Rezension

Solider Krimi mit intensiver Atmosphäre

Wildeule - Annette Wieners

Wildeule
von Annette Wieners

Bewertet mit 4 Sternen

Während einer Bestattung verrutscht der Deckel des Sarges. Bei der Untersuchung, wie dies passieren konnte, wird festgestellt, dass im Sarg anstatt der erwarteten Frauenleiche die Leiche des Bestatters liegt. Die Friedhofsgärtnerin und frühere Kriminalkommissarin Gesine Cordes informiert sofort die Polizei, da sie ein Tötungsdelikt vermutet. Die Ermittlungen beginnen …

Das Buch beginnt fesselnd, beeindruckt von Anfang an mit einer intensiven Atmosphäre, die insbesondere durch den flüssigen Schreibstil und die anschaulichen Schilderungen der bizarren Ereignisse auf dem Friedhof erzeugt wird, und mich vollkommen in die Geschichte hinein zieht. Auch wenn man das Buch ohne Kenntnis der beiden Vorgängerbände lesen kann war ich froh, die Protagonisten Gesine Cordes, die Kommissarin Marina Olbert und den Bestatter Hannes van Deest bereits zu kennen, da die Autorin vorherige Ereignisse nur sehr knapp streift, und die Vorgeschichte der Protagonisten und ihre teilweise etwas komplizierte Beziehung untereinander im Laufe des vorliegenden Falles eine nicht unerhebliche Rolle spielen und ihr Handeln maßgelblich bestimmen. Gleichzeitig ist dies die Basis für das Besondere an diesem Band - die enge Verbindung und die nahtlose Verflechtung zwischen Verbrechen und Privatem, meiner Meinung nach ein wichtiger Aspekt eines guten Kriminalromans.

Die Geschichte verläuft unspektakulär, ist über lange Strecken eher fesselnd als spannend und kommt mit einer überschaubaren Anzahl handelnder Personen aus. Auf der Suche nach Mörder und Motiv stehen weniger atemberaubende Ermittlungen und spektakuläre Wendungen im Vordergrund, als Misstrauen untereinander und Beziehungschaos - wer traut wem, wer ist verdächtig, wer wird gerade instrumentalisiert und wer hält Informationen zurück. Die Charaktere sind liebevoll gezeichnet und nehmen schnell Gestalt an. Allen voran steht hier natürlich die Friedhofsgärtnerin, die mit ihrem wachen Verstand häufig die richtigen Schlüsse zieht und aus ihrer aktiven Zeit im Polizeidienst noch über Instinkt und eine gewisse Erfahrung verfügt. Gekonnt in die Handlung integriert und durch den Verlauf der Ereignisse mit bedingt, scheint sie nun endlich auch bereit, sich ihr durch Schuldgefühle bestimmtes Verhaltensmuster anzusehen und Änderungen in ihrem Leben in Erwägung zu ziehen. Doch auch die anderen, teilweise etwas schrägen Figuren haben Unterhaltungswert und wissen zu überzeugen. Letztendlich mündet die Geschichte schlüssig in einem spannenden Finale und ebnet den Weg für einen weiteren Band.

Fazit:
„Wildeule“ ist ein weiterer fesselnder und unterhaltsamer Kriminalroman um Gesine Cordes, der sich insbesondere durch eine intensive Atmosphäre und eine starke Verflechtung zwischen Ermittlungen und Privatem hervorhebt. Meiner Meinung nach sollte man aber die ersten beiden Bände zuerst lesen, um die Beziehungen der Protagonisten untereinander und ihre daraus resultierende Handlungsweise vollständig zu verstehen.