaupt noch welche da draußen?

Das asiatische Setting traf schlussendlich auch nicht ganz meinen Geschmack, es bot zu viele unspannende Beschreibungen. Irgendwie blieb alles so nichtssagend, dass ich fast verzweifelt bin und nicht sehr interessiert weitergelesen habe. Es war einfach nicht lebendig genug, um mich in die geschaffene Welt abtauchen zu lassen … *seufz*

Lediglich die Drachen hoben es etwas aus der Masse heraus und versprühten einen Hauch Magie. Das waren auch die Szenen, die mich gefesselt haben, davon hätten es gern noch mehr sein können! Irgendwie hatte ich mir noch mehr magische Elemente erhofft, aber die blieben aus. Der Storyverlauf war in Ordnung, bot aber keine großen Überraschungen und ließ mich am Ende etwas unbefriedigt zurück. Die Folgebände werde ich wohl nicht mehr lesen.

Fazit: Hm, eine schwierige Angelegenheit. Die Aufmachung ist toll, der Schreibstil sehr angenehm und der Shadow Dragon hatte auch etwas für sich. :) Rein nüchtern betrachtet, macht das Buch nichts falsch und ist solide Jugendfantasy-Kost. Vielleicht ist es damit eher etwas für die jüngere Generation oder für Leute, die noch nicht so viele Bücher gelesen haben?

Denn für mich persönlich, wurde einfach zu wenig geboten, um meine Begeisterung anzufachen. Es blieb alles irgendwie farblos. Leider ist auch die Protagonistin nicht so taff wie erwartet, sondern schmilzt bei den Jungs regelmäßig dahin und vergisst, ihren Kopf einzuschalten. *seufz* Aber jüngere Leser, die ein abenteuerliches Buch in fernöstlichem Setting mit Drachen suchen, können mal einen Blick riskieren.