Rezension

Spannend, aber überkonstruiert

Die gute Tochter
von Karin Slaughter

Bewertet mit 4 Sternen

1989 dringen zwei maskierte Männer in das Haus eines umstrittenen Strafverteidigers ein um ihn zu ermorden. Doch statt seiner finden sie nur die Ehefrau und die beiden Töchter vor. Die Sache eskaliert, die Ehefrau stirbt, die ältere Tochter Sam überlebt, wenn auch durch einen Kopfschuss gezeichnet. Die jüngere Tochter Charlie ist psychisch belastet. Obwohl die beiden Vermeintlichen Täter zur Rechenschaft gezogen werden, zerbricht die Familie zerbricht an den Folgen dieser Tat, denn die beiden Schwestern entzweien sich und leben nach Sams Weggang nach New York auch räumlich voneinander getrennt.

28 Jahre später gerät Charlie durch einen dummen Zufall in einen Amoklauf an ihrer alten Schule, bei dem zwei Menschen sterben. Die vermeintliche Täterin wird noch in der Schule festgenommen und steht als kaltblütige Killerin da, der die Todesstrafe droht. In dieser Situation übernimmt ausgerechnet Rusty, der Vater Sams und Charlies die Verteidigung. Sein Einsatz für die vorverurteilte Amokläuferin führt zu einem weiteren Anschlag auf sein Leben, weshalb Sam, inzwischen erfolgreiche Patentanwältin,  genötigt ist, an den Ort ihrer Kindheit zurückzukehren. Notgedrungen vertritt sie ihren Vater zunächst bei der Vorverhandlung, bei der einige Ungereimtheiten deutlich werden. Als Rusty infolge des Anschlags stirbt, übernimmt sie den Fall dann vollends.

Spannend ist der Roman allemal, zumal sich die Handlungen auf den beiden Zeitebenen durchaus überschneiden und ergänzen. Insofern sei er jedem Thrillerleser ans Herz gelegt, aber wer es weniger brutal mag, muss ihn nicht unbedingt lesen. Persönlich ist er mir in mancher Hinsicht zu überfrachtet, natürlich hinterlässt so eine Tat wie die von 1989 bei den Überlebenden Folgen, aber ober sie darum alle wirklich so verkorkst sein müssen, wie die Autorin es schildert, wenn etwa eine der beiden Schwestern beinahe beziehungsunfähig erscheint. Sam, und vor allem die ermordete Mutter, sind übermenschliche Genies, die alles wissen und können, nur vielleicht keine Emotionen. Und, zuguterletzt, auch wenn es sich bei Pikeville, dem Handlungsort, um eine Kleistadt in Georgia handelt, die Tatsache, dass sich alle Beteiligten irgendwie zu kennen scheinen und auch auf beiden Zeitebenen erscheinen, machen für mich zu sehr den Eindruck, dass der Roman am Reißbrett entstanden ist.