Rezension

Solider Reihenauftakt mit Luft nach oben !

Wir zwei in fremden Galaxien - Kate Ling

Wir zwei in fremden Galaxien
von Kate Ling

Bewertet mit 4 Sternen

Auf der Ventura herrschen strenge Regeln, an die sich jeder Bewohner halten muss um die Sicherheit der über 8000 Menschen an Bord nicht zu gefährden und um den Fortbestand der Menschheit zu sichern.
Eine dieser "Regeln" ist die Zuweisung des Lebenspartners, sobald man die Schulausbildung hinter sich gebracht hat und bevor man ins Arbeitsleben eintritt.
Die 17-jährige Seren steht an dieser Schwelle, sollte sich eigentlich glücklich schätzen, in diesem Moment in dem sie erfährt, mit wem sie den Rest ihres Lebens verbringen wird. Doch in Seren nagen schon lange Zweifel, ob das alles so toll ist, wie es ihnen von der Führung verkauft wird. Deshalb lehnt sie sich auf, viele nennen ihre Ausbrüche "Verrücktheit" und schon einmal saß sie deshalb in der Besserungsanstalt, denn die Ventura duldet keine Freidenker und Rebellen.
Als sie auf Dom trifft, der plötzlich unvorhergesehene Gefühle in ihr weckt, obwohl sie beide anderen Lebenspartnern zugeteilt wurden, da lehnt sich Seren erst recht gegen das System auf, denn wie kann es sein, das so etwas Großartiges wie Liebe nicht zählt ?
Als sich eine Möglichkeit bietet, von der Seren niemals dachte, das diese eintreten könnte, entwickelt sich eine fixe Idee. Eine Idee, die sie und Dom retten, die aber auch ihr Verderben sein könnte....

Meinung:
Also eigentlich hab ichs ja nicht so mit "Weltraumbüchern" und "Sci-Fi". Doch an diesem Buch kam ich irgendwie schon deshalb nicht vorbei, weil mich der Klappentext und das darin erwähnte System, sowie die verbotene Liebe zwischen Dom und Seren, irgendwie ein bisschen an den Auftakt von "Cassia & Ky" oder "Godspeed" erinnerten. Und ja, es gibt auch hier dystopische Züge, sowas mag ich ja unheimlich gerne. Das wunderschöne, für einen Roman dieser Art beinahe schon schlichte Cover, hat mich ebenfalls angesprochen und so war ich gespannt was mich erwarten würde.
Tatsächlich hat mich die Geschichte, die vom Verlag als sogenannte "Space Opera" bezeichnet wird, recht schnell in ihren Bann gezogen.

Ich erlebe die Geschichte durch Ich-Erzählerin Seren, die seit ihrer Geburt auf der Ventura lebt. Einem "Raumschiff", wenn man so will, von der Erde vor über 80 Jahren ausgesandt um auf neuen Lebensraum zuzusteuern. Seren hat die Erde nie gesehen und sie wird auch niemals ihren Fuß auf einen anderen Planeten setzen, denn bis das Schiff den Fixpunkt erreicht, vergehen noch mindestens 200 Jahre.

Alles was ihr bestimmt ist, ist ein vom System durchgeplantes und organisiertes Leben. Sie macht ihren Abschluss, dann wird sie ihrem Lebenspartner zugeteilt, sie wird arbeiten und Kinder gebären, die sie großzieht und irgendwann wird sie sterben ohne auch nur die Chance auf ein freies, anderes Leben gehabt zu haben.
Und genau darauf hat sie keine Lust. Immer wieder fragt sie sich, ob das alles sein kann, ob es da nicht noch mehr geben muss, als dieses eintönige Leben.

Ich mochte Seren, auch wenn sie ein sehr wankelmütiger Charakter ist. Zum einen möchte sie gegen dieses strenge System ankämpfen, doch sobald man sie in die Enge treibt, wird sie zum braven Lämmchen das sich fügt. Außerdem neigt sie durch teilweise aufbrausende Handlungen dazu, sich und auch Dom immer wieder in Gefahr zu bringen.

Den Plot fand ich ganz interessant und ich habe die Geschichte supergerne und vor allem ziemlich flott gelesen, was nicht zuletzt dem wirklich flüssigen und tollen Schreibstil der Autorin geschuldet ist, ich mochte die Charaktere und das Setting, ABER es gab für mich auch leider viele Ungereimtheiten, die immer mehr werden, je länger ich darüber nachdenke.

Zum Beispiel fand ich es seltsam, das Dom und Seren so leichtsinnig sind. Klar, wenn man verliebt ist, dann neigt man schon mal dazu, zu vergessen, das andere einen sehen könnten, weil man nur Augen für den jeweils anderen hat. Aber die Geschichte spielt auf einem Raumschiff, auf dem es nur circa 8000 Menschen gibt, irgendwann kennt man da jeden Einzelnen vom Sehen und es sollte wesentlich schwerer sein, nicht erwischt zu werden. Dann wird immer wieder von Serens Krankheit geredet, über die man nicht wirklich viel erfährt und auch sonst gibt es Infos wo ich mir nähere Ausführungen gewünscht hätte.

ABER man darf auch nicht vergessen, das es sich hierbei um den Auftakt einer Reihe handelt, was bedeutet, das sich manche Dinge sicher erst im weiteren Verlauf aufklären werden, von daher bin ich positiv gestimmt.

Sehr gelungen fand ich im Übrigen die Spannung die ab circa der Hälfte immer weiter zunimmt. Es mag vielleicht keine überraschenden Wendungen geben, zumindest für mich kam vieles vorhersehbar, doch trotzdem hat mich die Geschichte nicht losgelassen und an die Seiten gefesselt.

Fazit:
"Wir zwei in fremden Galaxien" hat einige kleine Schwachstellen, über die ich aufgrund des wirklich tollen Schreibstils, der in der zweiten Hälfte aufkommenden Spannung und der Protagonisten, die ich supergerne mochte, weitestgehend hinwegsehen konnte. In Band 2 muss die Autorin allerdings überall ein bisschen anziehen, damit es interessant bleibt.