Rezension

Spannend!

Tiefer denn die Hölle - Peter Gallert, Jörg Reiter

Tiefer denn die Hölle
von Peter Gallert Jörg Reiter

Bewertet mit 4 Sternen

Tiefer denn die Hölle

Ich muss zugeben, dass ich mit diesem Krimi zuerst etwas Startschwierigkeiten hatte. Aber das Dranbleiben hat sich zum Glück noch gelohnt! Als absoluter Schweden-Krimi-Fan bin ich aber auch oft gegenüber den Deutschen Kollegen etwas voreingenommen ;-)

Es geht in diesem Buch um den Polizeiseelsorger Bauer, der in einer Dienststelle der Polizei im Ruhrgebiet zusammen mit seinem katholischen Kollegen Vaals die Polizei unterstützt. Ich gebe zu, als ich die ersten Seiten gelesen habe, dachte ich mir nur, wieso braucht die Polizei zwei Seelsorger in einer Dienststelle und wieso mischt sich Bauer überall ein? Aber im Verlauf des Buches passte Bauer für mich immer besser in den Polizeiapparat und wurde mir auch immer sympathischer.

Nun aber zum Inhalt: es geht um eine Leiche, die in einem stillgelegten Bergwerk gefunden wird. Die Leiche ist stark verstümmelt und komplett mit Honig übergossen. Dieser Anblick schockt selbst die erfahrenen Polizisten und auch den Seelsorger Vaals, der einen Kollegen nach Entdeckung der Leiche seelischen Beistand leisten wollte. Das, was Vaals selbst am Tatort sieht, nimmt den älteren Mann leider so mit, dass er einen Herzanfall erleidet. Er wird sofort ins Krankenhaus gebracht, doch noch bevor er ins Koma fällt, kann er seinem Kollegen Bauer noch einige Worte zuflüstern. Um das Wohl seines Kollegen besorgt, macht sich Bauer auf die Suche nach der Bedeutung dieser Worte und gerät mitten in den Strudel der turbulenten Ermittlungen.

Am Ende hat dieser Krimi alles, was einen guten Krimi ausmacht: einen gruseligen Fundort, entstellte und unbekannte Ermordete, einen Mörder mit Hang zur Quälerei, einen mysteriösen Zeugen, den Verdacht auf sexuellen Kindesmissbrauch, Konflikte innerhalb des Polizeiteams, eine Verkettung von ungeahnten Ereignissen und zu guter Letzt eine Portion Zwischenmenschlichkeit und Liebe. In dieser Reihe kommt durch die Kollegen Bauer und Vaals sogar noch ein religiöser Aspekt.

Obwohl die Taten des Mörders scheußlich sind, ist es eher ein Krimi als ein Thriller und auch für Leser verträglich, die nicht ganz so tief in die Abgründe der menschlichen Seele eintauchen wollen. Den Schreibstil fand ich zunächst etwas gewöhnungsbedürftig, ich konnte mich aber ab der Mitte des Buches an ihn gewöhnen. Die Protagonisten sind gut beschrieben, man kann sich direkt in sie hineinversetzen. Über den Schauplatz, das Ruhrgebiet, habe ich mich als waschechter Ruhrpottler sehr gefreut. Nebenbei lernt man sogar etwas aus der Zeit der Bergleute.

Obwohl es anscheinend der zweite Teil einer Reihe war, konnte ich der Geschichte auch ohne Vorkenntnisse folgen. Das Ende lässt auch noch auf eine Fortsetzung hoffen. Denn obwohl der Fall gelöst ist, scheint es in den Zwischenmenschlichen Beziehungen noch eine offene Fragen zu geben.

Alles in allem ein gelungener Krimi, der (für mich ab der Hälfte) absolut spannend und fesselnd war!