Rezension

Sommerferien XL

Die Kunst, einen Dinosaurier zu falten
von Kristina Pfister

Bewertet mit 4 Sternen

Die Kunst einen Dinosaurier zu falten' ist für mich '...a stunning debut novel, one that seems destined to help define a generation', auch wenn das eigentlich Jay McInerey über Sweetbitter gesagt hat. Auf dieses Buch trifft es viel besser zu. :)

Annika hat ihr Bachelor-Studium abgeschlossen und ist nun unentschieden, was sie weiter mich sich und ihrem Leben anfangen will. Sie sehnt sich nach einem ausgefüllten Leben, wie es anscheinend das Mädchen hat, das auf der anderen Straßenseite lebt: Marie-Louise. Zufällig stammen beide aus dem gleichen Dorf und treffen sich dort wenig später wieder um einen gemeinsamen, lethargischen Sommer zu verbringen, in dem sie sich mit ihren eigenen und den Erwartungen der anderen konfrontiert sehen. Ob sie sich jedoch mit ihnen auseinander setzen, steht auf einem anderen Blatt.

Kristina Pfisters Buch ist nicht unbedingt ein 'arbeitsmarkt-technischer' Einblick in die 'Generation Praktikum', denn entgegen der Erwartungen, die der Klappentext (unbeabsichtigt?) schürt, geht es überhaupt nicht um die Erfahrungen, die Annika bei ihren Praktika sammelt. Es geht tatsächlich nur um diesen einen Sommer und ob der nun am Ende des Studiums, nach dem Abi oder irgendwann in den Schul- oder Semesterferien angesiedelt ist, spielt überhaupt keine Rolle. Der Roman fängt eine Stimmung ein, die das Coverbild wunderbar wiedergibt: Langeweile pur, Ideen- und Ratlosigkeit und generelle Lustlosigkeit. Zwar ist die Protagonistin an diesem und jenem interessiert, aber jeweils nur halbherzig. Am meisten Anziehung übt Marie-Louise auf Annika aus und ihr Einfluss ist nicht immer unbedingt der beste. Viele Gedankengänge und halbseidenen Motivationsversuche, die Faszination von einer anderen Person, die Diskrepanz zwischen der Person, die wir in der Schule waren und die wir dann wurden, Selbstsedierung durch Computerspiele, das alles kommt mir mehr als nur bekannt vor. Ich glaube, die meisten von uns werden früher oder später mal so einen Sommer verbracht haben.

In diesem Buch passiert nicht viel, so viel sei verraten. Allerdings generiert es einen gewissen Sog, der durch flüssige, klare Sprache dazu führt, dass man von der Poesie der Langsamkeit und des Nichtstuns angerührt wird.