Rezension

Spannend aber kein Psychothriller

Ich soll nicht lügen - Sarah J. Naughton

Ich soll nicht lügen
von Sarah J. Naughton

Bewertet mit 3 Sternen

Es geht um Mags und Jody, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Sie haben eine Verbindung: den Bruder bzw. Verlobten Abe, der nach einem Sturz im Koma liegt. Abes Schwester Mags, eine erfolgreiche Anwältin, reist als einzig bekannte Verwandte aus den USA ein um ihren Bruder im Krankenhaus zu besuchen und alle damit verbundenen Formalitäten zu klären. Die Geschwister hatten in den letzten Jahren keinen Kontakt mehr und Mags ist geschockt, als sie um die Umstände ihres Bruders erfährt. Er wohnt in einer Kirche, die für sozial Schwache und Bedürftige als Wohnhaus ausgebaut wurde. Dort trifft Mags auf alle anderen Bewohner des Hauses. Sie ist sich sicher, dass Abe sich nicht umgebracht hat. Die labile Judy hingegen, die als einzige Zeugin in Frage kommt, kann keine verlässliche Aussage über das Ereignis geben. Sie war angeblich beim besagten Zeitpunkt kurz in ihrer Wohnung und hat nichts mitbekommen. Mags verdächtigt Judy und versucht herauszufinden, was wirklich passiert ist.

Das Buch ist sehr spannend. Ich hatte am Anfang allerdings etwas Startschwierigkeiten und brauchte ein paar Seiten um mich richtig einzulesen. Auch wenn man bis zum Schluss rätseln kann, was mit Abe passiert ist, hat das Buch den Titel „Psychothriller“ nicht ganz verdient. Für „Psycho“ fehlt da noch etwas ;-)

Gut gefallen, haben mir die Perspektivwechsel, die das Buch spannend und abwechslungsreich machen. Vor allem die Erlebnisse eines kleinen Mädchens, das erstmal ohne Namen bleibt, haben mich gefesselt und meine Interesse geweckt.

Auch die Orte, an denen die Geschichte spielt, sind perfekt gewählt. Die schlechtere Wohngegen Londons und vor allem die umfunktionierte Kirche tragen viel zu der düsteren Atmosphäre des Buches bei.

Die Charaktere des Buches sind geheimnisvoll und niemand ist ein unbeschriebenes Blatt. Man erfährt im Laufe des Buches stückchenweise sehr viel über sie. Am Ende fügt sich dann alles zu einem gemeinsamen Bild zusammen. Der Spannungsbogen stimmt hier auf jeden Fall.

Weniger gut gefallen, haben mir die Abschnitte, in denen es um Judy ging. Ich mag es generell nicht, wenn Protagonisten zu wehleidig sind und viel jammern. Das passt zwar sehr zu Judys Charakter und ihrer Rolle im Buch, nervt mich aber leider trotzdem.

Auch der Schreibstil war teilweise nicht ganz nach meinem Geschmack.

Zusammenfassend: spannende Geschichte mit einem tollen Schauplatz und vielseitigen Charakteren, aber kein Psychothriller.