Rezension

Spannend, aber auch etwas überzogen

Dark Village - Band 2 - Kjetil Johnsen

Dark Village - Band 2
von Kjetil Johnsen

Bewertet mit 3 Sternen

Hinweis: Es handelt sich um den zweiten Tell einer Reihe. Inhaltsangabe und Rezension könnten etwas über die Handlung des ersten Bandes verraten.

Inhalt 
Nora, Trine, Vilde und Benedicte - vier Freundinnen mit Geheimnissen, die einer von ihnen schon bald den Tod bringen werden.
Nora trifft sich heimlich mit Nick, obwohl Benedicte auf ihn steht. Dieser hat wiederum mit dunklen Geheimnissen zu kämpfen.
Trine und Vilde werden von ihrer Lehrerin erpresst und gehen damit sehr unterschiedlich um. 
Benedicte spielt mit dem Feuer, als sie sich mit dem Mann trifft, dem sie im Internet Nacktfotos geschickt hat.

Meinung 
Ich hatte den ersten Band der „Dark Village“-Reihe vor etwa vier Jahren gelesen und war daher dankbar für das knappe „Was bisher geschah“ zu Beginn des Buches. Anschließend findet man erstaunlich schnell in die Geschichte rein, dafür, dass es so viele verschiedene Perspektiven gibt, die in recht kurzen Kapiteln stetig wechseln.
Der Autor gibt sich sichtlich Mühe, die Spannung ins Unermessliche zu steigern und die Leser*innen bei Stange zu halten, indem er in diesem Band immer mehr Abgründe auftut und weiterhin mit dramatischen Anspielungen nicht spart, beispielsweise dem „Countdown“ bis zum Mord. Zum Teil funktioniert das super, denn er hält mich so definitiv bei Stange und hat dafür gesorgt, dass ich die Reihe gerne bald beenden würde. 
Zum Teil wirken die vielen Anspielungen, die jedes Gefühl von Sicherheit gleich durch Bemerkungen wie „Glaubte er“ zunichtemachen, und die „dunklen“ Gehemnisse und verwirrenden Motive der Figuren aber auch etwas zu viel des Guten, da man sich kaum vorstellen kann, dass so viel Dunkles auf einmal in einer skandinavischen Kleinstadt stattfinden würde. Die Motive der Lehrerin Synnøve Viksveen, die Vilde und Trine erpresst, werden beispielsweise nie klar, obwohl sie als abgrundtief böse Figur dargestellt wird.
Probleme hatte ich weiterhin mit den Figuren, da ich mich in kaum eine so wirklich hineinversetzen konnte. Nora als die ruhige, zwischen den anderen vermittelnde Freundin war mir noch am ehesten sympathisch, doch sie scheint sich erschreckend viel über ihre (mangelnde) Erfahrung mit sexuellen Beziehungen zu definieren - mit gerade einmal 15.
Überhaupt sind die Figuren für ihr Alter erstaunlich viel auf Sex fixiert und immer wieder wird sexuelle Erregung beschrieben, wenn es für die Handlung absolut nicht nötig wäre. Am meisten hat mich hier gestört, dass die lesbische Vilde sich zu beinahe jeder Frau, der sie im Laufe des Buches nahekommt, sexuell hingezogen zu fühlen scheint, als würde man als lesbische Frau automatisch jede andere Frau beinahe anspringen. Diese Darstellung fand ich ziemlich unpassend. 
Überhaupt war die Darstellung von Homosexualität für mich recht fragwürdig, denn für Vilde und Trine scheint ein mögliches Outline den Untergang der Welt zu bedeuten, sodass sie sich lieber erpressen lassen und Vilde sich zu fragwürdigen Dingen zwingen lässt. Wieso lesbisch sein so schlimm sein soll - ob beispielsweise die Kleinstadt total konservativ und engstirnig ist -, wird allerdings nie erklärt.
Andere Probleme des Buches mögen für Teenager dramatisch sein, wirkten auf mich aber eher unnötig aufgeblasen, beispielsweise dass Nora auf Nick steht, auf den auch Benedicte steht, oder dass sie gerne beliebter wäre. 
Im Gegensatz dazu sind einige der sehr jungen Figuren dafür erstaunlich brutal, was für mich nicht immer zusammenpasste.

Fazit 
Der Aufbau der „Dark Village“-Reihe reizt mich nach wie vor, denn hier wird gekonnt Spannung aufgebaut und gehalten, nicht zuletzt durch undurchsichtige Figuren, von denen es immer mehr zu geben scheint. Gleichzeitig wirken viele Dinge für mich ziemlich überzogen und ich konnte zu den Figuren keinen richtigen Anschluss finden.