Rezension

Sollte jeder Jugendliche lesen!

Speechless (Sprachlos) - Hannah Harrington

Speechless (Sprachlos)
von Hannah Harrington

Pro:
Das Cover sticht gerade deshalb aus der Masse der Bücher heraus, weil es nicht um Aufmerksamkeit heischt. Keine bunten Farben, keine attraktiven Menschen, kein Glitzer, kein Garnichts. Und damit passt es perfekt zu diesem Buch, in dem ein schuldbewusstes Mädchen quasi einen Schritt zurücktritt von ihrem bunten Leben, in dem es nur um Oberflächlichkeiten ging.

Die Themen sind - leider - immer aktuell: Mobbing, Clickenbildung in der Schule, exzessiver Alkoholkonsum von Minderjährigen... Es gibt Hunderte von Büchern über diese Themen, aber dennoch schafft es die Autorin, sie spannend und originell zu verpacken - das Buch ist ein echter "Pageturner", man will einfach wissen, wie es weitergeht mit Chelsea, ihren neuen und alten Freunden und natürlich Noah, dem armen Kerl, der dank Chelsea im Krankenhaus liegt.

Dabei ist Chelsea zu Beginn alles andere als sympathisch: sie ist eine oberflächliche kleine Zicke, die sich vom Gruppenzwang leiten lässt und ihre Position als eines der angesagtesten Mädchen der Schule hemmungslos ausnutzt, um weniger beliebte Jugendliche zu unterdrücken und demütigen. Aber im Laufe des Buches gewinnt man den Eindruck, dass dahinter keine echte Boshaftigkeit steckt, sondern der verzweifelte Wunsch, dazuzugehören und die Angst davor, selber zum Opfer von Mobbing zu werden. Der Schock, als Noah wegen etwas, was sie gedankenlos ausgeplaudert hat, fast stirbt, ist enorm, und tatsächlich zieht sie danach ihr selbstauferlegtes Schweigegelübde eisern durch, und das verändert ihr ganzes Leben. Sie hat auf einmal viel Zeit und Ruhe zum Nachdenken, und sie erfährt am eigenen Leib, was Mobbing wirklich bedeutet... Im Laufe des Buches verändert sie sich, man kann ihr praktisch dabei zusehen, wie sie als Mensch wächst und neue, bessere Wertvorstellungen annimmt.

Die neuen Freunde, die sie dabei gewinnt - Außenseiter, denen sie früher die kalte Schulter gezeigt hätte -, sind wunderbar und unerwartet: welchen Grund haben sie eigentlich, ausgerechnet Chelsea eine Chance zu geben? In Aisha begegnet Chelsea zum ersten Mal ein Mensch, der ihr aus purer Selbstlosigkeit und Herzensgüte hilft. Und in Sam, Noahs bestem Freund, der sie ja eigentlich hassen müsste, findet sie einen Jungen, der ihr bald mehr bedeutet, als sie für möglich gehalten hätte. Noah begegnet man erst gegen Ende des Buches, aber auch er ist ein großartiger, glaubwürdiger Charakter, der mir schnell ans Herz gewachsen ist.

Der Schreibstil trifft perfekt den richtigen Ton, vielleicht weil die Autorin selber noch sehr jung war, als sie dieses Buch schrieb. Jugendsprache in Büchern kann leicht aufgesetzt und unglaubwürdig klingen, aber wie Chelsea hier die Geschehnisse aus ihrer Sicht erzählt, war für mich durch und durch glaubhaft. Trotz des ernsten Themas wird vieles humorvoll erzählt, und auch die Romantik kommt in diesem Buch nicht zu kurz, wobei es Gott sei Dank nicht vor Kitsch trieft.

Kontra:
Chelsea ist am Anfang wirklich extrem unausstehlich, da muss man erstmal durch, bevor die Geschichte ins Rollen kommt. Das Ende lief mir vielleicht ein kleines bisschen zu glatt, aber andererseits war ich auch froh darüber...

Zusammenfassung:
Das Buch kann man auch als Erwachsener mit Spannung lesen, aber ich finde, es ist vor Allem ein wichtiges Buch für Jugendliche, die selber noch in die Schule gehen und damit in einer Situation sind, in der Gruppenzwang und Mobbing Bestandteile des ganz normalen Alltags sind.
 

Kommentare

Shanna kommentierte am 19. Dezember 2013 um 09:19

Das Buch will ich unbedingt noch lesen =)